Salomonsiegel (Polygonatum multiflorum)
Weitere Namen
Vielblütige Weißwurz, Siegelwurz
Botanischer Name
»Polygonatum« von gr. poly - viel und gr. gonatos - Knie, botanisch Knoten (wegen der knotigen Rhizome), »multiflorum« lat. multi - viel und lat. florum - blütig, Erstbeschreibung durch Carlo Ludovico Allioni (1728-1804) italienischer Botaniker
Englischer Name
Eurasian Salomon´s Seal
Familie
Liliengewächse, Liliaceae
Verbreitung
Europa, gemäßigtes Asien, Nordamerika
Wuchs
ausdauernd, dicke Rhizome dicht unter der Erdoberfläche bildend, Einzeltriebe mit wechselständigen ovalen Blättern, überhängend, Blütenstände in den Blattachseln bis 80cm hoch, die Wurzel zeigt an den Abbruchstellen der letztjährigen Triebe eine siegelartige Signatur
Standort
halbschattig, nährstoffreiche basische Böden
Blütezeit
Mai, Juni
Blüte
3-5 schmal glockenförmige weiße Blüten pro Blattachsel, mit grüner Spitze aus sechs verwachsenen Kron- und Kelchblättern,oberständiger Fruchtknoten, über den ganzen Trieb verteilt
Fruchtreife
August, September
Frucht
blauschwarze kugelige Beeren
Vermehrung
durch Rhizomteilung
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
eine schwarze Wespenart legt ihre Eier auf die Blätter, die grauen Raupen können die Pflanzen innerhalb weniger Tage kahl fressen, die reifen Beeren werden von Amseln und Drosseln gefressen
Pflege
entfernen der abgestorbenen Teile im Frühjahr
Verwendbare Teile
Giftpflanze, Wurzel äußerlich bei blauen Flecken
Inhaltsstoffe
Chelidonsäure, Saponine ,Glycoside, Gerbstoffe, Schleimstoffe
Status
anwesend
Literatur
- Die Kräuter in meinem Garten S.604, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.333, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.292, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S,76, Detlev Henschel (2002)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.578, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Hagebutte & Co S.206, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.271, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kölbls Kräuterfibel S.262, Konrad Kölbl (1993)
- New Kreüterbuch Cap.CCXXIII, Leonhart Fuchs (1543)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen...S.56, Detlev Arens (1991)
- ...und grün des Lebens goldner Baum S.176, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
- Wildblumen im Hausgarten S.70, John Stevens (1987)
Geschichte und Geschichten
Das Salomonsiegel braucht ein paar Jahre, um sich an einem neuen Standort einzugewöhnen, dann aber kann es größere Flächen einnehmen und schattige Bereiche mit seinen frisch grünen Blättern aufhellen. Am Naturstandort bevorzugt die Pflanze feuchten Boden, sie kommt aber auch auf dem Trockenen klar. Der Austrieb ähnelt dem von Maiglöckchen, aber schon bald gewinnen schmalen Triebe an Höhe und wenn sich die eiförmigen Blätter entfalten hängen sie fast anmutig über. Von oben sind die Blüten kaum zu sehen, da die Blätter echt groß sind. Zu zweien oder dreien hängen sie in den Blattachseln an dünnen kurzen Stielen. Die langen schmalen Knospen, weiß mit grüner Spitze, sehen auch wenn sie sich öffnen aus, als wären sie noch zu. Da hilft nur ein Blick aus nächster Nähe. Die Pflanzen bilden ein dichtes etwa kniehohes Blattwerk, das im Herbst golden zu leuchten beginnt. Mit den ersten Frösten sackt die Pracht in sich zusammen, nur die kahlen Stängel überdauern den Winter. Das kräftige Rhizom kann sich jetzt in Ruhe auf den nächsten Frühling vorbereiten, um in kleinen Schritten weiteres Terrain zu erobern. Wird die Wurzel ausgegraben, so finden sich immer wieder Sollbruchstellen. Die abgebrochenen Stücke weisen eine Signatur auf, die einem Siegel ähnelt, daher der deutsche Name Salomonsiegel.