Borretsch (Borago officinalis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Borretsch, Sämling (19.9.)
Borretsch, Jungpflanzen (6.6.)
Borretsch, Wuchs (17.10.)
Borretsch, Blüte (30.6.)
Borretsch, Einzelblüte (3.7.)
Borretsch, Samen

Augenzier, Blaustern, Gurkenkraut, Königskraut, Liebäugelein, Wohlgemut

Botanischer Name

(1) »Borago« lat. borra Gewebe aus rauer Wolle, (2) arab. »abu'araq« Vater des Schweißes (wegen der schweißtreibenden Wirkung), »officinalis« in Apotheken erhältliche wirksame Droge, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Verbreitung

westlicher Mittelmeerraum, möglich ist aber auch, dass die Araber das Kraut aus dem nördlichen Afrika nach Spanien brachten

Wuchs

einjährig mit verzweigter Pfahlwurzel, an den Wurzeln kleine weiße Knöllchen, anfangs straff aufrecht, verzweigt, ganze Pflanze borstig behaart, während der Samenreife leicht instabil und auseinander fallend, Herbstpflanzen sind häufig kompakter, bis 80 cm hoch

Standort

sonnig, nahrhafter Boden

Blütezeit

Mai, Juni, Juli, August, September, (Oktober), (November)

Blüte

fünfstrahliger leuchtend blauer Stern, meist nach unten gerichtet mit hervor ragenden Staubgefäßen, 5 Nektarblätter die pro Tag durchschnittlich 2,6mg Nektar enthalten, die borstig behaarten Kelchblätter sind zwischen den Kronblättern zu sehen, die Blüten sind vormännlich, das heißt, dass zunächst nur die Staubblätter reifen, und erst nachdem sie verwelkt sind die Narbe, so wird Selbstbestäubung weitgehend ausgeschlossen

Fruchtreife

Juli, August, September, Oktober

Frucht

pro Samenstand sind vier kugelviertelige raue dunkle Samen mit Elaiosom (nahrhaftes Anhängsel, das bevorzugt von Ameisen mitgenommen und gefressen wird) möglich, meist werden nur 1-2 ausgebildet, während der Samenreifung schließen sich die Kelchblätter um die Samenanlagen, öffnen sich, wenn die Samen reif sind und sterben dann ab, die Samen sind relativ schwer, fallen rund um die Mutterpflanze aus

Vermehrung

Aussaat als Kultur, kräftigere Pflanzen bei Selbstaussaat, Keimung in allen frostfreien Monaten

Frosthärte

einzelne leichte Fröste überstehen die Pflanzen meistens, mehrere Frostnächte hintereinander nicht, Samen frosthart

Tierische Besucher

Honigbienen sind die Hauptbestäuber der blauen Blüten, seltener sind auch Hummeln zu beobachten, bestäubende Insekten müssen kräftig genug sein, um den Mechanismus zu betätigen, der den Nektar freigibt, Futterpflanze für die Raupe des Distelfalters

Pflege

kaum Pflege nötig, große Pflanzen eventuell anbinden

Verwendbare Teile

frische Blätter und Blüten (lassen sich durch leichten Druck von hinten leicht aus den Kelchblättern lösen) für Salate oder Kräuterbutter (Blüten werden nach Kontakt mit Essig rosa), Tee aus frischem Kraut wirkt herzstärkend, reizmildernd, harntreibend, schleimlösend, kühlend, belebend, fiebersenkend, nervenstärkend

Inhaltsstoffe

Pyrrolizidinalkaloide (in geringer Menge),Schleimstoffe, ätherisches Öl, Asparagin, Saponine, Kieselsäure, Stärke, Vitamin C, Anthocyane (in den Blüten)

Status

im Sommer anwesend

Literatur

  • Am Anfang war das Korn S.199, Hansjörg Küster (2013)
  • Bienenweide und Hummelparadies S.114, Dave Goulson (2021)
  • Das Kräuterkulinarium S.123, Maiga Werner (2014)
  • Die Blüte S.246, Dieter Heß (1990)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.99, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.249, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.267, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.154, Detlev Henschel (2002)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.169, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.79, Heinz Görz (1987)
  • Hagebutte & Co. S.260, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Heilkraft aus dem Garten S.81, Wolfgang Hensel (1998)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.60, Gioia Romagnoli, Stefania Vasetti (1994)
  • Kölbls Kräuterfibel S.82, Konrad Kölbl (1993)
  • Köstliche Kräuter S.59, Marion Nickig, Heide Rau (1998)
  • Köstliches aus dem Garten S.173, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.113, Burkhard Bohne (2010)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.41, Penelope Ody (2000)
  • Neophyten S.134, Norbert Griebl (2020)
  • Neulich im Beet S.61, Stefanie Flamm (2022)
  • New Kreüterbuch Cap.LI, Leonhart Fuchs (1543)
  • Pflanzen des Mittelmeerraumes S.295, Andreas Bärtels (1997)
  • Spaziergänge in meinem Garten S.178, Anne-Marie Koenig (1998)
  • The curious Gardener's Almanac S.108, Niall Edworthy (2006)
  • Was die Kräuterhexen sagen S.110, Maureen u. Bridget Boland (1983)
  • Wo der Pfeffer wächst S.44, Hansjörg Küster (1987)
  • kraut&rüben 4/2000, 4/2008 S.32, 5/2009 S.35, 10/2024 S.53

Geschichte und Geschichten

Gurkenkraut ist ein sehr passender Name für dieses einjährige Gewächs, das tatsächlich deutlich nach Gurke riecht und sich somit als Zutat zum Gurkensalat empfiehlt. Kaum ein einjähriges Gewürz ist so pflegeleicht wie der Borretsch. Im Frühjahr ausgesät wachsen die noch weichen Sämlinge zu raublättrigen Pflanzen heran. Für die Küche werden die Blätter geerntet, solange die Pflanzen noch jung sind. Halbwegs nährstoffreicher Boden und ausreichend Sonne vorausgesetzt, kann Borretsch einen recht kräftigen Wuchs entwickeln. Um die 50cm, manchmal bis zu 80cm hoch werden die reich verzweigten buschigen Pflanzen, die großen Grundblätter liegen auf dem Boden auf, kleinere wachsen wechselständig ohne Blattstiel bis dicht unter die Blüten. Die Blüten sind fünfzählig und von einem kräftigen Blau. Bestäuber sind vor allem Hummeln, die kräftig genug sind, um die Staubgefäße auseinander zu drücken und an den in der Tiefe verborgenen Nektar zu gelangen. Die Blüten lassen sich wunderbar als Salatdekoration verwenden. Zur Ernte von hinten den borstigen Blütenkelch zusammen drücken, dann löst sich die blaue Blüte ab. Sobald sie mit dem Essig aus der Salatsoße in Berührung kommt, färbt sie sich rosa, also erst nach dem Mischen oben drüber streuen, am Besten gemischt mit Ringelblumen, Gänseblümchen und roten Dahlien. Auch wenn die Pflanzen mit der Zeit auseinander fallen und ein bisschen unansehnlich werden, sollten sie noch stehen bleiben. Während die blauen Blütenblätter abfallen schließen sich die rauen Kelchblätter um die Samenanlagen, die sich in diesem Schutz zu vierfächerigen Klausenfrüchten mit je einem rauen eiförmigen dunkelbraunen Samen entwickeln. Bleiben die Pflanzen bis zur Samenreife im Beet, so wird der Borretsch immer wieder im Garten auftauchen. Die Samen der Frühsommerblüte keimen häufig schon im Spätsommer, so dass zwei blühende Generationen im Jahr möglich sind. Ganz selten schafft es auch eine dritte, diese Pflanzen wachsen häufig etwas gedrungener, als wollten sie sich gegen die unausweichlich kommende Kälte schützen. Sie blühen bis sie irgendwann dem Frost zum Opfer fallen, in milden Jahren noch im November. Im Boden verbleiben auf jeden Fall genug Samen für's nächste Jahr. Neben der blau blühenden Variante gibt es auch eine weiße, die allerdings nicht ganz so durchsetzungskräftig ist und eher wieder verschwindet.

In der Volksheilkunde wurde Borretsch bei Schwermut und Depressionen eingesetzt, sie galt als erhellend für das Gemüt.