Franzosenkraut (Galinsoga parviflora)
Weitere Namen
(Kleinblütiges) Knopfkraut, Gartenpest
Botanischer Name
»Galinsoga« nach Mariano Martinez de Galinsoga (1766-1797), spanischer Arzt und Intendant des Königlichen Gartens in Madrid, »parviflora« kleinblütig, von lat.parvus - klein und lat. florus - blütig, Erstbeschreibung durch Antonio José Cavanilles (1745-1804) spanischer Botaniker
Englischer Name
Gallant Soldier, Kew Weed, Potato Weed, Soldiers of the Queen
Familie
Korbblütler, Asteraceae
Verbreitung
Südamerika, Peru, Kolumbien, Chile, Mexiko
Wuchs
kurzlebige Einjährige, mehrere Generationen pro Jahr, bis 80cm tief wurzelnd, Stängel und Blätter spärlich behaart, Blätter breit lanzettlich bis herzförmig, am Rand fein gezähnt
Standort
sonnig bis halbschattig, nährstoffreicher offener Boden
Blütezeit
(April), Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober (November)
Blüte
winziges »Knöpfchen« bestehend aus einem Körbchen mit gelben Röhrenblüten und fünf deutlich getrennten weißen Kronblättern, jedes Kronblatt hat drei Zipfel, fast ausschließlich Selbstbestäubung
Fruchtreife
etwa drei Wochen nach der Blüte
Frucht
winzige schmale Achäne mit flugfähigem Pappus, pro Pflanze werden bis zu 100000 Samen produziert
Vermehrung
Selbstaussaat
Frosthärte
erfriert beim ersten Frost, Samen frosthart und bis zu 10 Jahre keimfähig
Tierische Besucher
Käfer und Fliegen
Pflege
ausreißen und aufessen wo es zu viel wird...
Verwendbare Teile
frische Blätter im Salat oder als Gemüse, nicht lagerfähig, daher direkt zum Verbrauch ernten, frische (zerstampfte) Blätter als Wundauflage, Tee bei Husten und Bronchialleiden, die Pflanze enthält blutdrucksenkende Stoffe
Inhaltsstoffe
Vitamine, Schleimstoffe, Mineralien (Eisen, Kalzium, Mangan), in der Wurzel Dehydro-Falcarinon
Status
im Sommer anwesend
Literatur
- Berliner Pflanzen S.45, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
- Die Kräuter in meinem Garten S.311, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
- Die Unkräuter in meinem Garten S.93, Wolf-Dieter Storl (2018)
- Essbare Samen S.75, Anke Höller, Doris Grappendorf (2019)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.214, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Geheimnisse der Pflanzenwelt S.252, Gerd K. Müller, Christa Müller (2003)
- Neophyten S.95, Norbert Griebl (2020)
- The Book of Weeds S.108, Ken Thompson (2009)
- Vom Geschmack der Lilienblüten S.215, Jürgen Dahl (1995)
- Weeds S.24, S.141, Richard Mabey (2010)
- Wildkräuter sehen und erkennen S.119, Roger Phillips (1986)
- kraut&rüben 8/2007 S.48, 5/2018 S.58, 3/2019 S.56
Geschichte und Geschichten
Die Franzosen sollen dieses böse Unkraut eingeschleppt haben, als sie mit ihren Armeen durch Europa marschierten. Vielleicht hatten die Soldaten tatsächlich den einen oder anderen Samen an Schuhen oder Kleidung, nötig hatte die Pflanze diesen Transport nicht. 1776 wurde sie im Botanischen Garten in London angepflanzt, 1802 in Berlin und niemand ahnte, was für ein reiselustiges Gewächs da aus dem warmen Mittelamerika nach Europa gekommen war. Ursprünglich im westlichen Südamerika beheimatet, wurde die Pflanze wahrscheinlich schon von Indianern zusammen mit dem Mais als Unkraut verschleppt. Die kleinen Samen mit ihrem rauen Schirmchen bleiben überall haften, können aber auch fliegen und bleiben über Jahre hinweg keimfähig. So klein die Blüten auch sind, jede einzelne Pflanze bringt sie in großer Zahl hervor und sie produzieren eine Menge Samen, brauchen dafür nicht mal einen Bestäuber. Dazu kommt der sehr kurze Lebenszyklus von nur wenigen Wochen und mehreren Generationen pro Jahr, gerade mal 40 Tage vergehen von der Keimung bis zur Ausbildung der reifen Samen. Die Franzosen waren etwa zur gleichen Zeit unterwegs wie das Knopfkraut, aber die kleine Pflanze blieb, als vom Feind schon längst nichts mehr zu sehen war. Auch der Name Knopfkraut hängt mit den Franzosen zusammen, die Blüte ähnelte den Knöpfen an französischen Uniformen.
Kulinarisches
Pesto aus Franzosenkraut
Zutaten
- 100 g Franzosenkrautblätter und Blüten (festere Stängel aussortieren)
- 40 g Parmesan, in kleine Stücke geschnitten
- 50 g Pinienkerne, trocken geröstet bis sie duften
- 1 Knoblauchzehe
- Salz
- Rapsöl oder Sonnenblumenöl
Zubereitung
- alle Zutaten im Mixer oder mit dem Pürierstab zerkleinern, dabei so viel Öl zugeben, dass eine weiche Masse entsteht
- das Pesto hält sich im Kühlschrank etwa zwei Wochen, die Oberfläche sollte von einer dünnen Ölschicht bedeckt sein