Marienblatt (Tanacetum balsamita)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Marienblatt, Austrieb (7.4.)
Marienblatt, Blütenknospe (23.7.)
Marienblatt, Blüte (28.8.)

Frauenminze, Balsamkraut, Riechblättchen

Botanischer Name

»Tanacetum« in verschiedenen alten Sprachen ähnlich klingende Bezeichnung für den Rainfarn, Ursprung ungeklärt, »balsamita« lat. angenehm aromatisch duftend, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1708-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Cost-Mary

Familie

Korbblütler, Asteraceae

Verbreitung

Süd- und Osteuropa, Mittelasien

Wuchs

ausdauernd, horstige, rhizombildende Staude, Blätter silbrig grün, ledrig, rundlich oval, fein gesägt, Höhe mit Blütenstand 60-120cm

Standort

sonnig, eher nahrhafter kalkhaltiger Boden

Blütezeit

Juli, August, September

Blüte

kleine gelbe Knöpfchenblüten, ähnlich Rainfarn, die Entwicklung der Blüte dauert mehrere Wochen

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

sehr kleine schmale Achäne

Vermehrung

Aussaat im Frühjahr, Wurzelteilung im Herbst

Frosthärte

oberirdisch teilweise grün bleibend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

schon im Austrieb ist die Pflanze bei Schnecken sehr beliebt, fein zerstoßene Eierschalen bieten einen gewissen Schutz (versorgen die Pflanze gleich mit Kalk)

Pflege

im Frühjahr zurückschneiden, auf Schnecken achten

Verwendbare Teile

vor der Blüte geerntete Blätter als Salatwürze, Tee bei Leber- und Gallenbeschwerden, verdauungsfördernd, Duftpflanze, aromatisierender Bestandteil von Likören

Inhaltsstoffe

ätherisches Öl (Thujon, Borneol), Kampfer, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Vitamine, Glycoside

Status

anwesend

Literatur

  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.44, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.374, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Duftpflanzen S.48, Bernd Dittrich (1988)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.359, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.463, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.232, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kräuter S.187, Burkhard Bohne (2010)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.64, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • Wo der Pfeffer wächst S.26, Hansjörg Küster (1987)

Geschichte und Geschichten

Das Marienblatt wird in erster Linie wegen seines Duftes geschätzt, der zwischen Minze und Kampfer schwankt. Nördlich der Alpen war die Pflanze spätestens seit dem frühen Mittelalter bekannt, genau lässt sich das nur schwer bestimmen da sie als Balsamkraut bekannt war, ein Name, der vielen duftenden Kräutern beigegeben wurde. Die duftenden Blätter wurden getrocknet ins Gesangbuch gelegt, um während der Messe daran zu schnuppern, falls des Pfarrers Predigt mal wieder nicht enden wollte und die Müdigkeit zu groß wurde. Da der Duft nach dem Trocknen noch sehr lange erhalten bleibt, wurden die Blätter für Duftpotpourris verwendet. Auch als Gewürz war die Pflanze im Gebrauch, für deftige Gerichte, aber auch für Süßes wie Eierkuchen. Mit den Blättern wurde Bier aromatisiert und sie waren Bestandteil von Likören. Die eng mit dem Rainfarn verwandte Pflanze sollte wie dieser gegen Wurmbefall wirksam sein. Auch Pflanzenschädlinge lassen sich mit einem Absud bekämpfen.

Die Tendenz des Marienblattes zum Wuchern konnte ich in meinem Garten bisher nicht beobachten, im Gegenteil, ich bin in jedem Frühjahr froh, wenn ich es wieder finde. Die Schnecken sind häufig noch schneller als ich und außer ein paar kleinen Blättern bleibt nichts übrig. Selbst das großzügige Ausbringen von zerkleinerten Eierschalen war nur mäßig erfolgreich. Hier macht sich ein deutlicher Unterschied zum Rainfarn bemerkbar, den rührt keine Schnecke an...