Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Mädesüß, Austrieb (17.4.)
Mädesüß, Blüte (1.7.)
Mädesüß, Einzelblüten (16.7.)

Spierstrauch, Wiesenkönigin, Wiesengeißbart, Rüsterstaude, Wilder Flieder

Botanischer Name

»Filipendula« von lat. filum - Faden und lat. pendulus - hängend (nach an den Wurzeln hängenden knolligen Verdickungen), »ulmaria« ulmenartig, Erstbeschreibung 1753 als Spiraea ulmaria durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher, 1879 umbenannt durch Karl Johann Maximowicz (1827-1891) deutsch-russischer Botaniker

Englischer Name

Meadowsweet

Familie

Rosengewächse, Rosaceae

Verbreitung

Europa, Mittelasien

Wuchs

ausdauernd, sehr festes, raumgreifendes Wurzelsystem, horstig wachsend, Ausläufer bildend, unpaarig gefiederte Blätter etwa 30cm hoch, leicht instabiler Blütenstand bis 1,5m hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, feuchte bis nasse nährstoffreiche Böden

Blütezeit

(Mai), Juni,Juli

Blüte

Trichterrispe (Spirre) mit fünfzähligen, cremeweißen kleinen Einzelblüten, Kronblätter mit sehr schmalem Ansatzpunkt, deutlich getrennt, Staubgefäße weit heraus ragend, intensiv duftend

Fruchtreife

August, September

Frucht

kleine schneckenartig gedrehte Nüsschen

Vermehrung

durch Teilung älterer Pflanzen

Frosthärte

zum Teil grün überwinternd, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen, Pollen fressende Fliegen, Schwebfliegen, Käfer

Pflege

bei zu starkem Ausbreitungsdrang Pflanzen durch abstechen verkleinern, nach der Blüte zurückschneiden, die Samenstände kippen leicht

Verwendbare Teile

Wurzeln, Blätter,Blüten, Tee aus blühendem Kraut gegen Erkältungskrankheiten, in Mischungen gegen Rheuma und Gicht, zur allgemeinen Blutreinigung, die Blüten lassen sich zu Sirup verarbeiten oder für Marmeladen verwenden, Vorsicht bei Überempfindlichkeit gegen Aspirin, die Pflanze enthält Salicylsäure, die Blüten enthalten das nach Vanille duftende Piperonal, mit dem unter anderem Schokolade aromatisiert wird

Inhaltsstoffe

Gaultherin, Salicylsäure, ätherische Öle, Heliotropin, Vanillin, Terpene, Gerbstoffe, Flavonglycoside, Schleimstoffe, Piperonal

Status

anwesend, Ableger vorhanden

Literatur

  • Bienenweide und Hummelparadies S.204, Dave Goulson (2021)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.105, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.364, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Duftpflanzen S.56, Bernd Dittrich (1988)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.283, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Pflanzen S.467, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Fingerkraut und Feenhandschuh S.129, Barbara Frischmuth (1999)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.286, Heinz Görz (1987)
  • Hagebutte & Co. S.280, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Homegrown Revolution S.190, James Wong (2012)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.85, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.205, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.128, Burkhard Bohne (2010)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.112, Detlev Arens (1991)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.229, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.58, Penelope Ody (2000)

Geschichte und Geschichten

Im 19. Jahrhundert wurde erstmalig aus Mädesüß reine Salicylsäure isoliert, benannt wurde sie nach dem damaligen Namen der Pflanze als Spiraesäure. Die später synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure wurde 1899 als Aspirin bekannt, wobei das "A" für Acetyl, das "spi" für Spiraesäure steht. In der Volksheilkunde wurde Mädesüßkraut bei Rheuma und Gicht eingesetzt.

Der deutsche Name soll sich darauf beziehen, dass mit den Mädesüßblüten Met gesüßt wurde, also "Metsüß". Nicht nur dem Met, auch anderen Getränken wurden die Blüten beigegeben, um den Geschmack zu verbessern. Die Blätter wurden Als Ersatz für Schwarztee verwendet und in manchen Gegenden wurden Wurzeln, Stängel und auch Blätter als Gemüse gegessen.

Mädesüß gehört zu den Pflanzen, die es mit dem Giersch aufnehmen können und ihn sogar zurück drängen. Allerdings muss auch das Mädesüß gelegentlich in seine Schranken verwiesen werden, da es sich im Laufe der Jahre über Wurzelausläufer (und Samen) ausbreitet. Die Blüten sind bei Bienen sehr beliebt, werden bevorzugt in den Vormittagsstunden angeflogen.

Kulinarisches

Mädesüßsirup (heiße Zubereitung)

  • 10 Blütenstände
  • 2 Bio-Zitronen
  • 2 l Wasser
  • 1 kg Zucker

Zubereitung

  • Die Blütenstände von eventuell vorhandenen Krabbeltieren befreien, aber nicht waschen
  • Die Zitronen waschen und in dünne Scheiben schneiden, mit den Blüten in ein hitzefestes Gefäß schichten und mit kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 24 Stunden ziehen lassen.
  • Die Flüssigkeit durch ein Tuch gießen und kräftig ausdrücken, mit dem Zucker aufkochen und eine Viertelstunde köcheln lassen. Dann heiß in Flaschen füllen und sofort verschließen.


Mädesüßsirup (Kaltansatz)

  • 10 Blütenstände
  • 2 Bio-Zitronen
  • 1 l Wasser
  • 1 kg Zucker

Zubereitung

  • Wasser mit dem Zucker aufkochen, etwa zehn Minuten leise köcheln lassen, dann auf Zimmertemperatur abkühlen lassen
  • die sauberen Blütenstände und die in Scheiben geschnittenen Zitronen in ein Gefäß schichten und mit dem Sirup übergießen
  • das geschlossene Gefäß an einem gleichmäßig kühlen Ort (Keller) eine Woche stehen lassen, gelegentlich leicht schütteln, damit alle Pflanzenteile von Flüssigkeit bedeckt sind und nichts schimmelt
  • die Flüssigkeit durch ein Tuch gießen und kräftig ausdrücken, bis zum Siedepunkt erhitzen und heiß in saubere Schraubflaschen abfüllen, sofort verschließen