Herbstzeitlose "Waterlily" (Colchicum autumnale)

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Weitere Namen

Herbstzeitlose "Waterlily", Austrieb (31.3.)
Herbstzeitlose, ausgewachsenes Blattwerk (8.5.)
Herbstzeitlose, Blüten (3.10.)
Herbstzeitlose, Blüte (29.9.)

Herbstkrokus, Giftkrokus, Herbstlilie, Leichenblume, Mönchskappe, Wiesenlilie, Wiesensafran, Nackte Jungfer, Wilder Wiesen-Safran

Botanischer Name

»Colchicum« (1) von gr. kolchikon - Zeitlose, (2) nach der am östlichen Mittelmeer gelegenen Landschaft Kolchis, »autumnale« lat. Herbst- , Estbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Meadow Saffron

Familie

Liliengewächse, Liliaceae

Verbreitung

Süd-, West-, und Mitteleuropa, (Waterlily ist eine Züchtung aus Colchicum autumnale X Colchicum speciosum)

Wuchs

ausdauernde Knollenpflanze, im Frühjahr erscheinende kräftige, hell grüne, leicht links gedrehte Laubblätter, die im Hochsommer welken und einziehen, bis 30cm hoch, bis Mitte September ist von der Pflanze nichts zu sehen, die Blütenknospen erscheinen dann direkt aus der Erde, Blüte im blattlosen Zustand bis 20 cm hoch, die Samenanlagen sind unter der Erde verborgen

Standort

sonnig, halbschattig, schattig, feuchter nahrhafter Boden

Blütezeit

September, Oktober, (November), (Dezember)

Blüte

gefüllte zartlila Blüte, etwa 10cm durchmessend, der "Stängel" gehört noch zur Blüte, die unterirdisch direkt aus der Knolle entspringt, dort sitzt auch die Samenanlage

Fruchtreife

Mai, Juni

Frucht

länglich eiförmige Kapsel, die sich unter der Erde entwickelt und im Frühjahr zusammen mit den Blättern erscheint, mit vielen flachen Samen, Waterlily hat in meinem Garten noch nie Samen ausgebildet, ist wahrscheinlich steril

Vermehrung

durch Tochterknollen, bei Wildformen auch durch Samen, die mit Klebwarzen versehen sind und so von Tieren verbreitet werden

Frosthärte

nach der Blüte ohne oberirdische Pflanzenteile überwinternd, Knolle frosthart, in milden Wintern treiben die Knollen manchmal schon im Januar aus, die Blätter erfrieren dann wenn es frostig wird und sollten abgedeckt werden

Tierische Besucher

leider nehmen Schnecken keine Rücksicht auf die Giftigkeit der Pflanze und fressen die Blütenknospen im Herbst, sowie die Blätter im Frühjahr genüsslich ab, was sich dann negativ auf die nächste Blüte auswirkt

Pflege

möchte möglichst in Ruhe gelassen werden, beim Hantieren mit den Knollen Handschuhe tragen

Verwendbare Teile

zellteilungshemmend, schmerzstillend, stark giftig (schon bei Berührung), keine Selbstmedikation

Inhaltsstoffe

Colchicin und 20 weitere Alkaloide (besonders in Knolle und Samen), fettes Öl, Eiweiß, Gerbstoffe

Status

anwesend

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.90, Bobby J. Ward (1999)
  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.90, Ulrich Völkel (2010)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.243, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.265, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.598, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Geheimnisse der Pflanzenwelt S.58, Gerd K. Müller, Christa Müller (2003)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.254, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.139, Heinz Görz (1987)
  • Heilsam bis Tödlich S.122/126, Jan Grossarth (2022)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.273, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.140, Konrad Kölbl (1993)
  • New Kreüterbuch Cap.CXXXIIII, Leonhart Fuchs (1543)
  • Pflanzenfamilien S.76, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
  • Schön aber gefährlich S.75, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen S.150, Detlev Arens (1991)
  • Symbolik der Pflanzen S.135, Marianne Beuchert (1996)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.178, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.248, Jürgen Dahl (1995)
  • Wo die wilden Pflanzen wohnen S.102, Ewald Weber (2022)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.182, Gertrud Scherf (2002)
  • kraut&rüben 9/1994, 9/1998 S.24

Geschichte und Geschichten

Die Herbstzeitlose ist anders als andere Pflanzen, dreht sie doch die Vegetationsphasen einfach um. Aus dem Nichts erscheinen im Herbst ihre großen, an Krokusse erinnernden Blüten, die bei den Wildformen von einfacher schlichter Eleganz sind. Auch wenn ich gefüllten Zuchtformen eher skeptisch gegenüber stehe, die gefüllte Herbstzeitlose "Waterlily" ist mir ans Herz gewachsen. Sie hat so eine ungestüme Üppigkeit zu einer Zeit, wo die meisten Blüten sich verabschieden und ich warte jeden Herbst darauf, sie endlich wieder zu sehen. Herbstzeitlose haben ungewöhnliche Fortpflanzungsorgane, Griffel und Narbe befinden sich in der Blüte, die Samenanlage aber sitzt unter der Erde. Um den Pollen von der Narbe dorthin zu befördern muss ein bis zu fünfundzwanzig Zentimeter langer Pollenschlauch gebildet werden. Herbstzeitlose wollen in Ruhe gelassen werden. Wo sie einmal gepflanzt wurden, möchten sie die nächsten Jahrzehnte verbringen ohne dass ihnen jemand zu nahe kommt. Das sollte bei der Handhabung der Pflanze ohnehin beachtet werden, denn kaum ein Gewächs ist in seiner Gesamtheit so giftig. Die Knollen sollten am Besten mit Handschuhen angefasst werden, heißt es immer wieder. Im August kommen sie in die Erde, häufig sind dann schon die Knospen zu sehen und kaum hat man drei Tage nicht nachgeschaut, schon blüht sie. Wenn das Wetter mitspielt halten sich die Blüten mehrere Wochen lang, manchmal bis in den Dezember. Bis zum Frühjahr ist dann nichts mehr zu sehen von der eigenartigen Pflanze. Erst im Mai schiebt sie ihre großen kräftig grünen Blätter aus der Erde, zwischen denen jetzt auch die Samenkapseln auftauchen. Mag die Herbstzeitlose für uns Menschen noch so giftig sein, Schnecken nehmen darauf keine Rücksicht. Ihr Verdauungssystem macht sich nichts aus Colchicin und so werden die Blätter Opfer der nächtlichen Fressgelage. Das wirkt sich natürlich negativ auf die nächste Blüte aus und sollte nach Möglichkeit unterbunden werden. Bleiben die Pflanzen halbwegs intakt, können sie bis zum Hochsommer Nährstoffe sammeln und sterben dann ab. Wieder ist von der Herbstzeitlosen nichts mehr zu sehen. Bis zum Herbst, da blüht sie wieder...

Die Giftigkeit der Herbstzeitlosen war schon in der Antike bekannt. In Griechenland wurde sie als Ephemeron bezeichnet, als Pflanze, die innerhalb eines Tages zum Tod führt. Die Wirkung des Colchicin setzt erst nach mehreren Stunden ein, wenn es für eine Behandlung bereits zu spät ist. Giftmorde mit Herbstzeitlosen sind aus vielen Epochen bekannt. Heute besteht die größte Gefahr in der Verwechslung der Blätter mit denen des Bärlauch, weshalb Laien bei Wildsammlungen vorsichtig sein sollten.

Medizinisch wird Colchicin bei Gelenkschmerzen durch Gicht oder Rheuma eingesetzt.