Schachbrettblume (Fritillaria meleagris)

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Weitere Namen

Schachbrettblume, Austrieb (17.3.)
Schachbrettblume, Blüte (18.4.)
Schachbrettblume, Blüte (17.4.)
Schachbrettblume, Samenstand (23.6.)
Schachbrettblume, Samen

Kiebitzei

Botanischer Name

»Fritillaria« von lat. »fritillus« Würfelbecher nach der Form der Blüte oder nicht belegte Deutung Schachbrett, »meleagris« lat. Perlhuhn wegen der Musterung der Blütenblätter

Englischer Name

Snake`s Head, Guinea Flower

Familie

Liliengewächse, Liliaceae

Verbreitung

West-, Mittel- und Südeuropa

Wuchs

ausdauernde Zwiebelpflanze aufrechter kahler Stängel Blüte hängend bis 30cm hoch, im Sommer einziehend

Standort

feuchte Wiesen, Überschwemmungsgebiete

Blütezeit

März, April

Blüte

sechszählige bauchige Glocke mit oberständigem Fruchtknoten und typischer Karo- Musterung, abgerundete Spitzen der Perigonblätter leicht nach innen gebogen, meist purpur bis lila, selten weiß (auch dann sehr zart gemustert)

Fruchtreife

Juni, Juli

Frucht

mehrfächerige Kapsel mit flachen hellen Samen

Vermehrung

durch Tochterzwiebeln, Aussaat im Herbst (Kaltkeimer)

Frosthärte

nach der Samenreife oberirdisch absterbend, Zwiebel frosthart

Tierische Gäste

Lilienhähnchen mögen Blätter und Blüten, Bestäubung hauptsächlich durch Bienen und Hummeln

Pflege

entfernen der unreifen Samenstände zur Kräftigung der Zwiebel

Verwendbare Teile

Giftpflanze, nur bewundern

Inhaltsstoffe

Steroidalkaloid Imperialin (kann bei zu hoher Dosis zum Tode führen), Fritillin, Fritillarin, Tulipalin

Status

anwesend

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.153, Bobby J. Ward (1999)
  • Blumen in meinem Garten S.47, Vita Sackville-West (1937)
  • Das Naturbuch für Neugierige S.142, Loki Schmidt (2010)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.285, Deni Bown (1996)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.358, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Mein Garten S.108, Vita Sackville-West (1951-1958)
  • Von lauschigen Lauben und herzigen Veilchen S.22, Helga Panten, Marion Nickig (2005)
  • Wildblumen im Hausgarten S.37, John Stevens (1987)
  • kraut&rüben 4/1996 S.19, 3/2003, 4/2008
  • Eden, 1/2002

Geschichte und Geschichten

Sie sind selten geworden, die feuchten Wiesen auf denen die Schachbrettblume sich wohlfühlt und auf denen sie sich über große Flächen ausbreiten kann. Was für ein herrlicher Anblick, die vielen bauchigen Glocken mit ihrem typischen Muster in freier Natur zu bewundern! Im Garten braucht die Pflanze einen feuchten hellen Standort, ein Sumpfbeet wäre ideal. Der Boden sollte nicht komplett austrocknen. Die Zwiebeln der Fritillarien sind nicht von einer festen Außenhaut geschützt, was bedeutet,dass sie schnell austrocknen. Schon beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass das Pflanzgut frisch ist. Nach zwei Monaten im Supermarktregal ist die Wuchskraft der Zwiebeln nahezu erschöpft. Unverletzt und prall sollten sie sein und so schnell wie möglich in die Erde kommen. Sagt ihnen der Standort zu, so werden sie sich im Laufe der Jahre über Tochterzwiebeln und auch über Samen ausbreiten. Schon Ende Februar schieben sich die ersten zarten Blätter aus der Erde, sehen zunächst einem Grasbüschel ähnlich. In einer Wiese bleiben sie in diesem Stadium unbemerkt. Selbst die schmalen fest geschlossenen Blütenknospen fallen kaum auf. Sie hängen meist einzeln, selten bis zu dreien an ihrem dünnen Stängel, von einem spitzen Hochblatt geschützt und gewinnen langsam an Größe und Farbe. Bei ganz genauem Hinsehen ist das Muster schon angelegt, obwohl die Farbe noch fehlt. Wenn nicht bewusst auf ihre Entwicklung geachtet wird sind die bauchigen Glocken eines Tages ganz plötzlich da. Sie schaukeln im Wind und präsentieren ihr erstaunlich regelmäßiges Karomuster. Das hat ihnen zu ihrem Namen verholfen, wobei der botanische Name »Fritillaria« vom lateinischen »Fritillus« für Würfelbecher stammt und nicht vom Schachbrett. Im norddeutschen hat ein Vogel Pate gestanden, dort heißt die Blume Kiebitzei, nach der Musterung von dessen Eiern.

Im Jahre 1572 wurde die Schachbrettblume erstmals botanisch beschrieben, bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war sie in vielen Gärten zu finden. Ein um 1600 entstandenes Stillleben des holländischen Malers Jakob von Gheyn zeigt die Schachbrettblume inmitten anderer Blüten. Während des Barock im 17. Jahrhundert war das Kiebitzei eine der beliebtesten Zierpflanzen überhaupt. Danach ging die Begeisterung langsam wieder zurück.


In Deutschland befindet sich das größte natürliche Vorkommen der Pflanze an der Sinn, einem kleinen Nebenfluss der fränkischen Saale. Einige kleinere Vorkommen existieren zum Beispiel in Brandenburg in der Nähe der Stadt Ziesar. Die Pflanze steht unter strengem Schutz, darf also nicht aus der freien Natur entnommen werden. Bereits im Jahre 1993 wurde sie zur Blume des Jahres gewählt.