Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Schneeglöckchen,Austrieb (14.1.)
Schneeglöckchen, Blüte (8.2.)
Schneeglöckchen, gefüllte Variante (7.3.)
Schneeglöckchen, Samenkapseln (14.3.)
Schneeglöckchen, Samen

Lichtmessglöckchen

Botanischer Name

»Galanthus« gr. gala - Milch, anthos - Blüte, »nivalis« lat. schneeweiß, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Snowdrop

Familie

Amaryllisgewächse, Amaryllidaceae

Verbreitung

Mittel- und Südeuropa

Wuchs

ausdauernd, kleine längliche helle Zwiebel mit abblätternder dunkler Schutzhaut, lineale grundständige graugrüne Blätter mit der Blüte austreibend, Blüte 10-15cm hoch, Blätter nach der Blüte weiterwachsend, im Juni vergilbend und einziehend

Standort

sonnig, halbschattig, schattig, nahrhafter Gartenboden

Blütezeit

(Dezember), Januar, Februar, (März)

Blüte

10-15cm hoher dünner Stängel mit einzelner weißer dreizähliger Blüte, an dünnem gebogenen Stielchen hängend, das Hüllblatt bleibt aufrecht über der Blüte stehen, äußere Blütenblätter während der Blüte länger werdend, innere Blütenblätter kürzer, eng zusammenstehend mit variierenden grünen Flecken, innen gestreift, Samenkapsel (unterständiger Fruchtknoten) schon während der Blüte deutlich sichtbar, gefüllte Blüten können spezielle Züchtungen sein, treten aber auch spontan in "normalen" Beständen auf

Fruchtreife

April, Mai

Frucht

längliche fleischige Spaltkapsel, zur Reifezeit hellbraun, kleine helle Samen mit fleischigem Anhängsel, der weiche Stängel senkt sich durch die Gewichtszunahme der reifenden Frucht zu Boden und verschwindet zwischen der aufwachsenden Vegetation

Vermehrung

durch Tochterzwiebeln, Selbstaussaat durch von Ameisen verbreitete Samen

Frosthärte

Zwiebeln frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen, Ameisen verschleppen die mit nahrhaftem Anhängsel versehenen Samen

Pflege

Teilung und Verpflanzung gleich nach der Blüte ("in the green"), Schneeglöckchen möchten während der Sommermonate in Ruhe gelassen werden, da sie nicht mehr zu sehen sind sollte der Boden so wenig wie möglich gelockert oder gejätet werden

Verwendbare Teile

Zwiebel möglicherweise wirksam bei Alzheimer, keine Selbstmedikation da leicht giftig

Inhaltsstoffe

Alkaloide (Galanthamin, Lycorin)

Status

anwesend, getopfte Zwiebeln vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.331, Bobby J. Ward (1999)
  • Die Blüte S.242, Dieter Heß (1990)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.498, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.322, Paul Westrich (2018)
  • Gartenlust S.199, Johannes Roth (1992)
  • Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa S.249, Hansjörg Küster (1999)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.360, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Grüne Paradiese auf Balkon und Terrasse S.137, David Joyce (1997)
  • Hagebutte & Co. S.130, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Mein Garten S.369, Vita Sackville-West (1951-1958)
  • Nachrichten aus dem Garten S.36, Jürgen Dahl (1987)
  • Schön aber gefährlich S.92, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
  • The Bedside Book of the Garden S.298, Dr. D.G. Hessayon (2008)
  • Thoughtful Gardening S.70, Robin Lane Fox (2010)
  • Wildblumen im Hausgarten S.65, John Stevens (1987)
  • kraut&rüben 1/2003, 2/2008 S.4, 1/2021 S.5, 2/2023 S.26, 1/2024 S.4
  • Eden 4/2001

Geschichte und Geschichten

In manchen Jahren bricht eine spätherbstliche Kältephase die Keimruhe der kleinen Zwiebeln, dann erscheinen die ersten Blüten tatsächlich schon vor Weihnachten. Meist dauert es aber bis zum ersten Januardrittel, ehe die weißen Glöckchen den Beginn einer weiteren Vegetationszeit einläuten. Das Datum der ersten hängenden Blüte wird akribisch fest gehalten, jeden Tag sehe ich nach, wie weit sich die Blattspitzen aus dem Boden geschoben haben und ob sie oben schon die Knospe freigeben, die noch in ihrer halb durchsichtigen Hülle steckt. Tauchen die ersten Blüten schon im Dezember auf, so zieht sich die Blütezeit bis zu drei Monate hin. Kommt ein kalter Winter dazwischen und die Blüten erscheinen erst im Februar, so ist die Blütendauer entsprechend kürzer, denn Mitte März ist definitiv Schluss. Hat das Schneeglöckchen sich an seinem Standort eingelebt, breitet es sich im Laufe der Jahre zu großen Beständen aus. Dabei vermehrt es sich zum Einen vegetativ durch Brutzwiebeln, wodurch dicke Büschel von Pflanzen entstehen. Zum Anderen werden in den schon während der Blüte sichtbaren Fruchtknoten Samen gebildet. Die Spaltkapseln werden während der Reifung immer schwerer, so dass sie schließlich auf dem Boden aufliegen. Sie bleiben weich und werden von Ameisen auseinander genommen, die an den kleinen weißen Anhängseln der Samen interessiert sind. Die Ameisen tragen die Samen zu ihren Bauten, beißen dort das Anhängsel ab und lassen die Samen liegen. Wie Grashalme sehen die ersten zarten Blätter aus, die im darauf folgenden Frühjahr sprießen. Nach drei Jahren ist die Zwiebel kräftig genug, um eine erste Blüte zu entwickeln. Wenige Jahre später ist aus dem Samen ein weiteres dichtes Schneeglöckchenbüschel geworden. Nicht ganz so wüchsig wie die einfachen Formen sind die gefüllten. Ihnen fehlt natürlich die Eleganz der schlichten Glocke mit ihren drei Hängeblättern, aber die Rüschenröckchen mit ihren grünen Zeichnungen haben ihren ganz eigenen Reiz und manchmal kreuzen sie sich untereinander und ergeben neue eigenwillige Formen. Sollen die groß gewordenen Büschel geteilt werden, so ist nach der Blüte die beste Zeit dafür gekommen. Solange die Blätter noch grün sind, sind die Pflanzen gut zu finden, und in diesem Stadium wachsen sie auch am Besten an. Nach dem Ausgraben werden die Bestände auseinander genommen und einzeln oder zu mehreren schnell wieder in die Erde gesteckt, damit sie nicht trocken werden. Im Sommer ist nichts mehr zu sehen von den Winterblühern, sie bereiten sich unterirdisch auf ihren nächsten Auftritt vor. Sollen Schneeglöckchen im Herbst gepflanzt werden, so muss schon beim Kauf darauf geachtet werden, dass die Zwiebeln prall und saftig sind. Sie sollten schnellstmöglich in die Erde kommen. Einmal ausgetrocknet erholen sie sich nicht wieder.