Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Stinkende Nieswurz, Sämlinge (28.2.)
Stinkende Nieswurz, Wuchs (9.9.)
Stinkende Nieswurz, Blütenknospen (24.11.)
Stinkende Nieswurz, Blüte (6.1.)
Stinkende Nieswurz, Blüte (13.4.)
Stinkende Nieswurz, Balgfrucht (23.4.)
Stinkende Nieswurz, Samen

Palmblatt-Schneerose

Botanischer Name

»Helleborus« von gr. hellein - töten und boras - Speise, »foetidus« lat. stinkend, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Setter Wort, Stinking Hellebore, Bear`s Foot

Familie

Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae

Verbreitung

westliches und südliches Europa

Wuchs

eher kurzlebiger ausdauernder Halbstrauch, einen oder mehrere Stämmchen bildend, die nach der Blüte absterben, aus der Wurzel wachsen dann gelegentlich neue Triebe nach, 7-9 teilige schwach gezähnte ledrige Blätter (Einzelblätter schmaler als bei anderen Helleboren-Arten), 25cm hoch, Blütenstand bis 60cm hoch

Standort

halbschattig, nährstoffreicher Boden

Blütezeit

(Januar), (Februar), März, April, Mai

Blüte

kräftiger stammartiger Stängel, bis zu den Blüten beblättert, fünfzählige nickende glockige grünliche Schalenblüten, die aus den vergrößerten Kelchblättern bestehen, die Kronblätter sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, beim Öffnen der Blüte sind zunächst nur die vielen Staubgefäße zu sehen, die Samenanlagen wachsen erst später, sitzen dann auf einem kleinen Stielchen an dem noch deutlich die Abbruchstellen der Staubgefäße zu sehen sind, manche Blüten haben nur Staubgefäße und keine Samenanlagen, im Verblühen entsteht durch Anthocyane ein rötlicher Rand auf den Kelchblättern, die Temperatur in der Blüte kann bis zu 6 Grad über der Außentemperatur liegen, was den bestäubenden Hummeln eine warme Mahlzeit beschert

Fruchtreife

Juli, August

Frucht

meist aus drei (gelegentlich zwei oder vier) Teilen zusammen gesetzte Balgfrucht mit zweireihig angeordneten rundlichen, dunklen Samen

Vermehrung

durch Aussaat im Herbst (Kaltkeimer), die mit einem eiweißhaltigen Anhängsel versehenen Samen werden von Ameisen verschleppt, unter günstigen Bedingungen (milder Winter) sät die Pflanze sich reichhaltig selbst aus, meist im nahen Umkreis der Mutterpflanze

Frosthärte

frosthart bis etwa -12°C, dann teilweise oder ganz erfrierend, Winterschutz sinnvoll

Tierische Besucher

Bestäubung durch früh fliegende Honigbienen, Hummeln und Pelzbienen

Pflege

eventuell Blütenstand hochbinden, Winterschutz (besonders bei anhaltendem Kahlfrost)

Verwendbare Teile

Giftpflanze, Pulver aus der Wurzel wurde früher Niespulvern beigemischt, aber auch als Wurm- und Abführmittel benutzt

Inhaltsstoffe

Ranunculosid (Blütenblätter), Helleborin (Wurzel), Ranuncosid (Blatt, Stängel), Protoanemonin

Status

anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.180, Bobby J. Ward (1999)
  • Bienenweide und Hummelparadies S.121, Dave Goulson (2021)
  • Das Summen in der Wiese S.183, Dave Goulson (2014)
  • Der Stinkgarten S.12, Jürgen Dahl (1997)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.362, Paul Westrich (2018)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Hagebutte & Co. S.62, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.24, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kräuter S.205, Burkhard Bohne (2010)
  • Mein Garten S.486, Vita Sackville-West (1951-1958)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.246, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.225, Jürgen Dahl (1995)
  • Weeds S.10, Richard Mabey (2010)
  • kraut&rüben 1/1999 S.54, 3/2021 S.17

Geschichte und Geschichten

Der Name Stinkende Nieswurz wird der Pflanze nicht wirklich gerecht, was Menschen als stinkend empfinden ist Geschmackssache. Beim Anschneiden entströmt den Stängeln und Wurzeln ein intensiver Geruch, den ich aber keineswegs als unangenehm empfinde. »Nieswurz« hingegen ist nachzuvollziehen, pulverisiert wurde die Wurzel Niespulvern beigemischt, da einige Inhaltsstoffe Niesreiz auslösen. Niespulver galt als therapeutisches Mittel bei Melancholie, die über Niesen aus dem Körper heraus befördert werden sollte. Die Stinkende Nieswurz ist nicht ganz so frosthart wie ihre Verwandten Christ- und Lenzrose, in harten Wintern verabschiedet sie sich häufig. Ein Schutz aus Blättern und Tannenreisig kann zumindest die Verdunstung senken, wenn die immergrünen Blätter kein Wasser aus dem gefrorenen Boden aufnehmen können. Die Pflanze bildet halb verholzende Stämmchen, die nach einigen Jahren die grünen glockigen Blüten tragen. Diese werden schon im Herbst angelegt und in milden Wintern blühen die Pflanzen schon um den Jahreswechsel, sonst eher etwas später. Um Bestäuber anzulocken kann die Blüte ihre Innentemperatur um bis zu sechs Grad gegenüber der Umgebung erhöhen. Die Blüten sind sehr langlebig, ein rötlicher Rand zeigt an, dass es langsam dem Ende zugeht. Aber auch dann sind die reifenden Balgfrüchte noch attraktiv. Sie sollten an der Pflanze verbleiben, da die bald abstirbt und sich über die ausfallenden Samen, die von Ameisen verschleppt werden, vermehrt. Das kann in günstigen Jahren mit mildem Winter durchaus sehr reichhaltig geschehen, so dass ganze Wiesen von Sämlingen auftauchen. Das alte Stämmchen zerfällt im Laufe des Sommers und die Reste der Balgfrüchte bilden ein filigranes Netzmuster. Helleboren mögen an ihrem Standort in Ruhe gelassen werden, dann sind sie dankbare ausdauernde Gartenbewohner.