Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Traubenhyazinthe, Austrieb (17.3.)
Traubenhyazinthe, Blüte (31.3.)
Traubenhyazinthe, Samenstand (22.5.)

Perlhyazinthe

Botanischer Name

»Muscari« ungeklärt, »armeniacum« - aus Armenien stammend, Erstbeschreibung durch John Gilbert Baker (1834-1920) britischer Botaniker

Englischer Name

Grape Hyacinth

Familie

Spargelgewächse, Asparagacea

Verbreitung

Türkei, Balkanhalbinsel, Kaukasus, bis in Höhenlagen von 2400m, seit 1877 in England angebaut

Wuchs

ausdauernde Zwiebel, Blätter grasartig schmal, parallelnervig, häufig schon im Herbst austreibend, erst aufrecht dann liegend, Blütenstand bis 15cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, normaler Gartenboden

Blütezeit

März, April, (Mai)

Blüte

endständige Traube mit kleinen dreizähligen urnenförmigen blauen (selten weißen oder rosa) Blüten aus verwachsenen Hüllblättern, am unteren Rand meist aufgehellt, die oberen Blüten sind steril, die unteren beinhalten einen dreiteiligen oberständigen Fruchtknoten

Fruchtreife

Juni, Juli

Frucht

dreifächerige Kapsel mit 6 kugeligen schwarzen Samen

Vermehrung

durch Tochterzwiebeln (Teilung größerer, älterer Bestände), Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch bald nach der Blüte absterbend, Zwiebel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Hummeln

Pflege

kaum Pflege nötig

Verwendbare Teile

Zwiebel, äußerlich als Brei aufgetragen, bei trockener entzündlicher Haut, Zwiebeln wurden ähnlich wie Knoblauch verwendet, was auch heute noch in einigen Regionen Italiens der Fall ist

Inhaltsstoffe

Saponine, Oxalatraphide, Hyacinthacine, Oligoglycoside

Status

anwesend

Literatur

  • Bienenweide und Hummelparadies S.107, Dave Goulson (2021)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.569, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Wildbienen Deutschlands S.325, Paul Westrich (2018)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.555, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Neophyten S.64, Norbert Griebl (2020)
  • kraut&rüben 3/2008 S.24, 4/2016

Geschichte und Geschichten

Zwischen 1560 und 1620 liegt die sogenannte Orientalische Phase der Zierpflanzen. In dieser Zeit waren besonders viele Pflanzenjäger unterwegs, um unbekannte Blütenwunder aus dem Orient nach Europa zu holen. Neben den Tulpen und Narzissen gehörten auch die Traubenhyazinthen zu diesen Neuankömmlingen. Sie fühlten sich in unserem Klima sofort wohl und ihre Anspruchslosigkeit ließ die blauen Blüten bald besonders in den Bauerngärten auftauchen. Dort vermehrten sie sich über Brutzwiebeln und Samen und machten sich bald auf den Weg hinaus in die weite Welt. Alle Wildvorkommen in Deutschland gehen auf Kulturpflanzungen zurück.

Traubenhyazinthen sind Zwiebelblumen aus der Familie der Spargelgewächse. Die trockenen Zwiebeln werden im Herbst an möglichst sonnigen Plätzen in die Erde gesteckt und treiben noch vor dem Winter ihre schmalen grasartigen Blätter. Die gehen grün durch den Winter. Je nach Witterung erscheinen die Blüten im März oder spätestens im April. In eng gepackten Trauben leuchten die kugeligen blauen Glöckchen aus den Beeten. Wer ihren Duft wahrnehmen will muss vor ihnen auf die Knie gehen, denn die Blütenstände werden kaum höher als 20 Zentimeter. Leichter haben es die Bienen, die ohnehin dicht über dem Boden unterwegs sind. Manche, wie die Rote Mauerbiene, umgehen die Mühe, sich in die enge Blüte zu zwängen und lassen sich den Pollen einfach durch Schüttelbewegungen auf den Pelz rieseln. Aus den Blüten entwickeln sich dreifächerige Samenkapseln, die im Sommer zusammen mit den Blättern abtrocknen und die Samen dann herausrieseln lassen. Bis die Sämlinge zur Blüte gelangen, vergehen zwei bis drei Jahre. Im Laufe der Zeit können Traubenhyazinthen umfangreiche Bestände bilden. Sie sind langlebig und wenn ihnen der Standort gefällt, kommen sie zuverlässig jedes Jahr wieder.

Für Menschen sind Traubenhyazinthen nur schwach giftig, größere Mengen der Blätter oder Zwiebeln führen zu Übelkeit und Erbrechen. Da die Pflanze nicht sonderlich schmackhaft ist, treten solche Vergiftungen selten auf. Häufiger sind Hautreaktionen, der Pflanzensaft kann bei empfindlichen Menschen Rötungen und Juckreiz hervorrufen.