Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)

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Weitere Namen

Frauenmantel, Austrieb (31.3.)
Frauenmantel, Gutationstropfen am Blatt (29.4.)
Frauenmantel, Blütenknospen (21.5.)
Frauenmantel, Blüte (12.6.)
Frauenmantel, Samenstand (11.8.)

Regendachl, Weiberkittel, Frauentrost, Jungfernkraut, Alchemistenkraut

Botanischer Name

»Alchemilla« vermutlich nach dem arabischen al-kimiya- Chemie, die Alchemisten schrieben den an den Blättern austretenden Wassertropfen besondere Heilwirkung zu, »vulgaris« lat. gewöhnlich, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Lady's Mantle

Familie

Rosengewächse, Rosaceae

Verbreitung

Europa, Russland

Wuchs

ausdauernd, mit der Zeit größer werdende Horste, im Winter oberirdisch absterbend, Blatt rundlich, gelappt und gezähnt, Blatt und Stängel weich behaart, während der Blüte auseinander fallend, Blütenstände bis 50cm hoch

Standort

halbschattig, normaler Gartenboden

Blütezeit

Juni, Juli, bei rechtzeitigem Rückschnitt eventuell Nachblüte im August, September

Blüte

grünlich gelbe in knäuelartigen Rispen stehende winzige Sternblüten, Samen werden ohne Bestäubung ausgebildet

Fruchtreife

September

Frucht

Vermehrung

Teilung älterer Pflanzen, Aussaat im Frühjahr, Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

unter dem dichten Blätterdach bleibt es meist feucht, so dass Schnecken den Wurzelbereich als Aufenthaltsort nutzen, allerdings ohne Fraßschäden zu hinterlassen

Pflege

Rückschnitt nach der Winterruhe, Rückschnitt nach der Blüte, um frischen Austrieb zu fördern

Verwendbare Teile

junge Blätter für Salat oder Tee, Blätter und Blüten für Tee gegen Magen- und Darmbeschwerden, menstruationsregulierend, milchfördernd, blutreinigend

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle, Salicylsäure, Harz, Lecithin, Phytosterine, Saponine, Tannine

Status

anwesend, Ableger vorhanden

Literatur

  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.74, Ulrich Völkel (2010)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.185, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.75, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.180, Detlev Henschel (2002)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.115, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.91, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.42, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
  • Kölbls Kräuterfibel S.114, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.99, Burkhard Bohne (2010)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.32, Penelope Ody (2000)
  • Neulich im Beet S.31, Stefanie Flamm (2022)
  • New Kreüterbuch Cap.CCXXXIIII, Leonhart Fuchs (1543)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.66, Detlev Arens (1991)
  • Von Timmerjahn, Hollerblüh und Bettstroh S.31, Christiane Freuck (2009)
  • kraut&rüben, 10/1995 S.37, 6/2008

Geschichte und Geschichten

Frauenmantel ist ein Name, der bei dieser Pflanze sofort nachvollziehbar ist. Wie ein weiter in Falten gelegter Umhang wirken die weichen Blätter, die teilweise an kurzen Stielen aufrecht stehen, meist aber flach auf dem Boden aufliegen. Der Wurzelbereich bleibt dadurch feucht und geschützt. Das beim ersten kräftigen Frost absterbende Laub sieht zwar nicht allzu schön aus, sollte aber trotzdem über Winter an der Pflanze verbleiben, auch hier als schützende Abdeckung. Im zeitigen Frühjahr erfolgt der Rückschnitt. Die dünnen Stängel sind auch jetzt noch so zäh, dass sie sich kaum abreißen lassen ohne die Pflanze zu verletzen. Die jungen Blätter sind besonders hübsch, wie ein Fächer zusammen gefaltet schieben sie sich in die Höhe, fühlen sich an als wären sie mit Samt überzogen. An den weich gezähnten Blatträndern bilden sich in den Morgenstunden glitzernde Wasserperlen aus Flüssigkeit, die die Pflanze abgibt. Im Juni erscheinen die Blütenstände, die bis 30cm hoch werden können. Die Blüten selbst sind unscheinbar, winzige grünliche Sternchen, aber da sie zu vielen zusammen stehen, scheinen sie wie ein Schleier über den Blättern zu schweben. Etwa zwei Monate lang sieht das besonders früh morgens sehr schön aus. Da die Stängel aber immer weiter wachsen kippen sie irgendwann (besonders nach heftigen Regenfällen) und liegen dann langsam verbräunend auf den Blättern. Jetzt ist es an der Zeit, die Pflanzen aus zu putzen, Blütenstängel, aber auch alle unschönen Blätter werden bodentief abgeschnitten. Innerhalb von maximal drei Wochen lassen frische Blätter den Bodendecker wieder wie neu aussehen.

Der Frauenmantel benötigt keinen Bestäuber, um Samen auszubilden. Die durch Jungfernzeugung entstehenden Sämlinge sind genetisch nahezu identisch. Werden die Samenstände nicht rechtzeitig abgeschnitten, finden sich bald überall Jungpflanzen.