Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Wilder Spinat, Dorfgänsefuß, Stolzer Heinrich, Gänsekraut

Botanischer Name

"Chenopodium" gr. chen "Gans" podion "Füßchen", "bonus-henricus" Guter Heinrich, Heinrich oder Heinz war ein oft benutzter Name für gutmütige und hilfreiche Elben und Kobolde (Heinzelmännchen)

Englischer Name

Good King Henry

Familie

Gänsefußgewächse, Chenopodiaceae

Verbreitung

ursprünglich in den Alpen beheimatet, Europa, Nordamerika

Wuchs

Guter Heinrich, Austrieb (18.4.)

ausdauernd, fleischige Wurzel, horstig aufrecht, Blätter sattgrün dreieckig zugespitzt, in jungem Stadium unterseits mehlig (winzige Härchen zur Salzausscheidung) und etwas klebrig, schnell in Blüte gehend, dann etwa 50-70cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, nahrhafter Boden (salztolerant)

Blütezeit

Juni, Juli, (August), September

Blüte

miniatur (3.6.) unaufällig grünliche Scheinähre mit winzigen kugeligen Blüten

Fruchtreife

August, Oktober

Frucht

Einsamige Nuss

Vermehrung

durch Aussaat, die Samen haften an vorbeistreifenden Tieren, Teilung älterer Pflanzen

Frosthärte

teilweise wintergrün, Wurzel frosthart

Pflege

Rückschnitt der Blütenstände, um das Blattwachstum anzuregen

Verwendbare Teile

frische Blätter und Sprosse als Salatzutat oder gekocht als Spinat, enthält viele Vitamine und Mineralstoffe, frische Blätter als Breiumschlag bei Entzündungen und schlecht heilenden Wunden

Inhaltsstoffe

Saponine, Proteine, Chlorophyll, Vitamine, Mineralstoffe, Eisen

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.72, Maiga Werner (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.220, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Delikatessen aus Unkräutern S.120,Friedrich Graupe, Sepp Koller (2005)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.184, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.42, Eve Marie Helm (1978)
  • Köstliches aus dem Garten S.108, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.117, Burkhard Bohne (2010)
  • Von fast vergessenen Gemüsen, Kräutern und Beeren S.17, Marianna Buser, Antonia Koch (2002)
  • Wo der Pfeffer wächst S.84, Hansjörg Küster (1987)

Geschichte und Geschichten

Der Gute Heinrich ist eine ausdauernde Pflanze, die schon seit langer Zeit vom Menschen genutzt wird. Sie gedeiht fast überall auf der nördlichen Erdhalbkugel und ist dem Menschen bei seiner Sesshaftwerdung in die Dörfer gefolgt. Dort fand er ihm zusagende Bedingungen und breitete sich auf allen halbwegs nährstoffreichen Freiflächen aus. Ihm reichten auch Mauerritzen und Wegränder um seine Wurzeln zu versenken und nach oben hin üppig auszutreiben. Oft trat er gemeinsam mit der Großen Brennnessel auf, die einen ähnlichen Stickstoffbedarf hat. Während die Pflanze in mittelalterlichen Dörfern so häufig vorkam, dass ein Anbau kaum lohnte, ist sie aus unseren modernen, aufgeräumten Landschaften fast völlig verschwunden und mittlerweile geschützt. Erst in den letzten Jahren setzt eine Rückbesinnung auf diese alte Gemüsepflanze ein und sie taucht in Gärten und auch in Rezeptsammlungen wieder auf.

Die dreieckigen sattgrünen Blätter weisen den Guten Heinrich als Mitglied der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) aus. Die Namen Heinz oder Heinrich wurden häufig Kobolden oder Elben zugedacht,die je nach deren Gesinnung gute oder böse Wesen aus der anderen Welt waren, so zum Beispiel auch die allbekannten Heinzelmännchen. Etliche Pflanzen tragen dieses Attribut zumindest in volkstümlichen Namen. Der Gute Heinrich stand unter der Obhut freundlicher Geister, die ihm viele positive Eigenschaften zukommen ließen. Er wurde immer wieder zur Behandlung von Hautkrankheiten genutzt, ein Umschlag aus den gekochten Blättern kann helfen, Verletzungen schneller heilen zu lassen. Getrocknet verliert das Kraut seine Heilkraft, kann aber fast das ganze Jahr über frisch geerntet werden. Der Volksname "Gänsekraut" bezieht sich auf die Blätter, die wie der Abdruck eines Gänsefußes aussehen. Im Winter stellt die Pflanze das Wachstum ein und sieht aus, als würde sie sich in die welken äußeren Blätter kuscheln um sich zu wärmen. Im Frühjahrsaustrieb sind die Blätter unterseits deutlich bemehlt und fühlen sich leicht klebrig an. Sie werden schnell relativ groß und bilden zunächst dichte Büschel. In diesem recht kurzen Zeitraum können die Pflanzen beerntet werden. Sie treiben schon bald bis zu 80cm hohe Blütenstände, dann sind die Blätter zwar immer noch essbar, aber ziemlich herb und faserig. Die Blüten sind wie bei den meisten Gänsefußgewächsen sehr unauffällig, stehen in länglichen Scheinähren und variieren von zartgrün bis rosa. Bleiben die Samenstände an der Pflanze, so sät sie sich in der näheren Umgebung aus oder Tiere nehmen die haftenden Samen in ihrem Fell mit und vergrößern so ihren Bestand. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert das Blattwachstum und bringt mehrmals im Jahr genug Grün für die Küche. Natürlich können die Blütenknospen auch vor der Blüte entfernt werden, um das Blattwachstum anzuregen. Sagt dem Guten Heinrich sein Standort zu, so reichen drei bis vier Pflanzen aus, um während des Sommers einige Mahlzeiten zu ernten. Bis in Höhenlagen von 3000 Meter ist die Pflanze anzutreffen, sucht auch hier die Nähe des Menschen und wächst gern auf Schutthalden und rund um Almhütten. Nicht nur in den Bergen sondern auch am Meer fühlt sie sich wohl, kann hier auf ihre Fähigkeit zurückgreifen, mit hohen Salzkonzentrationen im Boden zu Recht zu kommen. Über den weißen Belag auf den Blättern, der bei genauem Hinsehen aus winzigen Haaren besteht, sondern Gänsefußgewächse überschüssiges Salz einfach wieder ab. Im Garten ist die Pflanze für eine gelegentliche Prise Salz sogar dankbar.

Als Vorfahre unseres Spinats lässt sich der Gute Heinrich in der Küche wie dieser verwenden. Die Blätter fallen beim Kochen in sich zusammen, so dass eine größere Menge nötig ist, der Geschmack ist ein bisschen kräftiger als der unserer heutigen Spinatkulturen. Die jungen bemehlten Triebe können roh gemischte Salate bereichern und die Blütenknospen lassen sich ähnlich wie Broccoli als Gemüse zubereiten.


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