Zierquitte (Chaenomeles japonica/ speciosa)

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Weitere Namen

Scheinquitte, Wilde Quitte, Busch-Quitte

Botanischer Name

Zierquitte, Blüte (28.4)
Zierquitte, unreife Frucht (28.6.)
Zierquitte, reife Früchte (3.10.)
Zierquitte, Samen

»Chaenomeles« von gr. chainein - spalten, klaffen, »meles« von gr. melon - Apfel, Quitte, Erstbeschreibung durch Nakai Takenoshin (1882-1952) japanischer Botaniker

Englischer Name

Japanese Quince

Familie

Rosengewächse, Rosaceae

Verbreitung

Ost-China, Japan

Wuchs

je nach Art niedrig bleibend (japanische Zierquitte) bis etwa 1m hoch oder ausladender Strauch (Chinesische Zierquitte) bis 2,5m hoch, sparriger Wuchs, spitze Dornen, 1874 in Europa eingeführt

Standort

sonnig bis halbschattig, nahrhafter Boden

Blütezeit

(Februar), März, (April)

Blüte

3-4cm durchmessende an Kurztrieben des Altholzes wachsende Schalenblüten in weiß, rosa, orange oder rot

Fruchtreife

Oktober

Frucht

runde oder walzenförmige 4-6cm durchmessende harte gelbe Früchte mit bis zu 50 Kernen, intensiv duftend

Vermehrung

durch Wurzelausläufer, Selbstaussaat, Teilung

Frosthärte

laubabwerfend frosthart

Tierische Besucher

die frühe Blüte zieht Bienen und Hummeln an

Pflege

Schnitt möglich aber nicht nötig, eventuell bei zu dichtem Wuchs auslichten, gelegentlich tritt Spitzendürre (Monilia) auf, dann betroffene Teile bis ins gesunde Holz zurückschneiden, und entsorgen

Verwendbare Teile

Früchte, mehrere Monate lagerfähig als Duftspender, Verarbeitung zu Gelee oder Marmelade, in Sirup kandierte Quittenspalten

Inhaltsstoffe

bis zu 145mg Vitamin C pro 100g Frucht, 7% Fruchtsäure (hauptsächlich sehr saubere Zitronensäure), 2-3% Zucker

Status

anwesend

Literatur

  • Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.251, Helmut Pirc (2015)
  • Gartenlust S.161, Johannes Roth (1992)
  • Köstliches aus dem Garten S.218, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Sammelnüsschen und Panzerbeeren S.112, Rosemarie Gebauer (2017)
  • Seltenes Kern- Stein- und Beerenobst S.69, Gerhard Friedrich, Werner Schuricht (1985)
  • Thouhtful Gardening S.102, Robin Lane Fox (2010)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.194, Jürgen Dahl (1995)
  • Wilde Ernte S.103, Elsje Bruijnesteijn (2023)
  • Wildes Obst S.39, Hans-Joachim Albrecht (2018)
  • Wildobst S.109, Helmut Pirc (2009)
  • kraut&rüben 11/1996 S.52, 8/2022 S.49

Geschichte und Geschichten

Als der Botaniker Carl Peter Thunberg in den 1770er Jahren in Japan die Zierquitte entdeckte, nahm er an, die Früchte würden im reifen Zustand aufklaffen. Darum gab er ihr den Namen Chaenomeles von chenein – klaffen und meles – Apfel, Quitte. Das erwies sich zwar als falsch, nur ganz selten platzt eine der Früchte auf, der Name aber blieb bestehen. Von der Entdeckung bis zur Einführung in Europa verging nicht viel Zeit, bereits um 1800 waren einzelne Exemplare zu finden, die auch bald züchterisch bearbeitet wurden. Schnell verbreitete sich das früh blühende Ziergehölz und brachte Farbe in die noch wintergrauen Gärten. Zwei sehr ähnliche Mitglieder der Gattung Chaenomeles sind heute bei uns verbreitet. Die Japanische Zierquitte ( Chaenomeles japonica), eher in die Breite wachsend und nur einen Meter hoch, mit deutlich gefurchten Früchten und die Chinesische Zierquitte (Chaenomeles speciosa). Sie wird mit bis zu drei Metern deutlich höher, wächst etwas sparrig und ihre Früchte sind glatt. Wo beide Varianten gemeinsam wachsen, kreuzen sie sich untereinander, was die genaue Zuordnung erschwert. Diese Sämlinge wachsen auch an Standorten,die ihnen niemand zumuten würde, überstehen dort Wurzeldruck, Trockenheit und Nährstoffmangel, entwickeln sich allen Widrigkeiten zum Trotz zu fröhlichen Farbtupfern. Wird die Zierquitte zu dicht, kann sie im Winter ausgelichtet werden. Die abgeschnittenen Zweige lassen sich im Zimmer zur Blüte bringen, die fällt allerdings blasser aus als draußen. Dort öffnen sich in milden Wintern Ende Februar die ersten Knospen. In kleinen Büscheln sitzen sie an Kurztrieben des Altholzes und sind mit bis zu 4 cm Durchmesser recht groß. Fünf Blütenblätter bilden eine weite Schale, die an eine ungefüllte Rose erinnert. Das ist kein Zufall, die Zierquitte ist ein Mitglied der Familie der Rosengewächse. Von weiß über rosa und orange bis zu kräftigem rot reicht die Farbpalette. Um in dieser ungemütlichen Jahreszeit genügend Bestäuber anzulocken, enthalten die Blüten viel leicht erreichbaren Nektar und Pollen. Hummelköniginnen und erste Bienen gehören zu den Besuchern. Nährstoffreicher, kalkarmer Boden in sonniger oder halbschattiger Lage sagt der Zierquitte besonders zu, anders als die wilden Sämlinge sind die vielen Zuchtformen da etwas anspruchsvoller. Ein Schnitt ist nicht notwendig aber möglich, gerade die Chinesische Zierquitte bildet mit den Jahren ein Gewirr langer, sparriger Triebe, die mit kräftigen Dornen besetzt sind,so dass eine Ernte der Früchte kaum noch möglich ist. In eine Wildgehölzhecke integriert wird der Strauch zum beliebten Rückzugsort und Nistplatz vieler Vögel. Gelegentlich kann die Zierquitte unter Spitzendürre ( Monilia) leiden, dann sollten die befallenen Zweige bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten und entsorgt werden. Ansonsten ist sie unempfindlich für Schädlinge und Krankheiten. Auf Luftverschmutzung allerdings reagiert das Gehölz empfindlich. In der Nähe von Industriestandorten oder stark befahrenen Straßen fühlt es sich sichtlich unwohl. Auch mit Pflanzenschutzmitteln sollte vorsichtig hantiert werden. Wenn sich die Früchte Ende September, Anfang Oktober leuchtend gelb färben und ihren typischen, intensiven Duft entwickeln, kann mit der Ernte begonnen werden. Reife Früchte lassen sich leicht von den Zweigen drehen, zum Teil fallen sie auch von alleine ab. Fest sitzenden Quitten sollte noch etwas Zeit gegönnt werden. Vor den ersten stärkeren Frösten sollte die Ernte beendet sein, da die Kälte dem Fruchtaroma schadet. Was dann noch übrig ist, wird im Winter von Vögeln und Mäusen weg geknabbert. Zierquitten sind bis zu drei Monate lagerfähig, dabei verringert sich der Säuregehalt der Früchte, eine Schale voll als Herbstdekoration ins Zimmer gestellt, verbreitet dort lange ihren angenehmen Duft. Mit bis zu 145 mg Vitamin C pro 100 g lassen die Früchte viele andere weit hinter sich. Dazu kommen 2-3% Zucker, ein hoher Mineralstoffgehalt und bis zu 7% Fruchtsäure, hauptsächlich Zitronensäure. Das ist neben der Härte ein Grund, Zierquitten nicht roh zu verspeisen. Zur Verarbeitung werden die Früchte zunächst zerkleinert und die Kerne entfernt. Das können pro Frucht bis zu 50 Stück sein. Mit etwas Wasser werden die Fruchtstücke dann gekocht bis sie zerfallen und anschließend zu Mus, Sirup, Likör oder Konfekt verarbeitet. Aus getrockneten Fruchtstücken lässt sich ein aromatischer Tee zubereiten, dessen heilsame Wirkung bei Rheuma und Arthritis bereits um 470 n. Chr. In China beschrieben wurde. Auch bei krampfartigem Durchfall und Erbrechen soll dieser Tee hilfreich sein.

Dieser Text ist im Februar 2014 in der Berliner Ausgabe des "Gartenfreund" erschienen

Kulinarisches

Kandierte Zierquittenspalten und Zierquittensirup

Zutaten

  • 1kg Zierquitten
  • 1,5kg Zucker
  • 1l Wasser


Zubereitung

  • Die Zierquitten waschen und in je 8 Spalten schneiden, Kerngehäuse entfernen, in einen (Ton)-Topf schichten
  • Wasser und Zucker aufkochen und über die Quitten gießen, 24 Stunden ziehen lassen
  • Flüssigkeit abseihen, aufkochen, wieder über die Quitten gießen und weitere 24 Stunden stehen lassen
  • Diese Prozedur 10 Tage lang wiederholen, der Sirup wird dabei immer dunkler
  • Nach den 10 Tagen die Quitten mit dem Sirup in einen hohen Kochtopf geben und erhitzen bis der Sirup dünnflüssig ist. Durch ein Sieb gießen und die Quitten auf einem Backblech ausbreiten
  • Bei 50° ca 3 Stunden im Backofen trocknen lassen bis sie eine gummiartige Konsistenz haben. Sie sind dann nahezu unbegrenzt haltbar (werden aber nicht lange halten)
  • Den Sirup wieder in den Kochtopf geben und bei geringer Hitze einköcheln, dabei immer wieder vorsichtig umrühren (die Flüssigkeit schäumt stark auf)
  • Zwischendurch kleine Proben auf einen Teller gießen und abkühlen lassen. Ist die Konsistenz so wie gewünscht, den Sirup in saubere Gläser füllen und sofort verschließen
  • Der Sirup lässt sich als Brotaufstrich verwenden oder zum aromatischen Süßen von Tee, kann aber auch zum Backen genutzt werden