Koriander (Coriandrum sativum)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Koriander, Sämlinge (22.5.)
Koriander, Fiederblätter und Knospen (13.6.)
Koriander, Blüte (22.6.)
Koriander, Samen (20.7.)
Koriander, Samen

Wanzendill, Wanzenkraut, Krapfenkorn, Schwindelkraut, Chinesische Petersilie

Botanischer Name

»Coriandrum« von gr. coris - Wanze, »sativum« lat. gesät, angebaut

Englischer Name

Coriander

Familie

Doldenblütler, Apiaceae

Verbreitung

Südeuropa, Vorderasien

Wuchs

einjährig, untere Blätter gelappt, obere fein gefiedert, schnell in Blüte gehend, mit Blütenstand etwa 50, selten 80cm hoch

Standort

sonnig, nahrhafter, kalkhaltiger Boden, sehr wärmebedürftig

Blütezeit

Juni, Juli, August

Blüte

recht kompakte Doppeldolde mit kleinen weißen Blüten, äußere Blüten mit nach außen verlängerten Blütenblättern

Fruchtreife

August, September

Frucht

rundliche, gerippte zweisamige Spaltfrucht mit (an der Bauchseite verwachsen und nicht spaltend), bei Reife schnell abfallend

Vermehrung

durch Aussaat ab April im Freiland, Keimdauer 8-12 Tage, Selbstaussaat

Frosthärte

Pflanze erfriert bei den ersten Frösten, Samen frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung hauptsächlich durch Fliegen und Käfer, Sämlinge sind bei Schnecken beliebt...

Pflege

nach der Aussaat auf Schnecken achten, Samen am besten kurz vor der Reife ernten, da sie sonst ausfallen

Verwendbare Teile

frische Blätter als Gewürz (verliert beim Trocknen sehr an Aroma), getrocknete Samen als Gewürz für herzhafte und süße Speisen,Gebäck, magenschonend, verdauungsfördernd, blähungstreibend

Inhaltsstoffe

ätherische Öle (Linalool, Coriandrol, Pinen), Sitosterine, Dodecenal, fettes Öl, Gerbstoffe, Zucker, Eiweiß

Status

im Sommer anwesend

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.60, Maiga Werner (2014)
  • Der Stinkgarten S.26, Jürgen Dahl (1997)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.319, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen S.143, Wolfgang Seidel (2012)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.267, Deni Bown (1996)
  • Essbare Landschaften S.25, Olaf Schnelle, Ralf Hiener (2003)
  • Gewürzpflanzen S.61, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
  • Hagebutte & Co. S.270, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.161, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Köstliche Kräuter S.74, Marion Nickig, Heide Rau (1998)
  • Kräuter S.120, Burkhard Bohne (2010)
  • Neophyten S.47, Norbert Griebl (2020)
  • New Kreüterbuch Cap.CXXX, Leonhart Fuchs (1543)
  • Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen S.571, Bernd Nowak, Bettina Schulz (2019)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.308, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • Spaziergänge in meinem Garten S.143, Anne-Marie Koenig (1998)
  • Wintergemüse anbauen S.153, Burkhard Bohne (2018)
  • Wo der Pfeffer wächst S.109, Hansjörg Küster (1987)
  • Zeit im Garten S.62, Jürgen Dahl (1991)
  • Zwiebel, Safran, Fingerhut S.58, Bill Laws (2012)
  • kraut&rüben 8/2007 S.27

Geschichte und Geschichten

Viele unserer Würzkräuter gehören in die Familie der Doldenblütler, so auch der Koriander, der aus dem südlichen Europa zu uns kam. In Asien ist er von jeher als Gewürz bekannt, während wir Nordeuropäer uns teilweise ein bisschen schwer tun mit der eigenwilligen Duftnote dieser einjährigen Pflanze. Wer schon einmal beim Unkraut jäten versehentlich eine Wanze zwischen den Fingern hatte, kennt den Geruch, den das in Not geratenen Tier ausströmt - er gleicht dem von Koriander. So kam das Kraut zu seinem deutschen Namen Wanzendill und bis heute sind die Meinungen über sein Aroma im Essen geteilt. Ganz anders als die Blätter duften und schmecken die Samenkörner, die getrocknet das ganze Jahr über verfügbar und hauptsächlich aus der Weihnachtsbäckerei bekannt sind.

Koriander ist ein wärmeliebendes Kraut und braucht einen sonnigen nährstoffreichen Standort im Garten. Da die Pflanze schnell wächst, kann mit der Aussaat bis Mitte Mai gewartet werden, dann hat sich der Boden so weit erwärmt, dass die Samen schnell keimen und nicht im kalten Boden faulen. Die Grundblätter des Koriander sind grob geteilt und haben relativ viel Fläche. Wenn die Pflanze nach kurzer Zeit ihren Stängel in die Höhe schiebt, verändert sich die Blattform immer mehr zu feinen Fiedern, die im Blütenbereich schon fast dem Dill ähneln. Die weißen, häufig rosa überlaufenen Blüten stehen in Doppeldolden. Bei den äußeren Blüten sind die nach außen zeigenden Kronblätter verlängert, was der gesamten Dolde das Aussehen einer großen Blüte verleiht. Doldenblütler präsentieren ihren Nektar im Allgemeinen offen und werden zum größten Teil von Käfern und Fliegen bestäubt. Die sich entwickelnden Samen sind zwar offiziell Spaltfrüchte, hängen aber so fest aneinander, dass sie als kleine Kugeln zusammen bleiben. Die Oberfläche der Samen ist gerippt, hier befinden sich die mit dem Aroma gefüllten Ölstriemen. Sollen die Samen geerntet werden, muss auf den richtigen Zeitpunkt geachtet werden, sobald sie sich bräunlich verfärben ist es soweit, sonst fallen sie ab und sind verloren. Mit der Samenreife endet der Vegetationszyklus des Koriander, häufig samt er sich alleine aus und erscheint im Folgejahr wieder, ansonsten muss neu ausgesät werden.

Im alten Rom war Koriander eins der meist verwendeten Gewürze, was aus dem Apicius-Kochbuch hervorgeht. Mit der Besetzung der Iberischen Halbinsel durch die Araber gelangte das Gewürz in größerem Maßstab nach Europa. In den Klostergärten wurde es aber hauptsächlich als Heilpflanze kultiviert, sollte es doch gegen Tollwut helfen und gegen Husten. Noch Leonhart Fuchs schrieb in seinem berühmten Kräuterbuch »Kein Wantz kann nit so übel stincken als der gruen Koriander«, eine Meinung, die kaum einen Koch dazu bewogen haben wird, die Pflanze als Gewürz zu verwenden. Im Mittleren Osten hingegen scheint das Geschmacksempfinden ein anderes zu sein, denn hier wird Koriander in großen Mengen verwendet, so auch als Zutat in Curry Gewürzmischungen. Durch die Globalisierung der Essenskultur wird inzwischen auch bei uns mehr mit dem Kraut gearbeitet. In China galt Koriander als Mittel der Wahl um Unsterblichkeit zu erlangen.