Weinraute (Ruta graveolens)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Weinraute, Austrieb (22.4.)
Weinraute, Blüte (9.6.)
Weinraute, fünfzählige Hauptblüte (21.6.)
Weinraute, unreife Samenkapsel der Hauptblüte (15.8.)
Weinraute, Samen

Augenraute, Edelraute, Gartenraute, Gnadenkraut, Weinkraut, Totenkraut

Botanischer Name

»Ruta« Raute, »graveolens« lat. übel riechend, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Garden Rue, Common Rue

Familie

Rautengewächse, Rutaceae

Verbreitung

Südeuropa

Wuchs

ausdauernd, im unteren Bereich verholzend, buschig, hell graugrüne zwei- bis dreifach gefiederte kleine Blätter,Blütenstand bis 80cm hoch, Pflanze wirkt phototoxisch, bei Sonneneinstrahlung nach Berührung können Brandblasen entstehen

Standort

sonnig, mäßig nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, (August)

Blüte

verzweigter doldenähnlicher endständiger Blütenstand, fünfzählige gelbe Blüten an der Spitze des Blütenstandes, seitlich meist vierzählige Blüten, Fremdbestäubung wird durch Vormännlichkeit gesichert

Fruchtreife

August, September

Frucht

aus der mittig sitzenden Hauptblüte entwickelt sich eine fünf- bis sechsteilige Kapsel, die der übrigen Blüten sind vierteilig, sie enthalten helle, nierenförmige Samen

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst, Selbstaussaat

Frosthärte

Laub abwerfend, frosthart

Tierische Gäste

Bestäubung hauptsächlich durch Bienen und Schwebfliegen, Raupenfutterpflanze des Schwalbenschwanzes

Pflege

Rückschnitt im Frühjahr, vorsichtiger Umgang mit der Pflanze ist angeraten, da sie phototoxisch wirkt, bei Sonneneinstrahlung nach Berührung können sich Brandblasen bilden

Verwendbare Teile

frische Blätter sparsam als Gewürz, Tee zur Blutreinigung, bei Schwindel, Krämpfen, Herzrasen, Kopfschmerz, aromatischer Zusatz zu italienischem Grappa

Inhaltsstoffe

Furanocumarine, Gerbstoffe, Alkaloide, Flavonglykosid Rutin, Bitterstoffe, Methylketone, ätherische Öle

Status

anwesend

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.148, Maiga Werner (2014)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.111, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Der Stinkgarten S.66, Jürgen Dahl (1997)
  • Die Weisheit der Natur S.36, Werner Telesko (2001)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.597, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.345, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.569, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.627, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.220, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.116, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.245, Konrad Kölbl (1993)
  • Köstliche Kräuter S.115, Marion Nickig, Heide Rau (1998)
  • Köstliches aus dem Garten S.181, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.173, Burkhard Bohne (2010)
  • Kräuterzauber S.72, Dido Nitz (2012)
  • Neophyten S.412, Norbert Griebl (2020)
  • New Kreüterbuch Cap.CCXXXVI, Leonhart Fuchs (1543)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.73, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • Pflanzen des Mittelmeerraumes S.314, Andreas Bärtels (1997)
  • Pflanzenfamilien S.153, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
  • Von Anis bis Zimt S.60, Günter und Erna Linde (1996)
  • Wildpflanzen auf unserem Tisch S.46, Dagmar Lánská (1990)
  • Wo der Pfeffer wächst S.275, Hansjörg Küster (1987)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.86, Gertrud Scherf (2002)

Geschichte und Geschichten

Bereits bei den alten Römern war die Weinraute ein viel genutztes Gewürz, im Apicius-Kochbuch wird sie 101 Mal erwähnt. Sie wurde in den Gärten Roms kultiviert, da sie gut schnittverträglich ist, hatte aber mit ihrem intensiven Geruch auch die Aufgabe Hunde und Katzen sowie böse Geister fern zu halten.

Der Name "Wein"- Raute entstand erst im Mittelalter, hängt wohl mit dem weinähnlichen Geruch der Planze zusammen. Die Weinraute ist immer wieder als Abtreibungsmittel verwendet worden, so dass im Jardin des Plantes in Paris das Beet zeitweise mit einem eisernen Zaun geschützt werden musste, um es vor Plünderungen zu bewahren. Schon die Berührung der Pflanze mit der Kleidung könne einen Abort auslösen, hieß es. Nach Hieronymus Bock sollten Kloster- und Ordensleute von der Pflanze essen, um ihr Keuschheitsgelübde besser einhalten zu können. Adelbert von Chamisso schreibt: »Die Raute ist als Arznei nervenstärkend und erhitzend; man wendet sie gewöhnlich bei hysterischen Frauen an und bei nervösen Zuständen, die von großer Empfindlichkeit herrühren; sie stumpft diese Reizbarkeit ab.« 

Die Blätter der Weinraute dienten als Vorbild für das Kreuz auf französischen Spielkarten.