Atztekisches Süßkraut (Lippia dulcis)
Weitere Namen
Botanischer Name
»Lippia« nach Augustus Lippi (1678-1701) italienischer Naturforscher und Botaniker, »dulcis« lat. süß, Erstbeschreibung 1806 als Zapania scaberrima durch Christian Hendrik Persoon (1761-1836) deutscher Botaniker
Englischer Name
Aztec sweet Herb, Bushy lippia, Sweet Lippia
Familie
Eisenkrautgewächse, Verbenaceae
Verbreitung
Südamerika
Wuchs
ausdauernd, verholzend mit bis zu 70cm langen Trieben hängend oder kriechend, die Triebe bewurzeln sich bei Bodenkontakt, Blatt eiförmig leicht zugespitzt, am Rand gekerbt, runzelig hellgrün, intensiv süß duftend, Blütenstände in den Blattachseln
Standort
sonnig, nährstoffreicher Boden, Kübelpflanze
Blütezeit
(Mai), Juni, Juli, August, September
Blüte
in kleinen Köpfchen stehende winzige weiße Blüten, die Köpfchen sind zunächst rundlich, verlängern sich mit der Zeit, während sich an der Spitze immer neue Blüten öffnen und am unteren Ende die Samen reifen
Fruchtreife
September, Oktober, November
Frucht
abgeflachter papierdünner Same
Vermehrung
durch Stecklinge, Aussaat
Frosthärte
nicht frosthart, mäßig warm und hell überwintern
Tierische Besucher
Bestäubung durch Bienen, Hummeln und Falter
Pflege
Rückschnitt der langen Triebe entweder schon im Herbst, wenn die Pflanze ins Haus geholt wird, oder im Frühjahr
Verwendbare Teile
Blätter frisch oder getrocknet als Tee mit leicht entspannender Wirkung, bei Erkältung, Bronchitis Husten und Koliken, als Süßungsmittel, wegen des Kampfergehaltes nicht über längere Zeiträume verwenden, der Duft wird von einigen Menschen als unangenehm empfunden
Inhaltsstoffe
Hernandulcin ein natürlicher Süßstoff, der sich beim Trocknen der Pflanze allerdings verliert, Kampfer, Sesquiterpen, Quercetin
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Homegrown Revolution S.208, James Wong (2012)
- Kräuter S.140, Burkhard Bohne (2010)
- kraut&rüben 7/2017, 1/2024 S.45
Geschichte und Geschichten
In den 1570er Jahren begegnete der spanische Arzt Francisco Hernandez in Mittelamerika einer Pflanze, die von den Azteken Tzonpelic xihuitl genannt wurde, was soviel bedeutet wie »süßes Kraut«. Erst 400 Jahre später beschäftigte sich eine Gruppe von Wissenschaftlern mit den Inhaltsstoffen des Süßkrautes und fanden einen bisher unbekannten Süßstoff, den sie zu Ehren des Entdeckers Hernandulcin nannten. Der erste Geschmackseindruck beim Kauen auf einem Blatt vom Süßkraut ist tatsächlich süß. Daneben sind aber noch andere Nuancen zu erschmecken und die sind nicht jedermanns Sache. Schon der Duft ist gewöhnungsbedüftig und er hält sich lange, wenn die im Zimmer stehende Pflanze berührt wird. Als Süßungsmittel ist das Kraut nur bedingt zu empfehlen, aber da die Geschmäcker glücklicherweise verschieden sind, käme es auf einen Versuch an. Als Hängepflanze darf das Gewächs bei mir im Sommer vom Balkon herunter hängen, braucht, da es recht wüchsig ist, aber genügend Wasser sonst zeigt es sehr schnell seine Unzufriedenheit an. Nach zwei Tagen ohne Gießen sehen die Blätter aus als wollten sie gleich abfallen, normalerweise erholen sie sich aber wieder. Bei stärkerer Sonneneinstrahlung und im Herbst, wenn es der Pflanze draußen langsam zu kühl wird, verfärben die Blätter sich rötlich. Der neue Austrieb ist dann wieder grün. Die winzigen Blüten sitzen in kleinen Köpfchen und sprießen fast das ganze Jahr hindurch aus allen Blattachseln. Sie verlängern sich im Laufe der Zeit, blühen am oberen Ende immer weiter. Vor den ersten Frösten muss das Süßkraut ins Haus umziehen, was schade ist, da es jetzt besonders schön aussieht mit seinen langen Trieben. Eine hoch hängende Pflanzenampel am Fenster wäre jetzt ideal, wenn nur wenig Platz vorhanden ist, kann das Süßkraut aber auch radikal zurück geschnitten werden. Es treibt schnell wieder aus.