Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)

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Weitere Namen

Drüsiges Springkraut, Sämling (15.4.)
Drüsiges Springkraut, Blüte (6.7.)
Drüsiges Springkraut, Blüte und Frucht (6.9.)
Drüsiges Springkraut, Samenkapsel (13.10.)
Drüsiges Springkraut, Samen

Balsamine, Rühr-mich-nicht-an, Indisches Springkraut, Bauernorchidee

Botanischer Name

»Impatiens« lat. ungeduldig, empfindlich, »glandulifera« drüsentragend lat. glandulae - Drüsen, fer - tragend, Erstbeschreibung durch John Forbes Royle (1798-1858) englischer Botaniker

Englischer Name

Himalayan Balsam

Familie

Springkrautgewächse, Balsaminaceae

Verbreitung

Asien, Himalayaregion, 1839 in England eingeführt, 1932 erstmals in Deutschland aufgetreten (Oberrheinische Tiefebene)

Wuchs

einjährig, bei guter Nährstoffversorgung bis 3m hoch werdend, dickfleischiger Stamm, der sich im oberen Bereich verzweigt, längliche weiche Blätter, Rand fein gesägt, Blütenstände in den Blattachseln, Blätter nach oben hin kleiner werdend

Standort

sonnig bis halbschattig, feuchte bis nasse Uferregionen, kommt aber auch mit Trockenheit zu Recht, nährstoffreicher Boden

Blütezeit

Juni, Juli, August, September, (Oktober)

Blüte

weiß, rosa, lachs, rot, das untere Kelchblatt bildet eine tiefe Höhle an deren Ende sich ein kleiner Sporn befindet und in der auch größere Insekten komplett verschwinden, vormännlich, Blüten zu mehreren beieinander an dünnen Stängeln hängend

Fruchtreife

August, September, Oktober

Frucht

berührungsempfindliche Springfrucht, bei der sich das Trenngewebe der Fruchtblätter während der Reife auflöst bis die Ansatzstelle des Fruchtstiels abreißt, die Fruchtblätter sich wie eine Feder aufdrehen und die Samen bis zu 7m weit heraus schleudern, bis zur Reife grün bleibend

Vermehrung

durch Selbstaussaat, die schwimmfähigen Samen werden häufig durch fließende Gewässer zu neuen Standorten befördert

Frosthärte

bricht schon bei leichtem Frost zusammen, Samen frosthart

Tierische Gäste

da das Drüsige Springkraut relativ spät und dann bis zum Frost blüht, sind besonders Hummeln sehr an dieser Nahrungsquelle interessiert, manche übernachten sogar in den Blüten, Futterpflanze für die Raupe des Mittleren Weinschwärmers

Pflege

ausreißen wo sie über Hand nimmt

Verwendbare Teile

Blüten als Salatzutat oder Dekoration, die nussig schmeckenden Samen lassen sich im Müsli oder in Gebäck verwenden, Blätter und Stängel sind leicht giftig

Inhaltsstoffe

Bitterstoffe, Tannine, Glycoside, in den Samen Parinarsäure

Status

anwesend

Literatur

  • Berliner Pflanzen S.32, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Das kleine Buch der Botanischen Wunder S.61, Ewald Weber (2012)
  • Die Blüte S.253, Dieter Heß (1990)
  • Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.331, Paul Westrich (2018)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.278, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Samen S.110, Anke Höller, Doris Grappendorf (2019)
  • Duftpflanzen S.30, Bernd Dittrich (1988)
  • Fingerkraut und Feenhandschuh S.29, Barbara Frischmuth (1999)
  • Gartenlust S.96, Johannes Roth (1992)
  • Geheimnisse der Pflanzenwelt S.181, Gerd K.Müller, Christa Müller (2003)
  • Hagebutte & Co S.136, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.111, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Neophyten S.127, Norbert Griebl (2020)
  • Neue Nachrichten aus dem Garten S.78, Jürgen Dahl (1987)
  • The Book of Weeds S.107, Ken Thompson (2009)
  • Von lauschigen Lauben und herzigen Veilchen S.85, Helga Panten, Marion Nickig (2005)
  • Weeds S.258, Richard Mabey (2010)
  • kraut&rüben 12/2014

Geschichte und Geschichten

An dieser Pflanze scheiden sich die Geister. Nachdem sie schon Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wegen ihrer hübschen Blüten in England eingeführt wurde und sich in der neuen Heimat so wohl fühlte, dass sie sich bald aufmachte, das Land außerhalb der Gärten zu erobern, wird sie heute vielfach als invasiver Neophyt verteufelt. Ihr Ausbreitungsdrang ist in der Tat beeindruckend. Bis zu sieben Meter weit springen ihre Samen, wenn sich der Druck in den grünen Samenkapseln so weit aufgebaut hat, dass sie zerplatzen. Die Pflanze selbst stirbt beim ersten Frost ab, hinterlässt nur ein Gewirr von trockenen, sich schnell zersetzenden Stängeln. Die Samen aber widerstehen dem Frost und keimen im folgenden Frühjahr an jeder halbwegs geeigneten Stelle. Feuchtgebiete und Flussauen werden bevorzugt, aber notfalls reicht auch eine nicht zu trockene Wiese. Erstaunlich ist auch das schnelle Wachstum der Pflanzen, die in dichten Beständen die meisten heimischen Gewächse unter sich zurück lassen. Die Stängel können 5cm dick werden und über zwei Meter hoch. Trotzdem wirken die Pflanzen eher filigran mit ihren schmalen mattgrünen Blättern und den verzweigten Blütenständen. Die Blüten selbst sehen denen der heimischen Springkräuter ähnlich, sind aber größer und die Farbpalette reicht von weiß über rosa, lachs und rot bis zu violett. Ohne Frage, diese Blüten haben ihren Reiz, nicht umsonst werden sie auch Bauernorchideen genannt. Die Blüte beginnt erst Ende Juli und zieht sich dann hin bis zum Frost. Für Insekten, insbesondere Hummeln ist die Pflanze von großem Wert, da sie so spät im Jahr noch reichlich Nektar bietet. Zudem ist der bauchige Hohlraum der Blüte so groß, dass auch dicke Hummeln problemlos hinein passen, und diese gemütliche Höhle als Schlafplatz nutzen. Gegenüber ausdauernden Pflanzen wie der Kanadischen Goldrute, die sich mit ihrem Wurzelfilz nur schwer beseitigen lässt, hat das Springkraut allemal noch den Vorteil der Vergänglichkeit, die zerfallenden Reste geben dem Boden Nährstoffe zurück. Im Jungstadium sind die Pflanzen leicht aus den Beeten zu entfernen. Ich lasse sie also wachsen, wo es nicht stört, freue mich im Herbst an den fröhlich im Wind schaukelnden Blüten und hin und wieder lasse ich eine der Samenkapseln zwischen meinen Fingern zerplatzen...