Beinwell (Symphytum officinale)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Beinwell, Sämling (15.4.)
Beinwell, Austrieb (31.3.)
Beinwell, Blüte (4.6.)
Beinwell, Blüte (29.5.)
Beinwell, offene Klausen (5.9.)
Beinwell,Samen

Beinwurz, Hasenbrot, Heilwurzel, Wallwurz, Schwarzwurz

Botanischer Name

»Symphytum« von gr. symphyein - zusammenwachsen, symphyesthai - zuheilen (bezogen auf die heilende Wirkung der Pflanze), »officinalis« in Apotheken erhältliche wirksame Droge, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Common Comfrey, Bonewell

Familie

Raublattgewächse, Boraginaceae

Verbreitung

Europa, Kleinasien, Westasien

Wuchs

ausdauernd, mehrtriebige Pfahlwurzel, innen weiß, außen mit schwarzer Rinde, im Laufe der Jahre immer größer werdend, Blätter zugespitzt oval, runzelig, rau behaart bis 60cm lang meist auf dem Boden aufliegend, Blütenstand bis 1,50m hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, (August), September, Oktober

Blüte

glöckchenförmige Blüten, 5 verwachsene Kronblätter an reichblühendem Doppelwickel, weiß, rosa oder lila, Kelchblätter borstig und ähnlich gefärbt wie die Blüte, Hummelpflanze

Fruchtreife

August, September

Frucht

kleine tropfenförmige Samen, jeweils zu maximal vier in einer offenen Klause aus den vergrößerten und vergrünten Kelchblättern

Vermehrung

durch Teilung älterer Pflanzen, Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Hummeln, die zwar an den gut versteckten Nektar gelangen können, die Blüte aber häufig auch von außen durchbeißen und den Nektar »stehlen«, Futterpflanze für die Schmetterlinge Spanische Fahne und Schönbär

Pflege

samt sich reichlich aus, Blütenstände vor der Samenreife abschneiden wenn das nicht erwünscht ist, das hat eine kräftige Nachblüte zur Folge

Verwendbare Teile

Blätter aufgelegt bei Stauchungen und Prellungen, Wurzel getrocknet und pulverisiert als Brei angerührt zum selben Zweck

Inhaltsstoffe

Allantoin, Asparagin, Rosmarinsäure, Cholin, Inulin, Kieselsäure, Gerbstoffe, Pyrrolizidin-Alkaloide, Symphyto-Cynoglossin, Zink

Status

anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Bienenweide und Hummelparadies S.112, Dave Goulson (2021)
  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.42, Ulrich Völkel (2010)
  • Das Kräuterkulinarium S.122, Maiga Werner (2014)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.33, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Das Summen in der Wiese S.106, Dave Goulson (2018)
  • Die Blüte S.246, Dieter Heß (1990)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.73, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.335, Paul Westrich (2018)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.357, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.196, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.160, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.20, Eve Marie Helm (1978)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.687, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.63, Heinz Görz (1987)
  • Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.18, Ernst-Albeert Meyer (1989)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.78, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
  • Kölbls Kräuterfibel S.63, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.186, Burkhard Bohne (2010)
  • Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.89, Ursula Stumpf (2018)
  • Mein Garten S.158, Vita Sackville_West (1951-1958)
  • Mit Pflanzen verbunden S.53, Wolf-Dieter Storl (2005)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.101, Penelope Ody (2000)
  • New Kreüterbuch Cap.CCLXVI, Leonhart Fuchs (1543)
  • The Book of Weeds S.153, Ken Thompson (2009)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.242, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Und sie fliegt doch S.95, Dave Goulson (2016)
  • Von Timmerjahn, Hollerblüh und Bettstroh S.84, Christiane Freuck (2009)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.72, Reinhard Witt (1984)
  • Wo der Pfeffer wächst S.35, Hansjörg Küster (1987)
  • Zeit im Garten S.18, Jürgen Dahl (1991)

Geschichte und Geschichten

Beinwell ist eine Pflanze, die in jedem Garten wachsen sollte. Ihre beeindruckende Gestalt mit den großen weichen Blättern und den mit einem Rüschenröckchen versehenen Glöckchenblüten, die an einem sich langsam entrollenden Wickel über lange Zeit immer wieder nachblühen, reicht als Grund eigentlich schon aus. Beinwell ist aber auch eine Heilpflanze, deren Wirkung sich jeder leicht zu Nutzen machen kann. Darf die Pflanze blühen und anschließend Samen ausbilden, so verbreitet sie sich fröhlich an allen ihr zusagenden Orten. Aus den Samen sprießen im Frühjahr junge Pflanzen, die schon im Zweiblatt- Stadium gut zu erkennen sind. Die Oberflächentextur ist jetzt noch ganz weich, ein bisschen filzig. Bereits im ersten Jahr wird aus dem Sämling eine kräftige Pflanze, die meist sogar schon zur Blüte kommt. Auch wenn nur eine Pflanze vorhanden war, können die Nachkommen unterschiedliche Farben aufweisen. Die Palette reicht von weiß über rosa bis lila in verschiedensten Schattierungen, manchmal sind sogar gelbliche Einschläge dabei. Wird der Blütenstand vor der Samenreife abgeschnitten, so blüht der Beinwell ein zweites und sogar drittes Mal. Nach zwei bis drei Jahren hat sich unter der Pflanze ein umfangreicher Wurzelstock gebildet, eine in sich verdrehte dicke Pfahlwurzel, die außen schwarz und innen weiß gefärbt ist. Steht ein solches Prachtexemplar irgendwann zu sehr im Weg, sollte bis zum Herbst gewartet werden, ehe es ausgegraben wird. Dann hat die Pflanze die Nährstoffe des Sommers in der Wurzel eingelagert und sie ist besonders heilkräftig. Nach der Ernte sollte die Wurzel gründlich gereinigt und grob zerkleinert werden, anschließend muss sie gut trocknen. Die trockene Wurzel wird pulverisiert und ist dann praktisch unbegrenzt haltbar. Mit warmem Wasser zu einem klebrigen Brei angerührt hilft sie erstaunlich gut bei Stauchungen und Prellungen.

Die ursprünglich wohl eher aus dem östlichen Mitteleuropa stammende Pflanze hat sich mit Hilfe des Menschen über den ganzen Kontinent verbreitet. Der Mensch legte Wege an, schuf offenes Gelände, auf dem er auch seinen Abfall entsorgte und damit für einen hohen Nährstoffgehalt sorgte. Gute Voraussetzungen für die hungrige Wallwurz, die den Spuren der Besiedlung folgte. In nördlichen Gegenden entwickelten sich mehr lila und rosa blühende Exemplare, während im Süden gelblich weiße Blüten häufiger waren. Der Legende nach handelt es sich bei den weiß blühenden Pflanzen um »Wallwurzweiblein« bei den dunklen um »Wallwurzmännlein«. Sichtbar wurde das an der Wurzel, die dem jeweiligen Geschlecht ähnlich sein sollte.