Andalusische Pfeifenwinde (Aristolochia baetica)

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Weitere Namen
Andalusische Pfeifenwinde, Sämlinge (1.9.)
Andalusische Pfeifenwinde, Blütenknospe (25.2.)
Andalusische Pfeifenwinde, Blüte (18.2.)
Andalusische Pfeifenwinde, fast verblüht (22.2)
Andalusische Pfeifenwinde, Wuchs und Blüte (31.10.)

Südspanische Pfeifenwinde

Botanischer Name

»Aristolochia« von gr. aristos - der Beste, lochos - Kindbett, lochereia - Geburt (die Pflanzen wurden zur Geburtserleichterung genutzt),»baetica« Name einer antiken Landschaft und römischen Provinz im Süden Spaniens, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Andalusian Dutchman's Pipe, Pipe Wine

Familie

Osterluzeigewächse, Aristolochiaceae

Verbreitung

Südspanien, Portugal, Marokko

Wuchs

ausdauernd, kräftige, verzweigte Wurzel, Triebe bis 5m lang, rechts windend, sehr wüchsig, am Grund verholzend, Blätter herzförmig, matt hellgrün mit leicht wachsartiger Oberfläche, wechselständig, einzeln an dünnem, gebogenen Stängel

Standort

am Naturstandort sonnig bis halbschattig in Gebüschen oder über Felsen wachsend, hier im Kübel mit Rankhilfe

Blütezeit

Oktober, November, Dezember, Januar, Februar, März

Blüte

Kesselfallenblüte, einzeln in den Blattachseln, an dünnem Stängel eine kugelförmige Verdickung (die Falle), daran anschließend ein gebogener Schlauch der in einem erweiterten, leicht umgeschlagenen Rand endet, dieser ist zunächst rund, bildet nach einigen Tagen eine Spitze aus, die Blüte ist außen grünlich, innen dunkel-bräunlich-rot, mit kurzen Haaren besetzt, bei Lichtmangel bleiben die Blüten insgesamt heller, Länge der Blüte ungefähr 5cm, die Knospe ist durch eine Längsnaht verschlossen, die von unten nach oben aufreißt

Fruchtreife

2-3 Monate nach der Blüte

Frucht

sechsteilige Kapsel deren Form einer Feige ähnelt (werden nur selten ausgebildet), nachdem sie getrocknet ist, reißen Nähte an der Außenseite auf, so dass die Samen ausfallen

Vermehrung

durch Aussaat (am besten im Frühjahr), Keimdauer 4-8 Wochen

Frosthärte

verträgt kurzzeitig leichten Frost (bis etwa -3°C), Überwinterung an einem möglichst hellen Standort entweder im Haus, wo die Pflanze schnell anfängt weiche Triebe zu bilden oder im kühlen Wintergarten bei etwa 10°C, dort wächst sie nur langsam und bleibt kompakter

Tierische Besucher

Wollläuse können können sich an Wurzeln und Trieben breitmachen

Pflege

nach der etwas langwierigen Keimung ist die Pflanze sehr pflegeleicht, braucht allerdings Platz und eine Rank-Hilfe, sollte sie zu groß werden, kann sie kräftig beschnitten werden, treibt aus der Wurzel schnell wieder aus

Verwendbare Teile

nur bewundern, die ganze Pflanze ist giftig

Inhaltsstoffe

Aristolochiasäure, Noraristolochiasäure, Magnoflorin

Status

anwesend

Literatur
  • Die neue Kosmos-Mittelmeerflora S.86, Peter und Ingrid Schönfelder (2008)
  • Pflanzen des Mittelmeerraumes S.29, Andreas Bärtels (2003)
Geschichte und Geschichten

Osterluzeigewächse haben eine faszinierende Bestäubungsmethode entwickelt. Am Grund ihrer röhrenförmigen Blüten befindet sich ein rundlicher Kessel, dessen Zugang mit schräg nach unten wachsenden Haaren ausgekleidet ist. Dringt ein Insekt in diesen Kessel vor, so ist es gefangen und je stärker es sich bewegt, umso sicherer wird die Blüte bestäubt. Erst wenn das erledigt ist und die Blüte welkt, kann sich das, jetzt mit Pollen eingepuderte, Insekt wieder befreien.

Auf einer Reise nach Andalusien fand ich die frohwüchsigen Pflanzen an mehreren Orten. Sie wucherten über Felsen, wanden sich an Büschen und Bäumen in die Höhe, entfalteten ihre graugrünen herzförmigen Blätter und dazwischen die eigenartigen Blüten. Und sie trugen Früchte in unterschiedlichen Reifestadien. Manche waren bereits offen und so nahm ich einige der hübschen Samen mit.

Die Samen keimen recht zuverlässig, brauchen aber bis zu zwei Monate dafür. Im ersten Jahr wachsen sie noch eher langsam, brauchen aber schon jetzt eine Rank-Hilfe. Während des Sommers stehen sie gerne draußen an einem nicht zu sonnigen Platz. Je größer sie werden, umso mehr Wasser brauchen sie, woraufhin sie umso schneller wachsen. Leichte Nachtfröste überstehen sie unbeschadet, müssen aber ins Haus, ehe es richtig kalt wird. Warme Zimmerluft macht ihnen nicht viel aus, sie fangen gleich wieder an kräftig zu wachsen, werden aber durch den Lichtmangel ein bisschen bleicher. Im zweiten Jahr ist ein deutlich größerer Topf nötig, um die Pflanzen bei Laune zu halten und sie klettern dann auch schon gut zwei Meter in die Höhe. Im Oktober überrascht mich eines meiner drei Exemplare mit ersten Blüten. Bis Anfang Dezember steht die Pflanze noch draußen an einer geschützten Hauswand, hier sind die Blüten innen dunkel braun-rot gefärbt. Nach dem Umzug ins Haus werden sie schnell heller, lassen eine dunkle Aderung erkennen. An die fünfzig Blüten bildet die Pflanze aus, eine davon ist befruchtet und bildet eine Samenkapsel. Deren Entwicklung beobachte ich während des Winters. Die Kapsel lässt sich Zeit mit dem Ausreifen, als sie fertig ist, teste ich die Keimfähigkeit, habe bald noch einige weitere Exemplare der faszinierenden Pflanze...