Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum)
Weitere Namen
Rote Taubnessel
Botanischer Name
»Lamium« möglicherweise von gr. lamia - ein gefräßiger Meeresfisch (die Blüte wirkt mit ihren Zähnchen und dem gebogenen Schlund wie ein offenes Maul), »purpureum« lat. purpurrot
Englischer Name
Red Dead-Nettle
Familie
Lippenblütler, Labiatae
Verbreitung
in gemäßigten Regionen fast weltweit, Kulturfolger
Wuchs
einjährig, 3-4 Generationen pro Jahr, kriechend bis aufrecht, bis maximal 25cm hoch, Blätter kreuzgegenständig am vierkantigen Stängel, herzförmig, leicht runzelig, am Rand gezähnt, von weichen kurzen Haaren überzogen, im oberen Bereich häufig rot überlaufen, in Höhenlagen bis etwa 1250m
Standort
sonnig bis halbschattig, keine besonderen Ansprüche
Blütezeit
außer bei andauerndem Frost fast ganzjährig
Blüte
in Quirlen jeweils über einem Blattpaar angeordnete röhrige Lippenblüten, das obere Kronblatt ist helmförmig ausgeprägt, im Innern befinden sich die Staubblätter mit orangem Pollen, die Unterlippe sieht aus wie ein kopfstehendes Herz mit dunkler Zeichnung, die ganze Blüte ist samtig behaart, im Sommer kräftig rosa, im Winter eher blass, der Blütenstand ist anfangs eng gestaucht, zieht sich im Laufe der Zeit auseinander, der verwachsene Kelch mit 5 spitz zulaufenden Zähnen bleibt nach der Blüte bestehen, die Blüten verströmen einen sehr zarten süßlich-würzigen Duft
Fruchtreife
fast ganzjährig
Frucht
offene Klause
Vermehrung
durch Selbstaussaat
Frosthärte
grün überwinternd
Tierische Besucher
Bienen, Hummeln, Tagfalter
Pflege
keine Pflege nötig, ausreißen, wo sie zu üppig wachsen
Verwendbare Teile
junge Triebe als Salatzutat oder Gemüse, Blüten als Dekoration für Desserts, Tee aus blühenden Trieben bei Blasen- und Darmbeschwerden, auch bei Husten
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Vitamine, Zucker, ätherische Öle, Flavonoide, Glycoside
Status
anwesend
Literatur
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.220, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Wildblumen im Hausgarten S.176, John Stevens (1987)
- Wildkräuter sehen und erkennen S.29, Roger Phillips (1990)
Geschichte und Geschichten
Egal zu welcher Jahreszeit, irgendwo blüht immer eine Taubnessel, so dass der Eindruck entsteht, die Pflanze sei ausdauernd und grundsätzlich immer anwesend. Die kleine Einjährige hat aber eine andere Strategie. Sie ist so schnellwüchsig, dass sie es auf vier Generationen im Jahr bringt und nur bei genauem Hinsehen deutlich wird, dass die einzelne Pflanze extrem kurzlebig ist. Die pelzigen Blätter wachsen gegenständig an den vierkantigen Trieben, die anfangs im oberen Bereich eng gestaucht sind. Erst im Laufe der Zeit vergrößern sich die Abstände zwischen den Blättern und aus den Blattachseln wachsen die quirlartigen Blütenstande. Wildbienen und Grabwespen gehören zu den Hauptbestäubern der nektarreichen rosa Blüten. Abgezupft lassen sie sich aussaugen und schmecken deutlich süß. Nach der Samenreife verwelkt die Pflanze, aber ehe der Verlust auffällt, sind schon wieder einige neue da. Die Rote Taubnessel ist ein Kulturfolger, der die Menschen schon seit langer Zeit begleitet, der offene Boden auf Äckern und in Siedlungen behagt der kleinen Pflanze sehr und sie nutzt auch kurze vegetationslose Phasen für ihren Lebenszyklus. Durch Bodenbearbeitung wird das Saatgut weiter verbreitet. Im Garten übernehmen das auch Krabbeltiere wie Ameisen, die an den nährstoffreichen Anhängseln der Samen interessiert sind.