Topinambur (Helianthus tuberosum)
Weitere Namen
Erdbirne, Erdartischocke, Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle, Knollige Sonnenblume
Botanischer Name
»Helianthus« gr. helios - Sonne, anthos - Blume, Blüte, »tuberosus« knollig, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Jerusalem Artichoke
Familie
Korbblütler, Asteraceae
Verbreitung
Nordamerika, im Jahr 1607 gelangten erste Knollen nach Frankreich
Wuchs
ausdauernd, aus je nach Art relativ großen Speicherknollen wachsen bis zu 3m hohe Stängel mit weißem Mark, ganze Pflanze rau behaart, wechselständige Blätter breit lanzettlich bis herzförmig, am Rand gezähnt, Blütenstände im oberen Bereich in den Blattachseln
Standort
sonnig, nährstoffreicher Boden
Blütezeit
Oktober, November
Blüte
in gut 2m Höhe verzweigt sich der Stängel, jede Verzweigung trägt eine endständige Blüte, bestehend aus einem kleinen halbkugeligen Körbchen mit Röhrenblüten und 10-14 gelben Zungenblüten
Fruchtreife
November, Dezember (wird so gut wie nie erreicht, da die Pflanze vorher erfriert)
Frucht
kleine hartschalige Kerne, ähnlich wie Sonnenblumenkerne
Vermehrung
durch Wurzelknollen
Frosthärte
Pflanze stirbt beim ersten Frost ab, wegen der späten Blüte hier so gut wie nie Samenbildung, unterirdische Teile frosthart
Pflege
im Winter auf 30cm einkürzen (um die Pflanzen zur Ernte wiederzufinden), Ausbreitungsdrang beachten
Verwendbare Teile
Speicherknollen im Winter als Gemüse roh oder gekocht, vorsichtig genießen, da stark blähend, wird insulinunabhängig verdaut (Diabetiker- Gemüse), junge gebleichte Sprosse (anhäufeln) als Gemüse, Zungenblüten als Dekoration oder Beigabe zu Kräuterquark und -butter
Inhaltsstoffe
Kalzium, Eisen, Vitamine B1 B2 C, Karotin, Eiweiß, Kohlenhydrate, Inulin (bis 18%), Polyphenole
Status
anwesend, Ableger vorhanden
Literatur
- Alte Gemüse neu entdeckt S.97, Joachim Mayer (2018)
- Alte Gemüsesorten S.127, Elke Achtner-Theiss, Sabine Kumm (2015)
- Berliner Pflanzen S.52, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
- Der neugierige Gärtner S.164, Jürgen Dahl (1998)
- Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.216, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Handbuch Samengärtnerei S.198, Andrea Heistinger (2004)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.241, Adelbert von Chamisso (1827)
- Homegrown Revolution S.142, James Wong (2012)
- Neophyten S.101, Norbert Griebl (2020)
- Neue Nachrichten aus dem Garten S.11, Jürgen Dahl (1987)
- Wintergemüse anbauen S.124, Burkhard Bohne (2018)
- kraut&rüben 11/1994, 9/1999 S.52, 11/2002, 12/2007 S.25, 11/2008, 4/2009 S.39, 12/2018 S.20, 11/2020 S.55
Geschichte und Geschichten
Topinambur ist mit der Sonnenblume verwandt, stammt wie diese aus Amerika. Anders als die Sonnenblume ist Topinambur ein ausdauerndes Gewächs und zwar eins mit einnehmendem Wesen. Wo die Pflanze sich einmal eingelebt hat, breitet sie sich so schnell aus, dass mit der Ernte kaum hinterher zu kommen ist. Im Mai erscheinen die jungen Triebe, sehen bis Mitte des Sommers noch eher übersichtlich aus. Je nach Sorte werden sie dann bis zu drei Meter hoch und bilden einen guten, recht windstabilen Sichtschutz. Manche Sorten blühen schon im September, andere erst im Oktober oder gar November. Hoch oben leuchten dann die gelben Korbblüten, die sich gut in Sträußen machen. Kommen erste Fröste dazwischen, fällt die Blüte aus, denn dann erfriert der oberirdische Teil der Pflanze. Unterirdisch wird sie jetzt erst interessant. Im Laufe des Sommers sind die gesammelten Nährstoffe in die ausdauernden Speicherknollen gewandert und haben sie anschwellen lassen. Solange der Boden offen ist, kann den ganzen Winter über geerntet werden. Die Pflanzenreste sollten zumindest zum Teil stehen bleiben, um die Wurzeln besser finden zu können. Die langen markhaltigen Stängel sind sehr stabil und können im Frühjahr an einer warmen Stelle aufrecht aufgestellt und befestigt werden, sie dienen verschiedenen Wildbienen-Arten als Nistplatz. Die kartoffelgroßen dünnschaligen Speicherknollen können roh oder gekocht verarbeitet werden, schmecken leicht nussig und lassen sich vielseitig verwenden. Vorsicht ist geboten bei empfindlicher Verdauung, Topinambur kann böse Blähungen verursachen. Andererseits wird er insulinunabhängig verdaut, ist also für Diabetiker gut geeignet. Langsame Gewöhnung soll helfen, die Blähungen zu vermeiden, das käme auf den Versuch an.
Topinambur lässt sich auch im Topf kultivieren, der sollte groß genug sein und eher aus Kunststoff bestehen, da die wachsenden Knollen einen Tontopf sprengen können. Wird die Pflanze auf dem Balkon zu hoch, kann sie einfach eingekürzt werden. Im Winter haben sich die Knollen der Rundung des Gefäßes angepasst und können direkt in den Kochtopf umgesiedelt werden...
Der Name Topinambur bezieht sich auf den Indianerstamm der Toupinambautli, auf deren Territorium an der Atlantikküste Nordamerikas die Pflanzen entdeckt wurden. Sie wurden »Heliotropium tuberosum ex Toupinambautli« genannt. Die Ortsbezeichnug wurde von zwei Garteningenieuren als Artname betrachtet und hat sich bis heute gehalten.
Kulinarisches
Topinambursalat mit Birnen und Orangen
- 500 g Topinamburknollen
- 3 Orangen
- 1 große Birne
- 3 El Walnussöl
- 50 g gehackte Walnüsse
- 1 Prise Salz
Zubereitung
- Die Topinamburknollen gründlich reinigen, eventuell schälen und grob raspeln
- Orangen mitsamt der weißen Unterhaut schälen und die Filets herausschneiden, den Saft ausdrücken und auffangen
- Birne schälen und in kleine Stücke schneiden
- Walnussöl und Salz zugeben, alles miteinander vermischen, mit den gehackten Walnüssen bestreuen
- Sollten die Orangen zu süß sein, noch etwas Zitronensaft zugeben