Walzenwolfsmilch (Euphorbia myrsinites)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Walzenwolfsmilch, Jungpflanze (18.9.)
Walzenwolfsmilch, Blüte (18.3.)
Walzenwolfsmilch, Blüte (31.3.)
Walzenwolfsmilch, Fruchtansatz (15.5.)
Walzenwolfsmilch, Früchte (11.6.)
Walzenwolfsmilch, Samen

Botanischer Name

»Euphorbia« nach Euphorbos, dem Leibarzt des mauretanischen Königs Juba dem Zweiten (um 50 vor Christus), »myrsinites« gr. myrtenblättrig, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Myrtle Spurge, Blue Spurge, Broad-Leaved Glaucus Spurge

Familie

Wolfsmilchgewächse, Euphorbiaceae

Verbreitung

Süd- und Südosteuropa

Wuchs

ausdauernd aber nicht besonders langlebig, wechselständig beblätterte, meist liegende Triebe etwa 5cm durchmessend blaugrün, Blätter mit wachsartiger Beschichtung, Trugdolde mit gelbgrünen Hochblättern, in allen Pflanzenteilen ätzender weißer Milchsaft

Standort

sonnig, normaler Gartenboden

Blütezeit

(Mai), Juni, Juli

Blüte

gelbgrüne Hochblätter, Blüte auf Fortpflanzungsorgane beschränkt

Fruchtreife

August

Frucht

leicht dreikantige dreifächerige Spaltkapsel an dünnem Stielchen, je ein 3mm langer ovaler Same pro Fach, bei Reife im Hochsommer springen die Früchte auf und die drei Einzelteile werden bis zu 2 Meter weit fort geschleudert, meist öffnet sich dabei die Schale und die hellbraunen Samen fallen aus, Samen mit Elaiosom (nahrhaftem Anhängsel) werden von Ameisen verschleppt

Vermehrung

Teilung älterer Pflanzen, Aussaat, Selbstaussaat in weitem Umkreis um die Mutterpflanze

Frosthärte

meist grün überwinternd, bei anhaltendem Kahlfrost zurückfrierend

Tierische Besucher

Bestäubung durch Fliegen

Pflege

vor Überwucherung schützen

Verwendbare Teile

Giftpflanze, der Milchsaft kann Hautreizungen hervorrufen

Inhaltsstoffe

Euphorbon, Diterpene, Harze, Luteolin in den Samen fettes Öl

Status

anwesend

Literatur

  • Grüne Paradiese auf Balkon und Terrasse S.138, David Joyce (1997)
  • Hagebutte & Co. S.128, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Stauden im Garten S.130, Martin Stangl(1984)
  • kraut&rüben 2/2006, 4/2016

Geschichte und Geschichten

Wer auch immer sich den Namen Walzenwolfsmilch ausgedacht hat, er hat die Pflanze gut beobachtet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wolfsmilcharten wächst diese nicht aufrecht sondern walzt tatsächlich durch das Beet. Eine Staudenrabatte ist deshalb nicht unbedingt der geeignete Aufenthaltsort, die Pflanze würde zwischen höheren Gewächsen einfach untergehen. Einen Hang oder eine Mauer hingegen kann sie ganz wunderbar überwachsen mit ihren Trieben, die wie in sich gedreht aussehen und wunderbar demonstrieren, wie effektiv Pflanzen in der Lage sind, ihre Blätter so auszurichten, dass sie die größtmögliche Menge Sonnenlicht einfangen. Die graugrüne Färbung und der wachsartige Überzug verhindern einen zu großen Feuchtigkeitsverlust, so das die Walzenwolfsmilch gut mit einem trockenen Untergrund zu recht kommt. Ihre Wurzel schiebt sie weit in die Erde hinein und holt sich Wasser aus tieferen Bodenschichten. Die Blüten aller Wolfsmilcharten sind sehr unauffällig und auf die Fortpflanzungsorgane reduziert. Was für uns Menschen, aber auch vor allem für Insekten so attraktiv wirkt, sind zu Scheinblüten umgebildete Hochblätter. Die können sehr langlebig sein, die »Blüte« der Walzenwolfsmilch dauert mehrere Wochen. Die anschließend entstehenden Spaltkapseln explodieren mit leisem Knacken, sobald sie reif sind, die Samen werden durch den effektiven Schleudermechanismus mehrere Meter weit weg befördert. Im Garten erscheinen dann überraschend die Sämlinge mitten im Gemüsebeet oder auf dem Weg. Schon die ganz kleinen Jungpflanzen haben die typische Drehung in ihrer Blattanordnung und nach kaum zehn Zentimetern legen sie sich hin und fangen an zu walzen.