Echter Eibisch (Althaea officinalis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Echter Eibisch, Austrieb (5.7.)
Echter Eibisch, Blüte (26.7.)
Echter Eibisch, Blüte (6.8.)
Echter Eibisch, Samen

Samtpappel, Schleimwurzel, Hustenkraut, Heilwurzel

Botanischer Name

»Althaea« gr. altheeis - heilkräftig, althein - heilen, »officinalis« von Officinarum, dem früher an Apotheken angegliederten Raum, in dem Medikamente hergestellt wurden, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Marsh Mallow

Familie

Malvengewächse, Malvaceae

Verbreitung

Europa, Westasien, Nordamerika

Wuchs

horstig, kräftige verzweigte helle Wurzel, relativ spät austreibend, Laubblätter angedeutet 3-5lappig, am Rand gezähnt, Oberfläche mit Sternhaaren besetzt und dadurch samtig weich, Blütenstände straff nach oben wachsend, bis 2m hoch, kann recht alt werden

Standort

sonnig bis halbschattig, nährstoffreiche Böden, leicht feucht

Blütezeit

(Juni), Juli, August, (September)

Blüte

trichterförmige Einzelblüten, in Büscheln aus den Blattachseln immer wieder nachtreibend, endständig als lockere Rispe

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

ringförmig zusammengesetzte Einzelsamen, bei Reife zerfallend, teilweise über Winter an der Pflanze verbleibend

Vermehrung

Aussaat im Herbst oder Frühjahr, Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzelstock frosthart

Tierische Gäste

die sehr nektarreichen Blüten werden von vielen Insekten besucht, besonders Bienen und Hummeln, Feuerwanzen sitzen häufig an den Pflanzen

Pflege

Rückschnitt im Spätherbst oder Frühjahr, als Düngung wird das verdünnte Kochwasser von Salzkartoffeln empfohlen

Verwendbare Teile

Blüten als (Obst-) Salatzutat, geröstete Samen als Zutat zum Müsli, Wurzel als Tee (Kaltauszug, zerkleinerte Wurzel eine halbe Stunde in kaltem Wasser einweichen, dann auf Trinktemperatur erwärmen) bei trockenem Reizhusten, geschälte rohe Wurzelstücke waren möglicherweise die ersten Hustenbonbons, entzündungshemmend, beruhigend, als Feuchtigkeitsspender in kosmetischen Produkten

Inhaltsstoffe

Schleimstoffe, Gerbstoffe, Asparagin, Stärke, ätherisches Öl, Pektin, saure Polysaccharide (in der Wurzel bis zu 20%, Blätter bis 10%, Blüten bis 9%)), Mineralstoffe

Status

anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.264, Bobby J. Ward (1999)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.86, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.140, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.236, Deni Bown (1995)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.128, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.126, Detlev Henschel (2002)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.94, Heinz Görz (1987)
  • Heilkraft aus dem Garten S.77, Wolfgang Hensel (1998)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.67, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.96, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.103, Burkhard Bohne (2010)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.35, Penelope Ody (2000)
  • New Kreüterbuch Cap.V, Leonhart Fuchs (1543)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.241, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • Pflanzenfamilien S.157, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
  • Wildblumen im Hausgarten S.159, John Stevens (1987)
  • kraut&rüben 8/2008 S.15, 9/2020 S.8

Geschichte und Geschichten

Archäologisch belegt sind für den Echten Eibisch Wuchsorte an Ost- und Nordsee, dort wächst er auch heute noch auf salz- und kalkhaltigen, feuchten Böden. Die sucht er auch im Binnenland, kommt aber mit guter Gartenerde genauso zurecht. Seinen Namen verdankt er einer Verballhornung von "hibiscum", so nannten ihn die Römer. Mit der Pflanze, die wir heute als Hibiskus kennen ist der Eibisch zwar verwandt, beide sind Malvengewächse, und bei näherem Hinsehen haben beide die gleiche Blütenform, damit sind die Ähnlichkeiten aber auch erschöpft. Der volkstümliche Name Samtpappel charakterisiert den Eibisch sehr schön. Seine Blätter fühlen sich weich und samtig an durch einen zarten Haarfilz, der sie silbrig wirken lässt wie das Laub der Bastardpappel, das auch eine ähnliche Form hat. Die hellen Wurzeln des Eibisch kriechen dicht unter der Erdoberfläche entlang, bilden mit den Jahren ein dichtes Geflecht. Die Pflanze kann sehr alt werden, wird mit jedem Jahr größer und schöner. Im Frühjahr treibt sie erste Blätter, die bald mit den Stängeln in die Höhe wachsen. Die Blätter sind herzförmig mit leicht gezähntem Rand, im unteren Bereich auch gebuchtet. Ende Juni erreicht die Pflanze eine Höhe von gut zwei Metern, im oberen Drittel verzweigt sie sich teilweise, bildet in den Blattachseln kleine Büschel von Blütenknospen, die sich im Juli und August zu zart rosa Trichterblüten öffnen. Die zahlreichen Staubblätter sind zu einer kleinen Säule verwachsen, aus deren Spitze die Narbe hervorschaut. Diese verwachsenen Staubblätter sind ein charakteristisches Merkmal der Malvengewächse. Die Blüte enthält eine gute Portion Nektar, schmeckt deutlich süß. Während immer weiter Blüten nachtreiben, bilden sich daneben schon die Samenstände, wieder in typischer Malvenmanier, ringförmig angeordnete flache Kreise, die auch nach dem Abtrocknen als Ganzes zusammenhängen und bis in den Winter hinein an der Pflanze verbleiben. Mit den ersten Frösten endet der Lebenszyklus des Eibisch, nur die trockenen Stängel mit den Samen bleiben stehen. Der Wind fegt sie auseinander, verstreut das Saatgut in näherem Umkreis.

Die Wurzel des Eibisch könnte geschält und in Stücke geschnitten die erste Art von Hustenbonbon gewesen sein, beim Kauen wurde die schleimlösende Wirkung genutzt. Die macht sich nicht nur im Bereich der Atemwege bemerkbar, auch die Verdauungswege profitieren von der schützenden Schleimschicht, die reizmildernd und sogar antibakteriell wirkt. In der Antike wurde die Wurzel in süßem Wein angesetzt getrunken. In England wurde die zu Pulver zerriebene Wurzel zu weichen Pastillen verarbeitet die gegen Husten und Halsschmerzen Verwendung fanden, das waren die Vorläufer der Marshmallows. Im englischen heißt die Pflanze noch heute so, auch wenn in der Süßigkeit keine Eibischauszüge mehr enthalten sind. Wurzel, Blätter und Blüten werden Hustentees beigemischt.