Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus): Unterschied zwischen den Versionen

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Wilder Spinat, Dorfgänsefuß, Stolzer Heinrich, Gänsekraut
Wilder Spinat, Dorfgänsefuß, Stolzer Heinrich, Gänsekraut
====Botanischer Name====
====Botanischer Name====
"Chenopodium" gr. chen "Gans" podion "Füßchen", "bonus-henricus" Guter Heinrich, Heinrich oder Heinz war ein oft benutzter Name für gutmütige und hilfreiche Elben und Kobolde (Heinzelmännchen)
==== Englischer Name ====
==== Englischer Name ====
Good King Henry
Good King Henry
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Saponine, Proteine, Chlorophyll, Vitamine, Mineralstoffe, Eisen
Saponine, Proteine, Chlorophyll, Vitamine, Mineralstoffe, Eisen
====Literatur====
====Literatur====
* Das Kräuterkulinarium S.72, Maiga Werner (2014)
* Die Kräuter in meinem Garten S.220, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
* Die Kräuter in meinem Garten S.220, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
* Delikatessen aus Unkräutern S.120,Friedrich Graupe, Sepp Koller (2005)
* Delikatessen aus Unkräutern S.120,Friedrich Graupe, Sepp Koller (2005)
* Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.184, Detlev Henschel (2002)
* Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.184, Detlev Henschel (2002)
* Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.42, Eve Marie Helm (1978)
* Köstliches aus dem Garten S.108, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
* Köstliches aus dem Garten S.108, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
* Kräuter S.117, Burkhard Bohne (2010)
* Kräuter S.117, Burkhard Bohne (2010)
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====Geschichte und Geschichten====
====Geschichte und Geschichten====


Der Gute Heinrich ist eine ausdauernde Pflanze, die schon seit langer Zeit von Menschen genutzt wird. Sie gedeiht fast überall auf der nördlichen Erdhalbkugel und ist dem Menschen bei seiner Sesshaftwerdung in die Dörfer gefolgt. Dort fand er ihm zusagende Bedingungen und breitete sich auf allen halbwegs nährstoffreichen Freiflächen aus. Ihm reichten auch Mauerritzen und Wegränder um seine Wurzeln zu versenken und nach oben hin üppig auszutreiben. Oft trat er gemeinsam mit der Großen Brennnessel auf, die einen ähnlichen Stickstoffbedarf hat. Während die Pflanze in mittelalterlichen Dörfern so häufig vorkam, dass ein Anbau kaum lohnte, ist sie aus unseren modernen, aufgeräumten Landschaften fast völlig verschwunden und mittlerweile geschützt. Erst in den letzten Jahren setzt eine Rückbesinnung auf diese alte Gemüsepflanze ein und sie taucht in Gärten und auch in Rezeptsammlungen wieder auf.  
Der Gute Heinrich ist eine ausdauernde Pflanze, die schon seit langer Zeit vom Menschen genutzt wird. Sie gedeiht fast überall auf der nördlichen Erdhalbkugel und ist dem Menschen bei seiner Sesshaftwerdung in die Dörfer gefolgt. Dort fand er ihm zusagende Bedingungen und breitete sich auf allen halbwegs nährstoffreichen Freiflächen aus. Ihm reichten auch Mauerritzen und Wegränder um seine Wurzeln zu versenken und nach oben hin üppig auszutreiben. Oft trat er gemeinsam mit der Großen Brennnessel auf, die einen ähnlichen Stickstoffbedarf hat. Während die Pflanze in mittelalterlichen Dörfern so häufig vorkam, dass ein Anbau kaum lohnte, ist sie aus unseren modernen, aufgeräumten Landschaften fast völlig verschwunden und mittlerweile geschützt. Erst in den letzten Jahren setzt eine Rückbesinnung auf diese alte Gemüsepflanze ein und sie taucht in Gärten und auch in Rezeptsammlungen wieder auf.  


Die dreieckigen sattgrünen Blätter weisen den Guten Heinrich als Mitglied der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) aus. Sein Name soll vom Guten König Heinrich hergeleitet sein, der in der Mythologie der König des Heimes war. Eine andere Deutung bezieht sich auf den Armen Heinrich, der vom Aussatz geplagt wurde. Guter Heinrich wurde immer wieder zur Behandlung von Hautkrankheiten benutzt, ein Umschlag aus den gekochten Blättern half, Verletzungen schneller heilen zu lassen. Der Volksname "Gänsekraut" bezieht sich auf die Blätter, die wie der Abdruck eines Gänsefußes aussehen. Im Austrieb sind die Blätter unterseits deutlich bemehlt und fühlen sich leicht klebrig an. Sie werden relativ groß und bilden zunächst dichte Büschel. In diesem recht kurzen Stadium können die Pflanzen beerntet werden. Sie treiben schon bald bis zu 80cm hohe Blütenstände, dann sind die Blätter zwar immer noch essbar, aber ziemlich herb und faserig. Die Blüten sind wie bei den meisten Gänsfußgewächsen sehr unauffällig, stehen in länglichen Scheinähren und variieren von zartgrün bis rosa. Bleiben die Samenstände an der Pflanze, so sät sie sich in der näheren Umgebung aus und vergrößert so ihren Bestand. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert das Blattwachstum und bringt mehrmals im Jahr genug Grün für die Küche. Sagt dem Guten Heinrich sein Standort zu, so reichen drei bis vier Pflanzen aus, um während des Sommers einige Mahlzeiten zu ernten. Bis in Höhenlagen von 3000 Meter ist die Pflanze anzutreffen, sucht auch hier die Nähe des Menschen und wächst gern auf Schutthalden und rund um Almhütten. Nicht nur in den Bergen sondern auch am Meer fühlt sie sich wohl, kann hier auf ihre Fähigkeit zurüchgreifen, mit hohen Salzkonzentrationen im Boden zurecht zu kommen. Über den weißen Belag auf den Blättern, der in Wirklichkeit aus winzigen Haaren besteht, sondern Gänsefußgewächse überschüssiges Salz einfach wieder ab. Im Garten ist die Pflanze für eine gelegentliche Prise Salz sogar dankbar.
Die dreieckigen sattgrünen Blätter weisen den Guten Heinrich als Mitglied der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) aus. Der Name Heinrich wurde häufig Kobolden oder Elben zugedacht,die je nach deren Gesinnung gute oder böse Wesen aus der anderen Welt waren. Etliche Pflanzen tragen dieses Attribut zumindest in volkstümlichen Namen. Dem Guten Heinrich wurden viele positive Eigenschaften zugeschrieben, für die gute Geister verantwortlich waren. Er wurde immer wieder zur Behandlung von Hautkrankheiten genutzt, ein Umschlag aus den gekochten Blättern half, Verletzungen schneller heilen zu lassen. Getrocknet verliert das Kraut seine Heilkraft, kann aber fast das ganze Jahr über frisch geerntet werden.  Der Volksname "Gänsekraut" bezieht sich auf die Blätter, die wie der Abdruck eines Gänsefußes aussehen. Im Winter stellt die Pflanze das Wachstum ein und sieht aus, als würde sie sich in die welken äußeren Blätter kuscheln um sich zu wärmen. Im Frühjahrsaustrieb sind die Blätter unterseits deutlich bemehlt und fühlen sich leicht klebrig an. Sie werden schnell relativ groß und bilden zunächst dichte Büschel. In diesem recht kurzen Stadium können die Pflanzen beerntet werden. Sie treiben schon bald bis zu 80cm hohe Blütenstände, dann sind die Blätter zwar immer noch essbar, aber ziemlich herb und faserig. Die Blüten sind wie bei den meisten Gänsfußgewächsen sehr unauffällig, stehen in länglichen Scheinähren und variieren von zartgrün bis rosa. Bleiben die Samenstände an der Pflanze, so sät sie sich in der näheren Umgebung aus und vergrößert so ihren Bestand. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert das Blattwachstum und bringt mehrmals im Jahr genug Grün für die Küche. Natürlich können die Blütenknospen auch vor der Blüte entfernt werden, um das Blattwachstum anzuregen. Sagt dem Guten Heinrich sein Standort zu, so reichen drei bis vier Pflanzen aus, um während des Sommers einige Mahlzeiten zu ernten. Bis in Höhenlagen von 3000 Meter ist die Pflanze anzutreffen, sucht auch hier die Nähe des Menschen und wächst gern auf Schutthalden und rund um Almhütten. Nicht nur in den Bergen sondern auch am Meer fühlt sie sich wohl, kann hier auf ihre Fähigkeit zurückgreifen, mit hohen Salzkonzentrationen im Boden zu Recht zu kommen. Über den weißen Belag auf den Blättern, der bei genauem Hinsehen aus winzigen Haaren besteht, sondern Gänsefußgewächse überschüssiges Salz einfach wieder ab. Im Garten ist die Pflanze für eine gelegentliche Prise Salz sogar dankbar.
 
Als Vorfahre unseres Spinats lässt sich der Gute Heinrich in der Küche wie dieser verwenden. Die Blätter fallen beim Kochen in sich zusammen, so dass eine größere Menge nötig ist, der Geschmack ist ein bisschen kräftiger als der unserer heutigen Spinatkulturen. Die jungen bemehlten Triebe können roh gemischte Salate bereichern und die Blütenknospen lassen sich ähnlich wie Broccoli als Gemüse zubereiten.  




====Kulinarisches====
====Kulinarisches====
[[Category: Gänsefußgewächse]]
[[Category: Gänsefußgewächse]]

Version vom 15. November 2014, 18:35 Uhr

Weitere Namen

Wilder Spinat, Dorfgänsefuß, Stolzer Heinrich, Gänsekraut

Botanischer Name

"Chenopodium" gr. chen "Gans" podion "Füßchen", "bonus-henricus" Guter Heinrich, Heinrich oder Heinz war ein oft benutzter Name für gutmütige und hilfreiche Elben und Kobolde (Heinzelmännchen)

Englischer Name

Good King Henry

Familie

Gänsefußgewächse, Chenopodiaceae

Verbreitung

Europa, Nordamerika

Wuchs

Guter Heinrich, Austrieb

horstig aufrecht, Blätter sattgrün dreieckig zugespitzt, in jungem Stadium unterseits mehlig und etwas klebrig, schnell in Blüte gehend, dann etwa 50-70cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, (August), September

Blüte

Guterheinrich1.jpg

unaufällig grünliche Scheinähre mit winzigen kugeligen Blüten

Fruchtreife

August, Oktober

Frucht

Vermehrung

durch Aussaat, Teilung älterer Pflanzen

Frosthärte

zieht im Herbst ein, Wurzel frosthart

Pflege

Rückschnitt der Blütenstände, um das Blattwachstum anzuregen

Verwendbare Teile

frische Blätter und Sprosse als Salatzutat oder gekocht als Spinat, enthält viele Vitamine und Mineralstoffe, frische Blätter als Breiumschlag bei Entzündungen und schlecht heilenden Wunden

Inhaltsstoffe

Saponine, Proteine, Chlorophyll, Vitamine, Mineralstoffe, Eisen

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.72, Maiga Werner (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.220, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Delikatessen aus Unkräutern S.120,Friedrich Graupe, Sepp Koller (2005)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.184, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.42, Eve Marie Helm (1978)
  • Köstliches aus dem Garten S.108, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.117, Burkhard Bohne (2010)
  • Von fast vergessenen Gemüsen, Kräutern und Beeren S.17, Marianna Buser, Antonia Koch (2002)
  • Wo der Pfeffer wächst S.84, Hansjörg Küster (1987)

Geschichte und Geschichten

Der Gute Heinrich ist eine ausdauernde Pflanze, die schon seit langer Zeit vom Menschen genutzt wird. Sie gedeiht fast überall auf der nördlichen Erdhalbkugel und ist dem Menschen bei seiner Sesshaftwerdung in die Dörfer gefolgt. Dort fand er ihm zusagende Bedingungen und breitete sich auf allen halbwegs nährstoffreichen Freiflächen aus. Ihm reichten auch Mauerritzen und Wegränder um seine Wurzeln zu versenken und nach oben hin üppig auszutreiben. Oft trat er gemeinsam mit der Großen Brennnessel auf, die einen ähnlichen Stickstoffbedarf hat. Während die Pflanze in mittelalterlichen Dörfern so häufig vorkam, dass ein Anbau kaum lohnte, ist sie aus unseren modernen, aufgeräumten Landschaften fast völlig verschwunden und mittlerweile geschützt. Erst in den letzten Jahren setzt eine Rückbesinnung auf diese alte Gemüsepflanze ein und sie taucht in Gärten und auch in Rezeptsammlungen wieder auf.

Die dreieckigen sattgrünen Blätter weisen den Guten Heinrich als Mitglied der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) aus. Der Name Heinrich wurde häufig Kobolden oder Elben zugedacht,die je nach deren Gesinnung gute oder böse Wesen aus der anderen Welt waren. Etliche Pflanzen tragen dieses Attribut zumindest in volkstümlichen Namen. Dem Guten Heinrich wurden viele positive Eigenschaften zugeschrieben, für die gute Geister verantwortlich waren. Er wurde immer wieder zur Behandlung von Hautkrankheiten genutzt, ein Umschlag aus den gekochten Blättern half, Verletzungen schneller heilen zu lassen. Getrocknet verliert das Kraut seine Heilkraft, kann aber fast das ganze Jahr über frisch geerntet werden. Der Volksname "Gänsekraut" bezieht sich auf die Blätter, die wie der Abdruck eines Gänsefußes aussehen. Im Winter stellt die Pflanze das Wachstum ein und sieht aus, als würde sie sich in die welken äußeren Blätter kuscheln um sich zu wärmen. Im Frühjahrsaustrieb sind die Blätter unterseits deutlich bemehlt und fühlen sich leicht klebrig an. Sie werden schnell relativ groß und bilden zunächst dichte Büschel. In diesem recht kurzen Stadium können die Pflanzen beerntet werden. Sie treiben schon bald bis zu 80cm hohe Blütenstände, dann sind die Blätter zwar immer noch essbar, aber ziemlich herb und faserig. Die Blüten sind wie bei den meisten Gänsfußgewächsen sehr unauffällig, stehen in länglichen Scheinähren und variieren von zartgrün bis rosa. Bleiben die Samenstände an der Pflanze, so sät sie sich in der näheren Umgebung aus und vergrößert so ihren Bestand. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert das Blattwachstum und bringt mehrmals im Jahr genug Grün für die Küche. Natürlich können die Blütenknospen auch vor der Blüte entfernt werden, um das Blattwachstum anzuregen. Sagt dem Guten Heinrich sein Standort zu, so reichen drei bis vier Pflanzen aus, um während des Sommers einige Mahlzeiten zu ernten. Bis in Höhenlagen von 3000 Meter ist die Pflanze anzutreffen, sucht auch hier die Nähe des Menschen und wächst gern auf Schutthalden und rund um Almhütten. Nicht nur in den Bergen sondern auch am Meer fühlt sie sich wohl, kann hier auf ihre Fähigkeit zurückgreifen, mit hohen Salzkonzentrationen im Boden zu Recht zu kommen. Über den weißen Belag auf den Blättern, der bei genauem Hinsehen aus winzigen Haaren besteht, sondern Gänsefußgewächse überschüssiges Salz einfach wieder ab. Im Garten ist die Pflanze für eine gelegentliche Prise Salz sogar dankbar.

Als Vorfahre unseres Spinats lässt sich der Gute Heinrich in der Küche wie dieser verwenden. Die Blätter fallen beim Kochen in sich zusammen, so dass eine größere Menge nötig ist, der Geschmack ist ein bisschen kräftiger als der unserer heutigen Spinatkulturen. Die jungen bemehlten Triebe können roh gemischte Salate bereichern und die Blütenknospen lassen sich ähnlich wie Broccoli als Gemüse zubereiten.


Kulinarisches