Lampionblume (Physalis alkekengi)

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Weitere Namen

Lampionblume, Austrieb (24.4.)
Lampionblume, Blütenknospe (13.6.)
Lampionblume, Blüte (15.9)
Lampionblume, Fruchthüllen (18.10.)
Lampionblume, Frucht im zerfallenden Kelch(18.10.)
Lampionblume, Samen

Judenkirsche, Laternenblume, Blasenkirsche

Botanischer Name

»Physalis« gr. physa - Blase, »alkekengi« heißt im Arabischen Judenkirsche, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Alkakengy

Familie

Nachtschattengewächse, Solanaceae

Verbreitung

Europa, Asien

Wuchs

ausdauernd, unterirdisch kriechende helle Grundachse, die im Jahr mehrere Meter zurücklegen und sich über größere Areale ausbreiten kann, Blätter herz- bis zugespitzt eiförmig, weich, Blütenstand bis 80cm hoch, leuchtend gelbe Herbstfärbung

Standort

halbschattig, nahrhafter, kalkhaltiger Boden

Blütezeit

Juni, Juli

Blüte

flacher, fünfzipfeliger weißlicher Trichter mit grüner Zeichnung, meist einzeln in den Blattachseln, bleibt meist unter den Blättern verborgen, Kelch fünfzipfelig, weich behaart

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

etwa kirschgroße orange Beere von auffälligem orangem papierartigem Kelch umhüllt, im Spätherbst bleibt häufig nur das filigrane netzartige Gerüst übrig

Vermehrung

durch Teilung des Rhizoms

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart, die Stängel mit den Fruchthüllen bleiben über Winter stehen

Tierische Besucher

Bestäubung durch langrüsselige Bienen, Hummeln und Falter, Eichelhäher holen sich im Winter die orangen Beeren aus den zerfallenden Lampions

Pflege

Rückschnitt im Frühjahr

Verwendbare Teile

reife Früchte, die von manchen Exemplaren sind süßlich-bitter, bei anderen überwiegt deutlich die bittere Komponente, wirken harntreibend, unsicher ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen, der offenbar stark schwankt und von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirkt, Magenschmerzen und Übelkeit können auftreten, in Branntwein angesetzte Früchte ergeben ein in der Volksmedizin gebräuchliches Mittel gegen Blasen- und Nierensteine, sowie Rheuma und Gicht, die dekorativen Lampions halten sich lange in Trockensträußen, können aber auch einzeln über die Lämpchen einer Lichterkette gestülpt für herbstlich warmes Licht sorgen

Inhaltsstoffe

Vitamine, Mineralstoffe, Bitterstoffe, Physalin, Steroide, Karotin, Gerbstoffe, in den Samen fettes Öl

Status

anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Bärlauch und Judenkirsche S.124, Gerhild Buirmann-Dähne (1990)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.230, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.279, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.326, Deni Bown (1996)
  • Gartenlust S.144, Johannes Roth (1992)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.560, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.158, Heinz Görz (1987)
  • Hagebutte & Co S.204, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.192, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.159, Konrad Kölbl (1993)
  • Spaziergänge in meinem Garten S.37, Anne-Marie Koenig (1998)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.201, S.257, Jürgen Dahl (1995)
  • kraut&rüben 11/1999 S.9, 11/2005

Geschichte und Geschichten

Die Lampionblume kommt in freier Natur auf kalkhaltigen, eher warmen Böden vor, Weinberge sind ihr sehr angenehm. Dort kann sie mit ihren unterirdischen Ausläufern größere Bereiche bewachsen und jedes Frühjahr an neuen Orten zum Vorschein kommen. Während der Vegetationszeit ist die Pflanze recht unauffällig, die weiße sternförmige Blüte wird oft übersehen. Sie verbirgt sich unter den Blattknoten, ist mit anderthalb Zentimetern auch nicht sehr groß. Weithin sichtbar werden die blasenartigen Fruchthüllen, die meist zu mehreren übereinander an einem Stängel hängen und sich im Herbst kräftig orange färben.Sie beinhalten die ebenso orange einzelne Beere, in deren weichem Fruchtfleisch sich viele kleine Kerne verbergen und deren Geschmack von süßsäuerlich bis zu sehr bitter reichen kann. Die Pflanze ist eng verwandt mit den Physalis, deren Früchte als Obst verkauft werden (Andenbeere, Kapstachelbeere, Ananaskirsche). Sie alle gehören in die Familie der Nachtschattengewächse und sind nur bedingt ein Genuss. Manch einer reagiert mit Magenschmerzen auf die Beeren, sollte sich dann in Zurückhaltung üben. Im Spätherbst zerfällt die orange Hülle und hinterlässt ein filigranes Kunstwerk aus feinen Adern. Da die Beeren im Innern jetzt sichtbar sind, kommen Vögel wie der Eichelhäher vorbei, um sie zu ernten.

Den Namen Judenkirsche oder auch Judenhütlein hat die Pflanze ihrer Fruchthülle zu verdanken, die der Kopfbedeckung ähnelt, die von jüdischen Frauen im Mittelalter getragen wurde.