Nachtviole (Hesperis matronalis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Nachtviole, Jungpflanze (27.2.)
Nachtviole, Winterruhe (31.1.)
Nachtviole, Austrieb (24.4.)
Nachtviole, Blüte (22.5.)
Nachtviole, Blüte (27.5.)
Nachtviole, Samen

Mondviole, Matronenblume, Nachtveilchen

Botanischer Name

»Hesperis« gr. hespera - Abend, »matronalis« lat. Frauen-, Matronen-, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Dame's Rocket, Dame's Violet, Queen's Gilliflowers

Familie

Kreuzblütler, Brassicaceae

Verbreitung

Mittelmeergebiet, in Deutschland ausgewildert

Wuchs

zweijährig bis (kurzlebig) ausdauernd, horstiger Wuchs, wintergrün, Austrieb violett überlaufen, lanzettliche, gezähnte bodenständige Blätter, bis 20cm lang, Blütenstand bis 1m hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, sandige Böden

Blütezeit

Juni, Juli, August

Blüte

vierzählige zart lila Blüten an aufrechtem verzweigtem, beblättertem Blütenstand, der sich während der Blüte verlängert, abends und nachts intensiv duftend, der Duft variiert von Nelke über Marzipan bis Puderzucker

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

bis 10cm lange, schmale Schoten, die die Pflanze sehr sparrig wirken lassen, dunkle, etwa 3mm lange spitz zulaufende Samen

Vermehrung

Selbstaussaat, Wurzelteilung

Frosthärte

grün überwinternd

Tierische Besucher

Bestäubung hauptsächlich durch dämmerungsaktive Insekten und Nachtfalter, Raupenfutterpflanze für den Aurora-Falter

Pflege

kaum Pflege nötig, eventuell Rückschnitt nach der Blüte, wenn die Pflanze zu sehr auseinander fällt oder sich nicht aussamen soll

Verwendbare Teile

Blüten in Potpourries oder in Teemischungen, junge Blätter als Beigabe zu Gemüse, in Bratlingen oder Pesto, Samen als Gewürz, größere Mengen können zu Magenbeschwerden führen, aus den Samen wurde Öl gewonnen

Inhaltsstoffe

ätherische Öle, Cardenolid-Glycoside, Senföl-Glycoside

Status

anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Die Kräuter in meinem Garten S.415, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Duftpflanzen S.57, Bernd Dittrich (1988)
  • Ein Garten der Düfte S.119, Helga Urban (1999)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.217, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.401, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.40, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Neophyten S.155, Norbert Griebl (2020)
  • Thoughtful Gardening S.270, Robin Lane Fox (2010)
  • Wildblumen im Hausgarten S.170, John Stevens (1987)
  • kraut&rüben 7/2007 S.15, 6/2019 S.64

Geschichte und Geschichten

Hin und wieder ist die Mondviole an sonnigen bis halbschattigen Wegrändern mit nicht zu trockenem Untergrund zu finden. Die Vorfahren der meisten in Deutschland anzutreffenden Pflanzen stammen ursprünglich aus Gärten, von wo sie sich erfolgreich auf die Reise gemacht haben. Solange sie nicht blühen fallen sie im umgebenden Grün kaum auf. Wenn im Juni aber der verzweigte Blütenstand bis über einen Meter hoch aufragt und die vielen vierzähligen hell violetten Blüten in der Dämmerung zu duften beginnen, reicht schon die Nase aus, um die Pflanze zu finden. In den Abendstunden ist der Duft besonders intensiv und lockt viele nachtaktive Insekten an. Die sorgen für die Bestäubung der Blüten und einen reichen Samenansatz in den langen schmalen Schoten. Im Frühherbst fallen die Samen aus, werden zum Teil beim Öffnen der reifen Schote einige Meter weit weg geschleudert. Unter günstigen Bedingungen finden sich im Frühjahr größere Mengen an Sämlingen, die häufig schon im Sommer erste Blüten hervorbringen. Allzu alt werden die einzelnen Pflanzen nicht, ein Rückschnitt direkt nach der Blüte verlängert ihr Leben, da sie dann ihre Kraft nicht in die Ausreifung der Samen stecken müssen.

In den USA gilt die Mondviole als invasives Unkraut und wird, wo immer sie auftaucht mit Pestiziden bekämpft.