Waldveilchen (Viola reichenbachiana)
Weitere Namen
Botanischer Name
»Viola« (1) von lat. violaceus - violett, (2) nach Viola, der Tochter des mythologischen Königs Eurytos, »reichenbachiana» nach dem deutschen Botaniker Heinrich G.L.Reichenbach (1824-1889), Erstbeschreibung 1857 durch Claude Thomas Alexis Jordan (1814-1897) französischer Botaniker
Englischer Name
Early Wood Violet, Early Dog-Violet
Familie
Veilchengewächse, Violaceae
Verbreitung
Mitteleuropa bis Südschweden, in Höhenlagen bis 1600m
Wuchs
ausdauernd, flaches Wurzelsystem, Ausbreitung über kurze Ausläufer, Laubblätter breit lanzettlich bis herzförmig, am Rand schwach gezähnt, teils mit Stängel aufrecht stehend, teils niederliegend, 10-20cm hoch, Blüten dicht über dem Blattwerk
Standort
halbschattig, humoser, kalkhaltiger Boden, am Naturstandort in lichten Wäldern, an Böschungen und offenen Bereichen
Blütezeit
März, April,(Mai), (September)
Blüte
einzelne Blüten an ca 10cm hohen Stängeln, kräftiges helles lila, 2 nach oben gerichtete Kronblätter, 2 schmale seitliche und 1 breiteres nach unten gerichtetesmit lila Sporn, zwei verschiedene Blütentypen, geöffnete werden durch Insekten bestäubt, nicht öffnende bestäuben sich selbst, nach der Hauptblüte entwickeln sich einzelne weitere Blüten, deren Kronblätter deutlich schmaler und stark nach hinten gebogen sind, im weiteren Verlauf öffnen sich die Knospen gar nicht mehr, bilden aber trotzdem Samen aus
Fruchtreife
Juni, Juli, August
Frucht
fleischige, eiförmig leicht zugespitzte Kapsel, die ausgereift abgetrocknete Kapsel springt dreiteilig auf und verteilt die kleinen hellen Samen bis zu 4,5m weit, die Samen haben ein nahrhaftes Anhängsel und werden von Ameisen verbreitet
Vermehrung
am Standort durch kurze Ausläufer, Selbstaussaat
Frosthärte
teilweise grün überwinternd, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Ameisen, selten durch Hummeln
Pflege
vor Überwucherung durch größere Pflanzen schützen
Verwendbare Teile
Blüten als Dekoration, junge Triebe in kleinen Mengen im Salat
Inhaltsstoffe
Saponine (Violin), Bitterstoffe, Alkaloide, Flavonoide, Schleimstoffe
Status
anwesend
Literatur
- Die Blüte S.283, Dieter Heß (1990)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.153, S.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
Geschichte und Geschichten
Das Waldveilchen zu identifizieren ist nicht ganz einfach, da es einige sehr ähnliche Arten gibt, die sich auch noch untereinander kreuzen. Der Ursprung meiner Pflanze liegt im Sauerland, wo es in den lichten Mischwäldern größere Bestände gibt, die reichlich Saatgut liefern. Um nicht verloren zu gehen hat die kleine Pflanze ihr erstes Lebensjahr in einem Topf verbracht, womit sie nur mäßig zufrieden war. Kaum stand sie an dem ihr zugedachten Standort im Beet, fing sie vor lauter Freude im September an zu blühen. Das kommt bei Waldveilchen gelegentlich vor, die Hauptblütezeit liegt aber im Frühjahr, kurz nachdem die Duftveilchen ihre Blüte beendet haben. Dann verschwinden die Laubblätter fast vollständig unter den kräftig lila Blüten, die aussehen als wären sie an einem kleinen Henkel aufgehängt. Die Kronblätter sind in veilchentypischer Art angeordnet, zwei der fünf Blütenblätter zeigen nach oben, die anderen drei nach unten, wobei das mittlere etwas größer ist. Nach hinten ausgerichtet ist der mit Nektar gefüllte Sporn, der beim Waldveilchen ebenso gefärbt ist wie die Kronblätter. Das Einzige, was dem Waldveilchen fehlt, ist der Duft. Nach etwa sechs Wochen ist die Zeit der offenen Blüten vorbei. Die jetzt noch erscheinenden Knospen entwickeln nur rudimentäre Kronblätter oder bleiben gleich geschlossen. Bei allen Blütenformen schwellen eiförmige, leicht zugespitzte Samenkapseln, halb verdeckt von den Kelchblättern. Wenn sie abgetrocknet sind öffnen sie sich explosionsartig und schleudern die kleinen Samen bis zu viereinhalb Meter weit in die Umgebung. Da sie mit einem nahrhaften Anhängsel versehen sind, werden sie dann noch von Ameisen weiter verbreitet.