Bärwurz (Meum athamanticum)

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Weitere Namen

Bärwurz, Austrieb (9.4.)
Bärwurz, Austrieb (14.4.)
Bärwurz, Blütenknospen (1.5.)
Bärwurz, Blüte (15.5.)

Bärenfenchel, Bärendill, Dillblattwurz, Mutterwurz, Alpenfenchel

Botanischer Name

»Meum« nicht eindeutig geklärt, möglicherweise (1) von gr. maion - ein Doldenblütler oder (2) von gr. maia - Hebamme und maieusis - Entbindung , also »Gebär«wurz, »athamanticum« gr. athamantikos - zu Athamas gehörig, antike Bezeichnung die sich auf Athamania bezieht, eine Landschaft im Nordwesten Griechenlands, Erstbeschreibung durch Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727-1817) österreichischer Botaniker

Englischer Name

Baldmoney

Familie

Doldenblütler, Apiaceae

Verbreitung

West- und Mitteleuropäische Mittelgebirge ab einer Höhe von etwa 400m bis 2200m aufsteigend

Wuchs

ausdauernd, horstig, fein zerteiltes kräftig grünes Laub, um den Wurzelstock braune zerfaserte Triebreste, etwa 25cm hoch, Blütenstand bis 60cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, eher magere, kalkarme, steinige Wiesenböden, schätzt hohe Luftfeuchtigkeit

Blütezeit

Mai, Juni

Blüte

Doppeldolde auf steifem Stängel kleine weiße Blüten

Fruchtreife

August, September

Frucht

mit Rillen versehene sechskantige Spaltfrucht

Vermehrung

durch Teilung, Aussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung hauptsächlich durch Fliegen und kleine Käfer, Spinnen sitzen gerne in den unübersichtlichen Blättern und warten auf Beute

Pflege

Rückschnitt im Frühjahr

Verwendbare Teile

Wurzel frisch oder getrocknet als Tee gegen Altersbeschwerden, besonders zur Stärkung des Magens, frische Blätter als Gewürz für Salate oder Kräuterbutter, Samen als Gewürz für deftige Eintöpfe, die Wurzel ist Bestandteil von Kräuterschnäpsen

Inhaltsstoffe

ätherische Öle, Ligustilid, Monoterpene, Kaffeesäurederivate, Stärke, Zucker, Harz

Status

anwesend

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.52, Maiga Werner (2014)
  • Der neugierige Gärtner S.73, Jürgen Dahl (1998)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.68, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.512, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Großes Kräuter- und Heilpflanzenbuch S.57, Heinz Görz (1987)
  • Kölbls Kräuterfibel S.61, Konrad Kölbl (1993)
  • New Kreüterbuch Cap.CCCV, Leonhart Fuchs (1543)
  • Obst,Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.143, Karl Josef Strank, Jutta Meurers- Balke (2008)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.203, Jürgen Dahl (1995)
  • Wo der Pfeffer wächst S.24, Hansjörg Küster (1987)
  • Zeit im Garten S.112, Jürgen Dahl (1991)

Geschichte und Geschichten

Die Bärwurz ist selten geworden in Deutschland, ihr Standort auf steinigen, kalkarmen Gebirgswiesen schwindet zusehends dahin. Die Pflanze ist relativ leicht zu identifizieren mit ihrem sehr fein geteilten Blattwerk, das aus einem Gewirr halbverrotteter alter Halmreste hervorwächst. Diese braunen Überreste sollen für den deutschen Namen der Pflanze verantwortlich sein, erinnern sie doch (mit etwas Fantasie) an das Fell eines Bären. Mit dem Alter der Pflanze wird das Bärenfell immer dichter und umfangreicher. Im Sommer entwickeln sich die auf bis zu 60cm hohen Stängeln sitzenden sechs- bis fünfzehnstrahligen Dolden mit weißen kleinen Blüten. Weidetiere meiden die Bärwurz in grünem Zustand, mögen sie aber im Heu. Bevor die Pflanze sich im Herbst unter die Erde zurückzieht verfärben sich die Blätter leuchtend gelb. Die ganze Pflanze ist in der Küche als Gewürz verwendbar, hat einen eher kräftigen Geschmack.

Schon im 16. Jahrhundert wurde die Bärwurz als herzstärkendes Mittel erwähnt, heute ist sie Bestandteil von verschiedenen Kräuterlikören.