Nadelkerbel (Scandix pecten-veneris)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Nadelkerbel, Sämlinge (8.8.)
Nadelkerbel, überwinternde Rosette (3.1.)
Nadelkerbel, austreibende Pflanzen (31.3.)
Nadelkerbel, Blüte (15.4.)
Nadelkerbel, Blüte (10.4.)
Nadelkerbel, Samenstand (5.6.)
Nadelkerbel, Samen

Venuskamm

Botanischer Name

»Scandix« lat. Kerbel, »pecten-veneris« lat. pectinatus - kammförmig, veneris von Venus, der Göttin der Schönheit, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Shepherd's Needle, Venus' Comb, Venus' Needle

Familie

Doldenblütler, Apiaceae

Verbreitung

Europa, Asien bis zum Himalaya

Wuchs

ein- bis zweijährig, schmale Pfahlwurzel mit einem ausgebreiteten dichten Netz dünner Wurzeln, Vegetationspunkt an einem dünnen Stängel bis zu einem Zentimeter über der Erde, erste Blätter aufrecht, später flach aufliegend, 2-3fach gefiedert, im Herbst gekeimte Rosetten überwintern grün, sterben nach der Samenreife im Frühsommer ab, die nächste Generation keimt spätestens im September, Blütenstand bis 20cm hoch

Standort

sonnig, mäßig nahrhafter Boden

Blütezeit

(Februar), März, April, Mai, Juni, September, Oktober, (November), (Dezember)

Blüte

sehr zarte Doppeldolde, die im Knospenstadium hängt, sich dann aufrichtet, weiße fünfzählige Blüten, die am Doldenrand nach außen zeigenden Blütenblätter sind deutlich verlängert, bis auf eine kurze Pause im Sommer blühen die Pflanzen fast ganzjährig

Fruchtreife

Juni, Juli, August, Oktober, November

Frucht

nadelförmiger lang gezogener Schnabel, etwa sechsmal so lang wie der Same, bei Reife springt die äußere Hülle plötzlich auf und die Samen werden heraus geschleudert, Spaltfrucht, der Samenstand sieht einem Kamm oder einer Bürste ähnlich, daher der Name

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr, sät sich freigiebig selbst aus

Frosthärte

Herbstpflanzen grün überwinternd, beginnen in milden Wintern teilweise schon im Januar zu blühen

Tierische Besucher

Bestäubung hauptsächlich durch Käfer und Fliegen, aber auch kleine Wildbienenarten

Pflege

kaum Pflege nötig

Verwendbare Teile

frische Blätter als Gewürz, geschmacklich zwischen Koriander und Kerbel, Samen als Brotgewürz

Inhaltsstoffe

Palmitinsäure, Spathulenol, Sesquiterpene, Terpenoid Caryophyllenoxid, ätherische Öle, Vitamin E

Status

anwesend

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.64, Maiga Werner (2014)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.571, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Hagebutte & Co S.320, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Taschenlexikon der Mittelmeerflora S.310, Ruprecht und Irene Düll (2007)
  • Wildkräuter sehen und erkennen S.75, Roger Phillips (1990)

Geschichte und Geschichten

Der Nadelkerbel ist in ganz Europa beheimatet, sein Bestand in Deutschland geht aber immer weiter zurück, da er offene Böden braucht. Als Ackerwildkraut hat er gegen den häufigen Einsatz von Unkrautvernichtern kaum ein Chance. Dabei handelt es sich um eine Pflanze, die kaum als Unkraut zu bezeichnen ist, da sie anderen Gewächsen nicht den Raum streitig macht. Mit kaum 20 Zentimetern Höhe und einem sehr zarten Wuchs hält sie sich vornehm zurück. Im zeitigen Frühjahr keimen die Samen, bilden einen saftig grünen Rasen, ehe sie ihre zarten Fiederblätter ausbilden. Einzeln stehende Pflanzen sind deutlich als Rosette aufgebaut, sie werden größer als die, die in engem Verband stehen. Erste Blüten öffnen sich schon im März, die Hauptblüte folgt Ende Mai, Anfang Juni. Das Kraut zeigt einen typischen Dolden-Aufbau, wenn auch in kleiner Ausprägung. Bis zu zehn Einzelblüten stehen zusammen, die äußeren haben an der Außenseite größere Blütenblätter, um den Eindruck einer insgesamt größeren Blüte hervor zu rufen. Schon während der Blüte verlängert sich der Fruchtknoten, wird zum namensgebenden Element. Auch der Name Venuskamm leitet sich aus den Samenständen her, die zu mehreren zusammen stehen und an einen Kamm oder eine Bürste erinnern. Trotz der ungewöhnlichen Fruchtform handelt es sich um Spaltfrüchte, die beim Abtrocknen im unteren Bereich auseinander klaffen und entweder ausfallen oder von Tieren im Fell mitgenommen werden. Die meisten Samen bleiben im näheren Umfeld der Mutterpflanze und nach einer sommerlichen Ruhephase keimt ein Teil schon im Herbst. Die Jungpflanzen sind frosthart und wachsen auch in der dunklen Jahreszeit weiter. In milden Wintern können sie durchgehend beerntet werden, fangen teilweise schon im Januar an zu blühen.