Knollenplatterbse (Lathyrus tuberosus)
Weitere Namen
Erdnuss-Platterbse
Botanischer Name
»Lathyrus« gr. láthyros - Saatplatterbse, »tuberosus« lat. höckerig, beulig (unregelmäßig geformte Wurzelknollen), Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1708-1788) schwedischer Naturforscher
Verbreitung
Europa, Westasien
Wuchs
ausdauernd, mehrere Zentimeter lange Wurzelknollen bildend, die Köpfe der Knollen ragen häufig ein Stück aus der Erde, treiben ab Mitte März an mehreren Stellen aus, dünne weiche Triebe bis ca 120cm hoch (in schattigen Lagen auch höher), Blätter hellgrün, gefiedert, Endfieder in mehrere Ranken aufgespalten
Standort
sonnig bis halbschattig, sandig-lehmiger, kalkhaltiger Boden, Rankhilfe vorteilhaft
Blütezeit
Juni, Juli, August
Blüte
traubiger Blütenstand mit bis zu 8 kräftig rosa Schmetterlingsblüten, duftend
Fruchtreife
August, September, Oktober
Frucht
Schote mit rundlichen dunklen Samen, bei Reife nicht öffnend
Vermehrung
durch Aussaat im Sommer im Freiland, Keimdauer 4-6 Wochen, die Samen keimen leichter, wenn die Oberfläche angeraut oder ganz leicht angeknackst wird, vegetative Vermehrung durch Wurzelknollen
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzelknollen frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln und verschiedene Wildbienenarten
Pflege
Rankhilfe bereitstellen
Verwendbare Teile
Knollen wurden gekocht oder gebraten als Gemüse verwendet, Samen können wie Erbsen verwendet werden, junge Schoten als Frischgemüse, trockene Samen für Eintöpfe (Samen über Nacht einweichen und Einweichwasser weg gießen), alle Pflanzenteile müssen vor dem Verzehr gegart werden, aus den Blüten wurde im 16. Jahrhundert Parfüm hergestellt
Inhaltsstoffe
in den Knollen 12% Protein, 20% Stärke, 5%Zucker, in den Samen Eiweiß, Phytoalexine, Hydroxychalkone, Lathyrogene
Status
anwesend
Literatur
- Die Wildbienen Deutschlands S.346, Paul Westrich (2018)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.451, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
Geschichte und Geschichten
Im Sommer fällt die Knollenplatterbse an ihrem Naturstandort schon von weitem durch ihre intensiv rosa Blüten auf, die auf halber Höhe an Zäunen und Böschungen leuchten. Ohne Blüten verliert sich das Grün in der Umgebung. Die Pflanze bildet mehrere Zentimeter lange Speicherknollen mit dunkelbrauner Haut, aus denen im zeitigen Frühjahr die weichen hellgrünen Triebe wachsen. Die Blätter sind gefiedert und die Endfieder ist zu einer bis zu dreiteiligen Ranke umgebildet. Mit diesen Ranken hält die Platterbse sich fest, wenn sie sich auf den Weg nach oben macht. An sonnigen Standorten wird sie kaum höher als anderthalb Meter, in schattigen Bereichen wird sie auf dem Weg zum Licht auch höher, bildet im Laufe des Sommers ein dichtes Gewirr aus Trieben, die sich gegenseitig mit ihren Ranken festhalten. Im Frühsommer erscheinen die ersten traubigen Blütenstände mit bis zu acht Einzelblüten. Sie werden hauptsächlich von Hummeln, aber auch von kräftigeren Wildbienenarten bestäubt, die in der Lage sind, die Blütenblätter auseinander zu drücken. Die nach der Befruchtung entstehenden Hülsen enthalten meist drei bis fünf rundliche Samen. Sie öffnen sich normalerweise nicht von alleine. Knollenplatterbsen wurden früher als Nahrungspflanzen angebaut, die Knollen wurden im Herbst geerntet und gekocht oder geröstet als Gemüse verzehrt wurden. Junge Triebe und unreife Schoten wurden als Gemüse zubereitet, die reifen Samen für Eintöpfe verwendet. Alle Pflanzenteile sollten nur gegart und in kleineren Mengen verzehrt werden, da sie Stoffe enthalten, die bei zu häufigem Verzehr zu »Lathyrismus« führen können, einer Vergiftung die bleibende Schäden wie Krämpfe, Bewegungsstörungen und Lähmungen hervorruft. Die Knollen dienten auch als Schweinefutter. Im 16.Jahrhundert wurde aus den Blüten Parfüm gewonnen.