Sonnenblume (Helianthus annuus)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Sonnenblume, Sämling, (2.5.)
Sonnenblume, Wuchs (14.8.)
Sonnenblume, durchwachsene Blüte (8.8.)
Sonnenblume, Röhrenblüten (23.8.)

Goldblume, Gottesauge, Sonnenstern

Botanischer Name

»Helianthus« von gr. helios - Sonne und gr. anthemon - Blume, »annuus« lat. einjährig, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Sunflower

Familie

Korbblütler, Asteraceae

Verbreitung

Nordamerika, der Ursprung der Pflanze wird zwischen den Rocky Mountains und den Appalachen vermutet, um 1510 durch die Spanier nach Europa eingeführt

Wuchs

einjährig, Pfahlwurzel bis in knapp 3m Tiefe, dazu ein weit ausgreifendes flach verlaufendes Wurzelsystem, bei guter Nährstoffversorgung sehr kräftiger, markhaltiger Spross, bis 2,5 (3)m Höhe, große herzförmige Blätter, Stängel und Blätter borstig behaart, Blütenstand je nach Sorte ein- oder mehrblütig

Standort

sonnig, nahrhafter, nicht zu trockener Boden

Blütezeit

(Juni), Juli, August, September, Oktober

Blüte

je nach Sorte bis zu 50 cm durchmessender Korb mit Röhrenblüten, außen herum Zungenblüten in weiß, gelb, orange oder bräunlich roten Tönen

Fruchtreife

August, September, Oktober

Frucht

weicher weißer Same in schwarzer, gestreifter oder weißer Hülle, eine Sonnenblume kann bis zu 1000 Kerne enthalten

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr, häufig Selbstaussaat

Frosthärte

Pflanze erfriert beim ersten Frost, Samen frosthart

Tierische Besucher

Bienen und Hummeln sind die Hauptbestäuber, die Samen werden von vielen Vögeln (Finken, Spatzen, Meisen) gefressen, weshalb die Pflanzen bis in den Winter hinein stehen bleiben sollten

Pflege

auf Schnecken achten, die besonders den Sämlingen arg zusetzen können, eventuell in Töpfen vorziehen und erst auspflanzen wenn sie etwas größer sind, Sonnenblumen können sehr groß werden, brauchen dann eventuell eine Stütze

Verwendbare Teile

Blütenblätter in Teemischungen, hustenlindernd, fiebersenkend, harntreibend, zusammenziehend, geschälte Samen für Brot, Müsli, Salate, Keimlinge für Salate und Gemüse, Blätter für Rouladen, ungeöffnete, von den grünen Kelchblättern befreite Knospen gedünstet als Gemüse,

Inhaltsstoffe

fettes Öl (Ölgehalt liegt bei modernen Sorten bei bis zu 50%) (Linolsäure), Flavonoide, Vitamine, Mineralstoffe, Xanthophylle, Phytosterin, Saponine, Cholin, Lutein, Chorogensäure

Status

im Sommer anwesend, Saatgut für rot blühende Pflanzen vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.345, Bobby J. Ward (1999)
  • Bienenweide und Hummelparadies S.137, Dave Goulson (2021)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.519, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen S.217, Wolfgang Seidel (2012)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.292, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.215, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Gartenzeit S.122, Susanne Wiborg (2009)
  • Handbuch Samengärtnerei S.200, Andrea Heistinger (2004)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.240, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Illustrierte Morphologie der Blütenpflanzen S.223, Adrian D. Bell (1991)
  • Kölbls Kräuterfibel S.286, Konrad Kölbl (1993)
  • Neophyten S.99, Norbert Griebl (2020)
  • Pflanzenwurzeln S.162, M.Sobotik, R.K.Eberwein, G.Bodner, R.Stangl, W.Loiskandl (2020)
  • The curious Gardener's Almanac S.117, Niall Edworthy (2006)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.411, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.206, Jürgen Dahl (1995)
  • Wo der Pfeffer wächst S.247, Hansjörg Küster (1987)
  • Zwiebel, Safran, Fingerhut S.94, Bill Laws (2012)
  • kraut&rüben 8/1998 S.40, 8/2000, 5/2003, 9/2008 S.10, 9/2022 S.72

Geschichte und Geschichten

Archäologische Funde weisen darauf hin, dass die Sonnenblume schon vor 4000 bis 5000 Jahren kultiviert wurde. Sie ist eine alte indianische Kulturpflanze, die ihren Ursprung wohl im südlichen Nordamerika hat. Nach Europa kamen die ersten Samen mit den Spaniern um 1510. Zunächst galt die Sonnenblume nur als Zierpflanze. Das Potential als Öllieferant erkannte ein Engländer im Jahr 1716, er konnte aber niemanden für seine Idee gewinnen. So dauerte es noch gut hundert Jahre bis in Russland, in der Ukraine, erstmals kommerziell Öl aus Sonnenblumenkernen gepresst wurde. Mittlerweile werden Sonnenblumen auf der ganzen Welt angebaut und der Ölgehalt moderner Züchtungen liegt bei etwa 50%. Nach Palme, Sojabohne und Raps steht die Sonnenblume an vierter Stelle der weltweit wichtigsten Ölpflanzen. Im Garten sind andere Kriterien weitaus wichtiger und inzwischen gibt es Sonnenblumen für nahezu jede Gelegenheit. Von kaum fünfzig Zentimeter hohen kompakten Pflanzen für Balkon oder Blumentopf bis zu drei Meter Riesen mit Blütendurchmessern von mehr als fünfzig Zentimetern. Dazu Farben von weiß über gelb und rot bis zu bräunlichen Tönen. Die Pflanzen sind pflegeleicht, die großen Sorten brauchen aber für ihr Wachstum genügend Nährstoffe und Wasser. Haben einmal Sonnenblumen im Garten gestanden, so säen sie sich normalerweise selbst aus. Da sie sich untereinander kreuzen, können dabei überraschende Gestalten auftreten. Diese Pflanzen sind meist sehr stabil und werden auch nur selten von Schnecken heimgesucht. Anders ist das bei neu ausgebrachter Saat. Hier können die die kriechenden Ungetiere innerhalb einer Nacht ganze Bestände weg raspeln. Um dem vorzubeugen empfiehlt sich, besondere Sorten in Töpfen vorzuziehen und sie erst auszupflanzen, wenn sie gut abgehärtet sind und so hoch, dass die Schnecken von den borstigen Stängeln am Klettern gehindert werden. Werden die Aussaaten in zeitlichem Abstand von etwa zwei Wochen vorgenommen, so blühen bis in den Herbst hinein immer neue Pflanzen nach. Nach der Blüte sollten sollten die Pflanzen unbedingt stehen bleiben. Sie liefern bis in den Winter hinein nahrhaftes Futter für etliche Vogelarten und was herunter fällt birgt die Blüten für das kommende Jahr.

In England wurden die Knospen der Sonnenblumen schon vor einigen hundert Jahren als Gemüse verwendet. Der Geschmack soll dem von Artischocken ähneln. Die noch fest verschlossenen Knospen wurden von den grünen Kelchblättern befreit und in Butter gedünstet. Das sollte im nächsten Sommer ausprobiert werden. Ebenfalls aus England stammte die Idee, die luftgefüllen Stängel der Sonnenblume in Schwimmwesten einzunähen.