Echtes Herzgespann (Leonurus cardiaca)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Echtes Herzgespann, Sämling (17.4.)
Echtes Herzgespann, Winterruhe (31.1.)
Echtes Herzgespann, Austrieb (17.4.)
Echtes Herzgespann, Blüte (12.6.)
Echtes Herzgespann, Einzelblüten (27.6.)
Echtes Herzgespann mit Ackerhummel (21.6.)
Echtes Herzgespann, Samen (3.8.)
Echtes Herzgespann, Samen

Bärenschweif, Herzgold, Herzheil, Löwenschwanz, Wolfsfuß

Botanischer Name

»Leonurus« von gr. Leon - Löwe und oura - Schwanz, »cardiaca« von lat. cardiace - Herzleiden, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Motherwort

Familie

Lippenblütler, Lamiaceae

Verbreitung

Europa

Wuchs

kurzlebige Staude, horstig straff aufrecht, bodenständige Blätter handförmig geteilt, runzelig, am Rand gezähnt rau behaart, Blütenstängel vierkantig und innen hohl, bis 1,2m hoch, Blätter kreuzgegenständig, nach oben hin immer schmaler werdend, nach der Blüte wird die ganze Pflanze borstig und stechend

Standort

sonnig, mäßig nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, August, (September)

Blüte

je bis zu vier Blüten in den Blattachseln auf beiden Seiten des Stängels (was so aussieht, als bildeten sie einen Blütenring), kleine blassrosa Lippenblüten, Unterlippe dreigeteilt, Oberlippe an der Außenseite behaart, was die Blüte fusselig wirken lässt

Fruchtreife

August, September

Frucht

becherartige Kapsel mit stachligen Fortsetzen, je maximal vier knapp 2mm lange, schmale Samen

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr, samt sich gerne selbst aus

Frosthärte

ältere Pflanzen sterben oberirdisch weitgehend ab, einige Grundblätter bleiben grün, Jungpflanzen überwintern meist grün, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

die Blüten sind bei Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlingen gleichermaßen begehrt

Pflege

Rückschnitt nach der Blüte verlängert die Lebensdauer der Pflanze (und verhindert unkontrollierte Selbstaussaat), bleiben die Samenstände über Winter stehen, dienen sie Vögeln als Futterstelle und Insekten als Überwinterungsquartier

Verwendbare Teile

blühendes Kraut frisch oder getrocknet, bitter schmeckender Tee bei nervösen Herzbeschwerden, Atemnot, Wechseljahresbeschwerden oder Hysterie, als Aromapflanze für Bier, in größerer Menge giftig

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Bitterstoffe (Leonurin), Alkaloide (Betonicin, Turicin), Flavonoide (Rutin, Hyperosid), Glycoside, Iridoide (Ajugol)

Status

anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.94, Ulrich Völkel (2010)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.65, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.302, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.546, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.140, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.215, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.141, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter, Burkhard Bohne (2010)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.74, Penelope Ody (2000)
  • New Kreüterbuch Cap.CXLIX, Leonhart Fuchs (1543)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.330, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • kraut&rüben 4/2019 S.37

Geschichte und Geschichten

Kaum eine Pflanze ist bei Hummeln und allen Arten von Bienen so beliebt, wie das Echte Herzgespann. Die bis anderthalb Meter hohen Blütenstände sind ständig umsummt, obwohl die Blüten für das menschliche Auge nicht unbedingt zu den attraktivsten gehören. Sie enthalten so viel Nektar, dass die Pflanze schon um der Insekten Willen im Garten ihren Platz haben sollte. Das Herzgespann gehört zu den kurzlebigen Stauden, ist häufig nach zwei bis drei Jahren verschwunden, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Die Jungpflanzen lassen sich leicht umsetzen, aber da, wo der Same gekeimt hat werden sie am schönsten. Der Sämling ist schnell zu erkennen, an den runzeligen, gezähnten Blättern. Er wächst bis zum Sommer zu einer ansehnlichen Größe heran und blüht auch schon im ersten Jahr. Die Einzelblüte ist winzig, die blass rosa Farbe nur aus der Nähe wahrzunehmen, aber der Blütenstand wird über einen Meter hoch und und ist übersät mit Blüten, die sich in den Blattachseln über die ganze Höhe des Stängels verteilen. Wenn die Samen reifen, verändert die Pflanze ihre Struktur und die bis dahin weichen Blütenkelche werden zu stacheligen Borsten. Das schützt die Samen vor Räubern, aber Vögel wie der Stieglitz stören sich nicht daran. Wenn er mit seinem kräftigen Schnabel in den Samenständen herumstochert, sorgt er gleich für die Verbreitung der Pflanze, indem er viele Samen verstreut. Die weitere Verteilung übernimmt der Wind und schon im Herbst sind überall junge Pflänzchen zu sehen. Die meisten überdauern den Winter und treiben im Frühjahr kräftig aus. Die vierkantigen Stängel sind innen hohl und lassen gut als Nisthilfen für Wildbienen verwenden.