Staudenwicke (Lathyrus latifolius)

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Weitere Namen

Staudenwicke, Austrieb
Staudenwicke, weißblühende Variante (12.6.)
Staudenwicke, zartrosa blühende Variante (12.6.)
Staudenwicke mit Blauer Holzbiene (21.6.)
Staudenwicke, Samenstände (23.7.)
Staudenwicke, Samen

Breitblättrige Platterbse, Bukett-Wicke

Botanischer Name

»Lathyrus« von gr. lathyros - Saatplatterbse, Nahrung armer Leute, »latifolius« lat. breitblättrig, Erstbeschreibung 1623 durch Capar Bauhin (1560-1624) schweizer Botaniker

Englischer Name

Everlasting Pea

Familie

Schmetterlingsblütler, Fabaceae

Verbreitung

Mittelmeerraum, Balkanhalbinsel, Ukraine, erste Erwähnung im mitteleuropäischen Raum in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in Deutschland teilweise ausgewildert

Wuchs

ausdauernd, kräftige, gut fingerdicke, dunkle Senkwurzel und dünne Seitenwurzeln arbeiten sich tief in den Boden vor, im Frühjahr bilden sich weiße unterirdische Triebe, die rund um den Haupttrieb nach oben wachsen, Spross kletternd oder liegend, Stängel und Blattstiele geflügelt, Blätter unpaarig gefiedert, Endfieder als Ranke ausgebildet, graugrün, Blütenstände in den Blattachseln, vegetative Ausbreitung durch Wurzelsprosse

Standort

sonnig, nährstoffreicher Boden

Blütezeit

(Mai), Juni, Juli, August, (September)

Blüte

mehrblütiger, einseitwendiger, sich streckender Blütenstand, relativ große Schmetterlingsblüten in kräftigen rosa Tönen, gelegentlich auch hell rosa oder weiß, die Staubgefäße befinden sich unter den Flügeln, legen sich bei großen Bestäubern (wie der Holzbiene) rechts und links um deren "Hals"

Fruchtreife

Juli, August, September, Oktober, (November)

Frucht

bei Reife hellbraune Hülse mit kugeligen fast erbsengroßen Samen, die bei Trockenheit aus der sich explosionsartig öffnenden Hülse heraus geschleudert werden

Vermehrung

durch Aussaat (Samen keimen nur unwillig, eventuell vor dem säen mit Sandpapier anrauen oder ein bis zwei Tage in Wasser einweichen), Selbstaussaat, die meisten Sämlinge erscheinen im Frühjahr, möglicherweise Kaltkeimer

Frosthärte

die meisten Triebe sterben im Spätherbst ab, häufig überwintern einige grün, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Hummeln, sehr beliebt bei der Blauen Holzbiene, bei Blattschneider- und Mörtelbienen und auch beim Zitronenfalter

Pflege

abgestorbene Teile im Spätwinter entfernen

Verwendbare Teile

Zierpflanze, junge Triebe wurden als Gemüse zubereitet, die Samen wie Erbsen verwendet (sie sollten vor dem Verzehr mindestens eine Nacht gewässert werden und in frischem Wasser gut gar gekocht sein, um die giftigen Inhaltsstoffe abzubauen, gelegentlicher Genuss ist möglich, ein Zuviel kann zu Lathyrismus führen, einer Vergiftung die mit bleibenden Muskelkrämpfen, Bewegungsstörungen und Knochenveränderungen einher geht)

Inhaltsstoffe

Aminosäuren, Cystein, Alanine, Stärke, Zucker, in den Samen Phytoalexine, Hydroxychalkone und Lathyrogene

Status

anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Bienenweide und Hummelparadies S.189, Dave Goulson (2021)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.346, Paul Westrich (2018)
  • kraut&rüben 3/2006

Geschichte und Geschichten

Wie der Name schon erkennen lässt, handelt es sich bei dieser Wicke um ein ausdauerndes Gewächs, das jedes Jahr zuverlässig wieder kommt und sehr alt werden kann. Die jungen Pflanzen brauchen ein bisschen Zeit um ihre Wurzeln in die Tiefe zu schieben, eine mehrjährige Wicke wieder aus zu graben kann schwierig werden. Oberirdisch wirkt die Pflanze eher zart, die dünnen Stängel brechen leicht, halten sich auch nur bedingt selbst fest. Meist muss ein wenig nach geholfen werden, sonst liegt die Hälfte der Triebe irgendwo im Beet. Im unteren Bereich verkahlt die Pflanze bald, sie sollte mit bodendeckenden Gewächsen unterpflanzt werden. Die ersten Blüten erscheinen in etwa einem halben Meter Höhe, aus den Blattachseln entspringen die dünnen aber stabilen, bis zu fünfundzwanzig Zentimeter langen Stängel mit meist sieben bis zwölf Einzelblüten. Die Blütenfarbe variiert von weiß über rosa bis zu dunklem pink, in typischer Schmetterlingsblütenform. Was den Staudenwicken fehlt ist der Duft, den viele der einjährigen Sorten mitbringen. Hier ist tatsächlich nur das Auge gefragt und hübsch sind die Blüten allemal. Das finden auch verschiedene Bienenarten wie Mörtel-Bienen oder die große Blaue Holzbiene. Die ersten Blüten erscheinen im Juni, wobei die einzelnen nicht sehr langlebig sind. Die Knospen öffnen sich von unten nach oben und wenn die letzten verblühen, entwickeln sich unten schon die Samenhülsen. Werden die Samenstände gleich entfernt, lässt sich die Blütezeit ausdehnen, ansonsten steckt die Pflanze ihre Kraft in die Samenbildung. Häufig treibt sie dann im August und September nochmal aus und blüht wieder, wenn auch schwächer als im Sommer. Die Samenhülsen stehen beim Trocknen unter Spannung, platzen irgendwann auf, wobei sich die beiden Hälften spiralig aufdrehen. Die runden, etwa erbsengroßen Samen werden dabei einige Meter weit weg geschleudert. Sie keimen erst im folgenden Frühjahr. Bei gezielter Aussaat sollten die Samen angeraut werden, sonst keimen sie nur sehr unregelmäßig.

Die Staudenwicke, die ja eigentlich eine Platterbse ist, stammt ursprünglich aus südlicheren Gefilden. In Deutschland wird sie erstmals 1613 im »Hortus Eystettensis« erwähnt.