Duftveilchen (Viola odorata)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Duftveilchen, Sämlinge (3.5.)
Duftveilchen, Blüte (1.4.)
Duftveilchen, weiß blühende Variante (1.4.)
Duftveilchen, Blüte (11.4.)

Märzveilchen, Schwalbenblume, März-Viole

Botanischer Name

»Viola« (1) von lat. violaceus - violett, (2) nach Viola, in der Mythologie Tochter von König Eurytos, »odorata«  wohlriechend, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1708-1778) schwedischer Na

Englischer Name

Violet

Familie

Veilchengewächse, Violaceae

Verbreitung

Süd- und Mitteleuropa

Wuchs

ausdauernd, oberirdisch Ausläufer bildend, die bei Bodenkontakt bewurzeln, Blütenstände bis 10cm hoch, Blätter nach der Blüte bis 20cm hoch

Standort

halbschattig, nahrhafter eher feuchter Boden

Blütezeit

(Februar), März, (April)

Blüte

violette Einzelblüten an kurzen, blattlosen Stielen, zwei Kronblätter nach oben umgeschlagen, drei nach unten, das mittlere meist etwas größer, duftend, im Sommer eine zweite unauffällige Blütengeneration, die durch Selbstbefruchtung Samen ausbildet

Fruchtreife

Juli, August

Frucht

dreiteilige Balgfrucht, kugelige hellbraune Samen

Vermehrung

durch Teilung oder Aussaat, Selbstaussaat

Frosthärte

teilweise grün überwinternd, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Ameisen verbreiten die Samen

Pflege

kaum Pflege nötig

Verwendbare Teile

Blätter und Blüten, Tee wirkt blutdrucksenkend, schleimlösend, blutreinigend, Veilchenblütensirup als Hustenlöser für Kinder, junge Blätter für Salate, kandierte Blüten als Dekoration

Inhaltsstoffe

Glycoside, Saponine, Bitterstoffe, Odoratin, Farbstoff Cyamin, Vitamine, Mineralstoffe

Status

anwesend, Ableger vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.362, Bobby J. Ward (1999)
  • Das Kräuterkulinarium S.40, Maiga Werner (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.575, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Weisheit der Natur S.42, Werner Telesko (2001)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.370, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.152, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Ein Garten der Düfte S.82, Helga Urban (1999)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.150, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.122, Eve Marie Helm (1978)
  • Gartenlust S.117, Johannes Roth (1992)
  • Gartenlust und Gartenfrust S.24, Heide Rau, Marion Nickig (2004)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.267, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.49, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.311, Konrad Kölbl (1993)
  • Köstliche Blüten S.27, Heide Rau, Marion Nickig (1994)
  • Köstliches aus dem Garten S.218, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.196, Burkhard Bohne (2010)
  • New Kreüterbuch Cap.CXVII, Leonhart Fuchs (1543)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.18, Detlev Arens (1991)
  • Symbolik der Pflanzen S. 317, Marianne Beuchert (1996)
  • The Bedside Book of the Garden S.91, Dr. D.G. Hessayon (2008)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.404, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Was hier alles wächst S.143, Susanne Lipps (2017)
  • Wildblumen im Hausgarten S.92, John Stevens (1987)
  • Wo der Pfeffer wächst S.264, Hansjörg Küster (1987)
  • kraut&rüben 2/1996, 3/2005, 3/2006, 3/2009 S.57, 3/2019 S.4, 3/2020 S.50
  • Eden 1/2001

Geschichte und Geschichten

»Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein, und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.«

Dieser Spruch aus Zeiten als es noch Poesie-Alben gab, ist zumindest den Älteren unter uns wohlbekannt. Ob das Veilchen tatsächlich so bescheiden ist, muss eher fraglich erscheinen. Es wächst im Verborgenen, an halbschattigen, eher feuchten Waldrändern und unter Sträuchern, fällt dort kaum auf. Beachtung findet es, da es zu den ersten blühenden Pflanzen im Frühjahr gehört. Die mal mehr, mal weniger kräftig lila gefärbten Blüten befinden sich so nah über dem Erdboden, dass sie ein demütiges Niederknien einfordern von dem, der ihren Duft einatmen möchte. Dieser Duft ist es, der dem Veilchen eine so hervorgehobene Stellung unter den Frühblühern einräumt. Schon in der Antike wurden die ersten Veilchenblüten gefeiert, schon damals waren sie Symbol für zarte Liebesgefühle. Für die Fortpflanzung hingegen sind diese Blüten gar nicht zuständig. Das übernehmen andere, die erst später im Jahr erscheinen und von kaum jemandem bemerkt werden, da sie unter den im Sommer kräftigen Laubblättern verborgen bleiben und sich auch gar nicht öffnen. Kleistogam werden solche, sich selbst befruchtenden Blüten genannt, »jungfäulich«. Somit ist das Veilchen auf jeden Fall sehr sittsam. Sein Ausbreitungsdrang hingegen ist enorm und den verfolgt es mit verschiedenen Strategien. Aus den jungfräulichen Blüten entwickeln sich dreigeteilte Samenkapseln, die mit leicht klebrigen rundlichen Samen gefüllt sind. Wenn die Kapseln ausgereift sind, springen sie an einer Naht auf und einige Samen werden heraus geschleudert. Andere bleiben in der Kapsel hängen und warten auf ihren Abtransport. An den Samenkörnern befinden sich eiweißreiche Anhängsel, die bei Ameisen sehr begehrt sind. Die Tiere nehmen die Samen mit zu ihren Bauten. Da sie aber nur an dem Anhängsel interessiert sind, lassen sie den Rest irgendwo auf dem Weg liegen, so dass sich manchmal die Ameisenstraßen anhand von blühenden Veilchen verfolgen lassen. Neben dieser generativen Vermehrung setzt das Veilchen auf die reichhaltige Bildung von kurzen Ausläufern, mit denen es innerhalb weniger Jahre größere Bereiche mit dichten Polstern überziehen kann. Und vielleicht hat sich das bescheidene Veilchen ja auch den Menschen als Transportmittel ausgesucht. Die Samen könnten unbemerkt an Schuhen haften bleiben, aber viel effektiver ist die bewusste Verbreitung des so treuherzig drein schauenden Blümchens. Von unserem großen Dichter Goethe ist bekannt, dass er stets Veilchensamen in der Tasche trug, um sie überall dort zu verstreuen, wo er sie bei Spaziergängen gerne sehen wollte. Napoleon liebte Veilchen so sehr, dass sie zum politischen Symbol der Bonapartisten wurden. Zeitweise wurden Veilchen in großem Maßstab in Gärtnereien gezogen, um den Bedarf zu decken. Da gab es dann auch unterschiedliche Sorten, solche mit besonders großen Blüten etwa und längeren Stängeln, was das Binden von Veilchensträußen vereinfachte. Oder Farbvarianten in weiß, rosa oder apricot.

Der intensive süße Duft des Veilchens lässt natürlich auch an eine Verwendung in der Küche denken. Kandierte Veilchenblüten lassen sich als Süßigkeit und Dekoration verwenden. Die einzelne Blüten werden dafür mit verschlagenem Eiweiß bepinselt und mit feinem Zucker bestäubt. Nach zwei bis drei Tagen sind die Blüten so trocken, dass sie in einer geschlossenen Dose verwahrt werden können. Die Blüten lassen sich auch zum Aromatisieren von Essig verwenden oder als Tinktur in neutralem Alkohol ausziehen. Junge Blätter können Frühlingssalaten beigemischt werden und aus den Wurzeln wurde früher ein schleimlösender Tee gebrüht, der bei Husten und Bronchialleiden zum Einsatz kam. Die Veilchenwurzel allerdings hat mit dem Veilchen nichts zu tun. Sie stammt von einer sehr ähnlich duftenden Iris-Art.