Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Löwenzahn, Sämling (21.5.)
Löwenzahn, Herbstrosette (2.10.)
Löwenzahn, Blüte (23.4.)
Löwenzahn, Blüte (22.4.)
Löwenzahn, Samenstand (22.4.)
Löwenzahn, Samen (1.5.)

Kuhblume, Apothekerkraut, Apostelkraut, Mönchskopf, Pfaffenbusch, Dotterblume, Bärenzahnkraut, Butterblume, Milchstock, Goldblume, Sonnenwirbel, Bettpisser, Seichkraut, Pissnelke, Pissenlit (franz.)

Botanischer Name

(1)»Taraxacum« vom griechischen taraxacis (Entzündung) und akeo mai (ich heile), (2) aus dem persischen "bitteres Kräutlein, das auf dem Basar verkauft wird", (3) aus dem arabischen »tarak« lassen und »sahha« pissen, (4) gr.»tarake« Verwirrung und »akos« Heilmittel, »officinale« lat. in Apotheken erhältliche wirksame Droge

Englischer Name

Dandelion

Familie

Korbblütler, Asteraceae

Verbreitung

Europa, Asien, Nordafrika

Wuchs

ausdauernd, bis zu 250cm lange Pfahlwurzel, Grundrosette, Milchsaft führend, Blätter schmal, deutlich gezähnt, sehr variabel je nach Wuchsbedingungen, Blütenstand während der Blüte bis 30cm hoch zur Samenreife weiter wachsend

Standort

sonnig bis halbschattig, nahrhafter Boden

Blütezeit

April, Mai, Juni,(August,September)

Blüte

hohler Stängel mit einzelner Blüte, gelbe dicht gedrängte Zungenblüten, Hüllblätter schließen sich beim Verblühen, schützen die sich bildenden Samen, öffnen sich erneut, um die Pusteblume frei zu geben

Fruchtreife

Mai, Juni, Juli

Frucht

Pusteblume, längliche gefurchte Samen mit flugfähigem Pappus

Vermehrung

durch Selbstaussaat

Frosthärte

teilweise grün überwinternd, bei anhaltendem Frost zurückfrierend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen und Hummeln, aber auch Schwebfliegen

Pflege

ausreißen wenn es zu viel wird...

Verwendbare Teile

frische junge Blätter für Salat, Blüten für Sirup, Tee aus getrockneter Wurzel oder Blätter gemischt mit Brennnesselblättern als Frühjahrskur, Getrocknete geröstete Wurzel als Kaffeeersatz, aus den Blüten lässt sich ein Löwenzahnwein herstellen

Inhaltsstoffe

Taraxacin, Laevulin, Bitterstoffe, Saponine, Terpene, Steroide, Inulin (im Herbst bis zu 18%), Kieselsäure, Vitamine, Spurenelemente

Status

anwesend...

Literatur

  • Alte Gemüse neu entdeckt S.59, Joachim Mayer (2018)
  • Alte Gemüsesorten S.89, Elke Achtner-Theiss, Sabine Kumm (2015)
  • Arche Noah Kochbuch S.30, Beate Koller, Johann Reisinger, Stefen Liewehr (2011)
  • Bärlauch und Judenkirsche S.47, Gerhild Birmann-Dähne (1996)
  • Berliner Pflanzen S.86, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Bienenweide und Hummelparadies S.134, Dave Goulson (2021)
  • Blattrosetten S.118, Raimund Fischer (1997)
  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.126, Ulrich Völkel (2010)
  • Das Kräuterkulinarium S.21, Maiga Werner (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.359, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2010)
  • Die Unkräuter in meinem Garten S.187, Wolf-Dieter Storl (2018)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.331, Paul Westrich (2018)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.360, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.401, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Landschaften S.27, Olaf Schnelle, Ralf Hiener (2003)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.110, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.70, Eve Marie Helm (1978)
  • Geheimnisse der Pflanzenwelt S.242, Gerd K. Müller, Christa Müller (2003)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.693, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.187, Heinz Görz (1987)
  • Hagebutte & Co S.328, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Heilkraft aus dem Garten S.106, Wolfgang Hensel
  • Heilkräuter und Zauberpflanzen... S.159, Wolf-Dieter Storl (1996)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.227, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.29, Ernst-Albert Meyer (1989)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S. 180, Gioia Romagnoli, Stefania Vasetti (1994)
  • Kölbls Kräuterfibel S.203, Konrad Kölbl (1993)
  • Köstliche Blüten S.39, Heide Rau, Marion Nickig (1994)
  • Köstliches aus dem Garten S.217, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.188, Burkhard Bohne (2010)
  • Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.55, Ursula Stumpf (2018)
  • Kräutermärchen S.89, Folke Tegetthoff (1998)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.103, Penelope Ody (2000)
  • Neulich im Beet S.19, Stefanie Flamm (2022)
  • Pflanzenfamilien S.205, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
  • Pflanzenwurzeln S.116, M.Sobotik, R.K.Eberwein, G.Bodner, R.Stangl, W.Loiskandl (2020)
  • Spaziergänge in meinem Garten S.189, Anne-Marie Koenig (1998)
  • The Bedside Book of the Garden S.220, S.236, Dr, D.G.Hessayon (2008)
  • The curious Gardener's Almanac S.122, Niall Edworthy (2006)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.211, Jürgen Dahl (1995)
  • Weeds S.88, S.102, Richard Mabey (2010)
  • Wildkräuter sehen und erkennen S.17, Roger Phillips (1990)
  • Wildpflanzen S.60, Celia Nentwig (2013)
  • Wildpflanzen auf unserem Tisch S.22, Dagmar Lánská (1990)
  • Wo der Pfeffer wächst S.133, Hansjörg Küster (1987)
  • Wo die wilden Pflanzen wohnen S.63, Ewald Weber (2022)
  • Zeit im Garten S.148, Jürgen Dahl (1991)
  • kraut&rüben 3/2009 S.35, 3/2020 S.40, 1/2021 S.53

Geschichte und Geschichten

Bereits Ende April beginnt auf vielen Wiesen das große Leuchten, wenn sich dicht an dicht die gelben Blüten des Löwenzahns öffnen. Ihre große Zahl verdanken sie dem Menschen und seinen großzügigen Düngergaben. Wo Landwirte die Gülle aus ihren Ställen auf den Weiden verteilen nimmt die Artenvielfalt drastisch ab, denn nur wenige Pflanzen vertragen derart konzentrierte Stickstoffgaben. Auf Magerrasenflächen werden höchstens vereinzelt Butterblumen auftauchen und sie sind deutlich weniger üppig. Überhaupt ist die Pflanze sehr variabel was ihren Wuchs angeht. Sie kann auf trockenem steinigen Boden flach an den Untergrund geschmiegt mit schmalen kurzen Blättern ihr Dasein fristen, mir Blüten die sich nur wenige Zentimeter vom Boden erheben oder auf nahrhaftem feuchten Grund bis 50cm hoch und üppig wie ein Salatkopf werden. Immer aber bleibt die deutliche Zähnung der Blattränder, die der Pflanze ihren Namen gab. "Löwenzahn" ist allerdings nur einer der an die 500 im deutschen Sprachraum gebräuchlichen. Kaum eine andere Pflanze kommt an diese Zahl heran. Die vielen Benennungen zeigen, wie eng die menschliche Kultur mit der Allerweltsblume verwoben ist. Der botanische Name Taraxacum officinale hat unterschiedliche Deutungen. Eine geht vom griechischen "taraxacis" (Entzündung) und "akeo mai" (ich heile) aus, eine andere davon, dass der Name aus dem persischen stammt und soviel bedeutet wie "bitteres Kräutlein, das auf dem Basar verkauft wird". "Officinale" wird Pflanzen beigegeben, deren wirksame Droge in Apotheken erhältlich ist.

Die Pfahlwurzel des Löwenzahns dringt tief in den Boden ein, bis zu zwei Meter lange Exemplare wurden schon gefunden. Auf der Suche nach Wasser und Nährstoffen verzweigt sie sich kaum, bildet aber viele feine Haarwurzeln, mit denen sie aus tiefen Bodenschichten Spurenelemente wie Kalium, Phosphor und Eisen aufnimmt. Der Vegetationspunkt liegt so tief im Innern der Rosette, dass er kaum zu zerstören ist, weder durch weidendes Vieh noch durch den Rasenmäher. Nach kurzer Zeit treibt die Pflanze neu aus. Sie beginnt damit früh im Jahr, sobald die ärgsten Fröste vorbei sind. War der Winter mild, bleibt sie durchgehend grün. Die Blätter vom Vorjahr vergehen allerdings bald und frisches Grün tritt an ihre Stelle. Oft sind die Blütenknospen schon angelegt, sind im Innern der Rosette als kleine eng geschlossene Knubbeln zu sehen. Steigt die Temperatur an, so schieben ich die Blütenstängel innerhalb kürzester Zeit in die Höhe.Bei regnerischem Wetter bleibt die Knospe geschlossen, aber sobald die Sonne scheint öffnet sich die aus eng gepackten Zungenblüten bestehende Körbchenblüte. Sie enthält verschwenderisch viel Pollen, mit dem sie alle Insekten überpudert, die von der Farbe angezogen werden. Das sind neben Bienen auch viele kleine Käfer, die kaum noch zu sehen sind, wenn sie sich durch die Blütenblätter wühlen. Dabei ist eine Bestäubung gar nicht unbedingt erforderlich, da sich die Samen auch so bilden. Selten bleibt die Blüte länger als einen Tag geöffnet, die grünen Hüllblätter schließen sich wieder und die gelben Blütenblätter sterben ab. Sie sitzen bald als trockenes Büschel oben auf der geschlossenen Blüte und werden abgestoßen, wenn sie sich wieder öffnet. Jetzt wird ein filigranes Meisterwerk der Natur sichtbar, die Pusteblume. Eine einzelne kann bis zu hundert Samen tragen, eine dreijährige Pflanze produziert bis zu fünftausend. Manch einer wird mit Entsetzen daran denken, welch eine Armada von Samen sich da in Bewegung setzt und den ganzen Garten unter sich begräbt, aber bei genauem Hinsehen sind nicht nur Kinder von diesem zarten Gebilde begeistert. Die Samen sind an kleinen, gestielten Schirmchen befestigt, sitzen auf dem Blütenboden und warten auf einen Windhauch, der sie fort trägt. Die meisten Samen landen in der Nähe der Mutterpflanze, einige aber bekommen genug Auftrieb,um in höheren Luftschichten weite Reisen anzutreten. Flugversuche haben gezeigt, dass einzelne Samen bis zu 15km weit fliegen können.

Wird der Löwenzahn im Garten zu lästig, so kann er einfach aufgegessen oder als Heilpflanze genutzt werden. Durch seinen hohen Gehalt an Bitterstoffen wirkt der Löwenzahn appetitanregend und verdauungsfördernd. Als Entschlackungskur im Frühjahr ist ein Tee aus Löwenzahnblättern und -wurzeln zu empfehlen, der auch noch mit Brennnesseln und Gundermann gemischt werden kann. Der Milchsaft ist ähnlich wie beim Schöllkraut gegen Warzen wirksam, aber nur zum richtigen Zeitpunkt, drei Tage nach Vollmond. Rosetten, die schon im Herbst richtig üppig gewachsen sind, lassen sich im Frühjahr mit einem übergestülpten Blumentopf bleichen, ergeben dann einen frühen, sehr gesunden Salat, der kaum noch Bitterstoffe enthält. Ein bisschen mehr Aufwand bedeutet es, im Herbst die Wurzeln aus zu graben, gut zu säubern und von den Blättern zu befreien. Sie lassen sich dann in feuchten Sand gesteckt während des Winters ähnlich wie Chicoree antreiben. Auch die grünen Blätter können natürlich gegessen werden, roh als Beimischung im Salat oder in Butter gedünstet als Gemüse. Die Bitterkeit lässt sich abmildern, indem die Blätter vor der Verwendung einige Stunden in Salzwasser eingelegt, oder einige Minuten darin blanchiert werden. In Frankreich sind spezielle Sorten gezüchtet worden, die weniger bitter schmecken und in größerem Rahmen als Gemüse angebaut werden. Das Saatgut gibt es mittlerweile auch bei uns zu kaufen. Aus den getrockneten, gerösteten Wurzeln wurde in schlechten Zeiten ein Kaffeeersatz hergestellt, der besonders für Diabetiker empfehlenswert wäre, da er leicht verdauliches Inulin enthält. Dessen Gehalt liegt im Herbst bei bis zu 40 Prozent. Besondere Leckereien lassen sich aus den nektarreichen Löwenzahnblüten herstellen. So wird aus dem dicklich eingekochten Sirup ein aromatischer honigähnlicher Brotaufstrich, der wie Honig zum Backen verwendet werden kann und sich auch gut zum Süßen von Tee eignet. Die Blüten lassen sich in Teig gehüllt frittieren und sogar die Herstellung von Wein ist möglich.

Wäre der Löwenzahn nicht ein so gewöhnliches Gewächs, wer weiß, ob wir nicht im Frühjahr sehnsüchtig auf die ersten Pflanzen in den Gärtnereien warten würden, um uns die kleinen Sonnen und die filigranen Pusteblumen nach den grauen Wintermonaten nach Hause zu holen! Im Mittelalter war der Löwenzahn noch sehr selten und wurde tatsächlich als »Marienblume« in den Gärten kultiviert.


Kulinarisches

Löwenzahnblütensirup

  • 100 Löwenzahnblüten
  • 2kg Zucker
  • 2l Wasser
  • 1 Zitrone
  • Die Löwenzahnblüten von Krabbeltieren befreien, aber möglichst nicht waschen, um das Aroma zu erhalten. In ein hohes Gefäß geben und mit zwei Litern kochendem Wasser übergießen. Etwa 24 Stunden ziehen lassen, dann die Flüssigkeit abseihen. Mit dem Zucker und dem Saft der Zitrone (ohne Zitronensaft kristallisiert der Sirup nach einer Weile aus und wird hart) aufkochen und so lange köcheln lassen, bis ein dunkelbrauner Sirup entsteht. Je länger der köchelt, umso mehr schäumt er beim Umrühren, aufpassen, dass er nicht überkocht... Zwischendurch kleine Proben abkühlen lassen, um die Konsistenz zu prüfen. Ist sie so wie gewünscht, den Sirup heiß in Gläser füllen und sofort verschließen.