Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Kanadische Goldrute, Austrieb (6.5.)
Kanadische Goldrute, Blüte (28.8.)
Kanadische Goldrute, Samen (13.10.)

Botanischer Name

»Solidago« möglicherweise von lat. fest, zusammenfügen, »canadensis« kanadisch, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné

Englischer Name

Canadian Golden Rot

Familie

Korbblütler, Asteraceae

Verbreitung

Nordamerika, 1645 erstmals in England eingeführt, 1863 erstmals in Berlin ausgewildert angetroffen

Wuchs

ausdauernd, horstig, helle, sehr zähe Wurzeln, sehr ausbreitungsfreudig über Wurzeln wie auch Samen, straff aufrecht, Blätter schmal lanzettlich, am Rand leicht gezähnt, bodenständige Blätter verkümmern sobald die Pflanze in die Höhe wächst, Blüten endständig bis 2m hoch

Standort

sonnig, wächst auf allen Böden, besonders auf Brachen, kann dort zur Stabilisierung des Bodens beitragen

Blütezeit

Juli, August, September, (Oktober)

Blüte

verzweigter Blütenstand, rispig angeordnete kleine gelbe Körbchenblüten, Zungenblüten etwa so lang wie das Körbchen breit ist

Fruchtreife

Oktober, November

Frucht

kleine längliche Samen mit flugfähigem Pappus, pro Spross werden bis zu 15000 Samen gebildet, die aber nicht lange keimfähig sind (im Frühjahr des Folgejahres nur noch etwa 3%)

Vermehrung

durch Teilung der Wurzeln, Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer

Pflege

Rückschnitt nach der Blüte, um weitere Ausbreitung zu verhindern, ansonsten im Frühjahr

Verwendbare Teile

blühende Triebe, Tee wirkt harntreibend, entzündungshemmend, schleimlösend

Inhaltsstoffe

Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Phenylglycoside, ätherische Öle, Nikotinsäure, Diterpene, Flavonoide, Kaffeesäurederivate, bis zu 4% Kautschuk

Status

anwesend

Literatur

  • Berliner Pflanzen S.59, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Bienenweide und Hummelparadies S.130, Dave Goulson (2021)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.212, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.328, Paul Westrich (2018)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.183, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Mit Pflanzen verbunden S.84, Wolf-Dieter Storl (2005)
  • Neulich im Beet S.145, Stefanie Flamm (2022)
  • kraut&rüben 11/2023, S.53

Geschichte und Geschichten

Als sich die Kanadische Goldrute Mitte des 19.Jahrhunderts in Berlin auf den Weg in die Freiheit machte, war nicht abzusehen, dass sie gut ein Jahrhundert später als böse invasive Pflanze verflucht würde. In ihrer Heimat bedeckte sie große Flächen und das leuchtende Gelb im Spätsommer muss beeindruckend gewesen sein. Die Wuchsfreude hat die Goldrute mitgebracht als sie aus der Neuen Welt in die Alte kam. Als Zierpflanze belebte sie mit ihrer späten Blüte die Staudenbeete und da nicht alle Stängel gleich abgeschnitten wurden, machten sich die kleinen leichten Samen mit ihrem fedrigen Schirmchen auf den Weg, ließen sich vom Wind mitnehmen und keimten wo immer sie ein Plätzchen fanden. Die ersten zwei drei Jahre ist die Pflanze noch übersichtlich, dann fangen die Wurzeln an, raumgreifend den Boden zu besetzen. Sie bilden ein so enges Geflecht, dass kaum andere Pflanzen dazwischen eine Chance haben. Auch die Keimfähigkeit von Gehölzen ist stark herabgesetzt. Im Frühjahr erscheinen zunächst die Laubblätter, die sich nahe am Boden ausbreiten, dann die Blüten tragenden Stängel, die bis zwei Meter hoch werden und ein dichtes Gewirr ergeben. Die unteren Blätter sterben bald ab, während sich oben die lockeren rispigen Blütenstände ausbreiten. Die schließen sich wie ein Dach und lassen kaum noch Licht an den Boden. Nur aus der Nähe lässt sich erkennen, wie viele winzige Blüten sich an jedem einzelnen Stängel befinden. Aus jeder dieser Blüten werden mehrere Samen und die fliegen sobald sie reif sind auf und davon. Goldruten auszugraben erweist sich als schwierig, besonders wenn schon mehrere Quadratmeter bewachsen sind. Schwächen lässt sich die Pflanze, wenn die noch knospigen Stängel Ende Juni, Anfang Juli an der Wurzel ausgerissen werden. Trotz ihres unbestreitbaren Dranges, alles zu überwuchern, sehen blühende Goldruten schön aus. Da sie bis in den Oktober hinein blühen, bieten sie vielen spät fliegenden Insekten Nahrung. Im Garten sollten sie gleich nach der Blüte zurück geschnitten werden. Im Winter lässt sich der Wurzelballen mit dem Spaten so weit abstechen, dass die Pflanze übersichtlich bleibt. Und wenn irgendwo Sämlinge auftauchen hilft nur, sich merken wie sie aussehen und sie entfernen solange sie noch klein genug sind...

In Nordamerika existieren verschiedene Goldrutenarten, die sich untereinander kreuzen und selbst von Fachleuten nur schwer auseinander zu halten sind.