Hanfhibiskus (Hibiscus cannabinus)

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Weitere Namen

Hanfhibiskus, Sämling (20.5.)
Hanfhibiskus, Wuchs (27.6.)
Hanfhibiskus, Blüte (28.6.)
Hanfhibiskus, unreife Samenhülle (5.9.)
Hanfhibiskus, Samenkapsel (15.7.)
Hanfhibiskus, Samen

Hanfeibisch, Kenaf, Großblütige Stundenblume

Botanischer Name

»Hibiscus« lat. hibiscus wohl aus dem keltischen übernommen, »cannabinus« lat. aus Hanf (Fasern), die Blätter ähneln denen vom Hanf, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Kenaf

Familie

Malvengewächse, Malvaceae

Verbreitung

Asien, Nordafrika

Wuchs

in seiner Heimat mehrjährig, hier einjährig, kräftiger Stängel mit rauer, borstiger Behaarung, hanfartig gefingerte, wechselständige Blätter, weich behaart, Seitentriebe in den Blattachseln, endständige Blüten, Höhe etwa 1,5-2m

Standort

sonnig, braucht viel Wärme, nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, August, September

Blüte

fünfzählige, typische Malvenblüte, außen gelblich weiß, innen dunkel purpur, Staubgefäße leuchtend gelb, die Blüten öffnen sich vormittags und schließen sich bereits am Nachmittag wieder

Fruchtreife

Juli, August, September

Frucht

fünffächerige Kapsel, die bis zur Reife vom halbdurchsichtigen Kelch umschlossen ist, einzelne Kapselfächer mit feinen Haaren an den Außenkanten, 5-6 nierenförmige dunkelbraune Samen pro Fach

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr, im Haus vorgezogene Pflanzen wachsen nur unwesentlich schneller als die später im Freiland gesäten, bzw. die, die sich selbst ausgesät haben, Keimdauer 4-10 Tage

Frosthärte

nicht frosthart, Überwinterung im warmen Zimmer (mindestens 15°C) möglich, Samen frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Hummeln und Bienen, Feuerwanzen sitzen häufig in den offenen Kapseln und holen sich die Samen

Pflege

die Pflanze steht recht stabil, an windgefährdeten Stellen eventuell anbinden

Verwendbare Teile

in seiner Heimat wird der Hanfhibiskus vielfältig genutzt, aus den Fasern werden Schnüre, Säcke, aber auch Mulchfolien hergestellt, junge Triebe, Blätter und Blüten werden in der Küche verwendet, der Geschmack der Blätter ähnelt dem von Sauerampfer, aus den Samen lässt sich ein hochwertiges Öl pressen, das für technische Zwecke ebenso verwendet wird wie als Speiseöl oder sie werden, zu Mehl vermahlen, als Zusatz für Brot und Kuchen genutzt

Inhaltsstoffe

hochwertige Öle,

Status

im Sommer anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.189, Bobby J. Ward (1999)
  • Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen S.443, Bernd Nowak, Bettina Schulz (2019)

Geschichte und Geschichten

Diese Pflanze aus der Malvenfamilie stammt aus wärmeren Gegenden, kann deshalb nicht draußen überwintern. Sie kann bei uns als Einjährige behandelt werden, da sie sich leicht aus Samen ziehen lässt und diese im Laufe des Sommers auch in großer Menge reifen. Die Aussaat erfolgt Ende März bis Anfang April am Besten im Haus, damit die Pflanzen zum Sommer hin schon eine gewisse Größe erreicht haben. Sobald kein Frost mehr droht können die kleinen Malven nach draußen, entweder direkt in ein sonniges Beet oder in einem größeren Topf überall dorthin, wo sie gut zu sehen ist. Die Pflanze wächst relativ straff aufrecht, verzweigt sich im oberen Bereich und setzt dort auch ihre Blüten an. Normalerweise ist sie recht standfest, bei starkem Wind sollte sie aber gesichert werden. Die gefingerten Blätter sehen tatsächlich denen vom Hanf sehr ähnlich. Schon die Knospen sind sehr hübsch mit ihrer zarten Aderung, die bis zu zehn Zentimeter großen Blüten sind ein absoluter Blickfang. Sie müssen aus der Nähe betrachtet werden, so wie alle Malvenblüten. Maximal zwei Tage öffnet sich die Einzelblüte, dann schließen sich die Kelchblätter wieder und in ihrem Schutz reifen die Samen. Die papierdünne halb durchsichtige Hülle reißt auf, sobald die Samen reif und trocken sind. Der Wind schüttelt sie heraus, wenn sie nicht vorher geerntet werden.

Die genaue Herkunft der Hanfmalve lässt sich nicht mehr nachvollziehen, sicher ist aber, dass sie bereits seit etwa 6000 Jahren angebaut und genutzt wird. Bei engem Bestand werden die meist unverzweigten Stängel mehr als zwei Meter hoch. Wenn die ersten Blüten erscheinen, werden sie geerntet, geschält und anschließend für mehrere Tage gewässert, um die Fasern frei zu legen. Kenaf-Fasern werden heute vielseitig eingesetzt, so zum Beispiel auch in der Autoindustrie als Ersatz für Kunststoffe. Da die Pflanzen Schadstoffe aus dem Boden anreichern, werden sie auf belasteten Böden zur Dekontaminierung eingesetzt. Die Samen enthalten etwa 20% wertvolles Öl, das für industrielle Zwecke ebenso Verwendung findet wie in der Küche.