Kornrade (Agrostemma githago)

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Weitere Namen

Kornrade, überwinterter Sämling (19.2.)
Kornrade, Blütenknospe (5.5.)
Kornrade, Blüte (26.5.)
Kornrade, Samenkapsel (8.7.)
Kornrade, Samen

Kornrose, Ackerrade, Kornnelke, Kornnäglein, Höllenkorn, Marienröslein

Botanischer Name

»Agrostemma« von gr. agros - Acker und stemma - Kranz, Krone, »githago« von lat. gith - Schwarzkümmel (wegen der Ähnlichkeit der Samen), Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Corn Cockle

Familie

Nelkengewächse, Caryophyllaceae

Verbreitung

ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, mittlerweile weltweit in allen gemäßigten Zonen

Wuchs

einjährig, im Herbst gewachsene Jungpflanzen überwintern grün, schmal lanzettliche graugrüne Blätter, stängelumfassend, weich behaart, spindelige Pfahlwurzel bis 90cm lang

Standort

als Ackerunkraut gefürchtet, sandig-lehmige Böden, Ruderalflächen, braucht offenen Boden

Blütezeit

Juni, Juli, August

Blüte

fünfzählig, Knospe mit lang überstehenden Kelchblättern, die spitz zulaufend die Kronblätter überragen, Kronblätter außen kräftig rosa, zur Mitte hin weiß mit dunkler Zeichnung

Fruchtreife

August, September

Frucht

einfächerige Streukapsel, Öffnung mit fünf sternförmig angeordneten Zacken, dunkle kantige Samen, etwa 200 pro Pflanze, sie sind ca 2 Jahre keimfähig

Vermehrung

Selbstaussaat, ein Teil der Samen keimt im Herbst, der Rest im nächsten Frühjahr

Frosthärte

Herbstsämlinge überwintern grün Samen frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch langrüsselige Hummeln und Falter

Pflege

damit die Pflanze sich selbst aussät muss der Boden offen sein

Verwendbare Teile

die Samen wurden früher zur Herstellung von Salben gegen Hautunreinheiten und Geschwüre verwendet, als Tee sollten sie bei Gelbsucht und übersäuertem Magen helfen, wegen der Giftigkeit der Pflanze und ihrer Seltenheit wird sie heute nicht mehr eingesetzt

Inhaltsstoffe

Saponine (Githagin), Aglycon, Agrostemmasäure

Status

anwesend

Literatur

  • Am Anfang war das Korn S.148, Hansjörg Küster (2013)
  • Das Naturbuch für Neugierige S.164, Loki Schmidt (2010)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.323, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Die 'Unkräuter' in meinem Garten S.27, Wolf-Dieter Storl (2018)
  • Die Pflanze, die gern Purzelbäume schlägt... S.91, Ewald Weber (2018)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.590, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.104, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.135, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Thoughtful Gardening S.110, Robin Lane Fox (2010)
  • Weeds S.72, Richard Mabey (2010)
  • Wildblumen im Hausgarten S.30, John Stevens (1987)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.125, Reinhard Witt (1994)

Geschichte und Geschichten

Ursprünglich kam die Kornrade aus südlicheren Gefilden, da sie aber bei niedrigen Temperaturen keimt und ihr der nördliche Sommer zum Blühen und Fruchten reicht, hat sie sich mit dem Getreideanbau schnell ausgebreitet. In den Kornfeldern war ihre Blüte neben Kornblume und Mohn ein weiterer bunter Farbtupfer. Nach der Blüte reifen in den von den Kelchblättern eingeschlossenen Streukapseln dunkle kantige Samen, die in Größe und Gewicht dem Getreide sehr ähnlich sind. Ursprünglich öffneten sich die reifen Kapseln, in den Feldern setzten sich aber schnell Pflanzen durch, deren Kapseln geschlossen blieben und erst beim Dreschen des Getreides ihren Inhalt freigaben. Für die Pflanze hatte das den Vorteil, dass sie mit dem Korn wieder auf einen offenen Acker gesät wurde, wo sie ihr zusagende Bedingungen vorfand. Der Bauer aber hatte große Probleme, die giftigen Samen aus dem Brotgetreide zu entfernen. Immer wieder traten Vergiftungen auf, die auf mitgebackene Samen zurück zu führen waren. Kein Wunder also, dass die hübsche Blume in den Augen des Landwirtes Teufelszeug war und bekämpft werden musste. Mit dem Aufkommen der chemischen Unkrautvernichter ging es der Kornrade an den Kragen und das so gründlich, dass sie heute kurz vor dem Aussterben steht und streng geschützt ist. Im Jahr 2003 wurde sie darum zur Blume des Jahres ernannt.

Im Garten lässt sich die Rade leicht ziehen, alles was sie zum Gedeihen braucht ist offener Boden. Die Samen können im zeitigen Frühjahr ausgestreut werden, solange sich die Erde noch nicht zu sehr erwärmt hat. Die pelzigen Sämlinge sind an ihren schmalen, gegenständigen Blättern zu erkennen. Schnell schieben sie ihre Stängel in die Höhe, sind vom Acker her gewöhnt, dass sich die umstehende Vegetation bald schließt. So sind die Stängel auch nicht allzu stabil, lehnen sich gerne an. Ab Mitte Juni sind die lang gestreckten Blütenknospen zu sehen. Im unteren verdickten Teil werden sich später die Samen bilden. Die spitz zulaufenden Kelchblätter öffnen sich wie ein Stern und bleiben unter den Kronblättern sichtbar. Bereits im Spätsommer reifen die ersten Samen und wenn sie rechtzeitig ausfallen, erscheinen schon im Herbst neue kleine Pflanzen, die den Winter grün überstehen, wenn es nicht zu kalt wird. Der Name Rade ist ein altes Synonym für Ackerunkraut.