Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)

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Weitere Namen

Gilbweiderich, Blüte (21.7.)
Gilbweiderich, Samenstand (9.11.)
Gilbweiderich, Samen

Rispen-Gilbweiderich, Gewöhnlicher Gilbweiderich

Botanischer Name

»Lysimachia« nach Lysimachos, einem Leibwächter von Alexander dem Großen (360-281 v. Chr.), »vulgaris« lat. gewöhnlich, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Yellow Loosestrife

Familie

Primelgewäcse (Primulaceae)

Verbreitung

Mitteleuropa, weite Teile Asiens

Wuchs

ausdauernd, kaum bodenständige Laubblätter, je drei lanzettliche Blätter in Etagen bis in den oberen Stängelbereich, der wird mit Blüten etwa 1,5m hoch, Ausbreitung durch Wurzelausläufer, die teilweise über der Erde verlaufen oder nur knapp darunter und wie lange rötliche Schnüre aussehen, die Pflanzen ähneln im Austrieb stark jungen Weidenschösslingen

Standort

feuchte Wiesen und Bruchwälder, im Garten eher genügsam, kommt auch mit trockenem Boden zu Recht

Blütezeit

Juni, Juli, August

Blüte

lockere Rispe mit gelben fünfzähligen Blüten, 5 zugespitzte schwach behaarte Kelchblätter mit rötlichem Rand, 5 zugespitzte leicht nach außen umgebogene Kronblätter, die Blüten produzieren keinen Nektar sondern fette Öle (Lipide)

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

kugelige braune Kapsel mit kleinen dunklen dreikantigen Samen, die Kapseln öffnen sich selten vor Oktober, nach dem Ausfallen der Samen bleiben die verholzten Kelchblätter während des Winters bestehen

Vermehrung

durch Teilung älterer Pflanzen oder abtrennen von Wurzelausläufern, gelegentlich Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Schwebfliegen und besonders eine Schenkelbienenart, die ihren Fortpflanzungszyklus an das Öl der Blüte gekoppelt hat

Pflege

kaum Pflege nötig, Rückschnitt nach der Blüte oder im Frühjahr

Verwendbare Teile

zerquetschte Blätter als Wundauflage, Tee als Spülung bei Entzündungen der Mundschleimhaut, früher auch bei Fieber, Diarrhö, Skorbut und Geschwüren, Blätter und Blüten als Salatbeigabe oder für Kräuterfüllungen

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Vitamin C, Kieselsäure, Salicarin, fettes Öl

Status

anwesend

Literatur

  • Die Blüte S.150, Dieter Heß (1990)
  • Die Pflanze, die gern Purzelbäume schlägt... S.74, Ewald Weber (2018)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.360, Paul Westrich (2018)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.224, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Hagebutte & Co S.144, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.174, Adelbert von Chamisso (1827)
  • New Kreüterbuch Cap.CLXXXVII, Leonhart Fuchs (1543)

Geschichte und Geschichten

Die Samen des Gilbweiderich sind sehr leicht, sie werden häufig durch den Wind verbreitet, aber auch durch Tiere oder fließendes Wasser. Auf einem dieser Wege muss die Pflanze in meinen Garten gelangt sein, denn gepflanzt habe ich sie nicht. Der junge Austrieb erinnerte anfangs mit seinen schmal lanzettlichen Blättern an einen Weidensämling (worauf der deutsche Name Bezug nimmt) und erst die Blüte im Sommer verriet die Pflanze. Bei den meisten Trieben stehen je drei Blätter in Etagen um den Stängel. In etwa einem Meter Höhe entwickelt sich der traubige locker aufgebaute Blütenstand. Die gelben Blüten sind recht ausdauernd. Auch wenn die Pflanze einen feuchten Standort bevorzugt, kommt sie in meinem Garten gut mit trockenem Boden zu Recht. Der Gilbweiderich produziert in seinen Blüten zwar Pollen, aber keinen Nektar sondern fettes Öl. Auf diesen besonderen Pflanzenstoff haben sich Schenkelbienen spezialisiert, nutzen ihn zum Auskleiden ihrer Brutkammern und als Larven-Proviant.