Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Zimbelkraut, Blüte (1.7.)
Zimbelkraut, Blüte (21.9.)
Zimbelkraut, Einzelblüte (2.5.)
Zimbelkraut, Samenkapsel (2.5.)
Zimbelkraut, Samen

Efeublättriges Leinkraut

Botanischer Name

»Cymbalaria« von lat. cymbalum - Zimbel, Schallbecken, »muralis« lat. Mauer, Erstbeschreibung 1800 durch Gottfried Gaertner (1754-1825) deutscher Botaniker

Englischer Name

Ivy leaved Toadflex

Familie

Rachenblütler, Scrophulariaceae

Verbreitung

Europa, Asien

Wuchs

in Mauerritzen wurzelnd, flach kriechend mit langen Ausläufern, rundliche fünflappige Blätter, unterseitig purpurn überlaufen

Standort

sonnig, halbschattig, sehr genügsam

Blütezeit

Mai, Juni, Juli, August, September, (Oktober)

Blüte

Blüten 9-13mm lang, weißlich violett, weiße Unterlippenwülste mit gelbem Fleck

Fruchtreife

Juli, August, September, Oktober

Frucht

kugelige zweifächerige Kapsel, bei Reife schiebt sich der länger werdende Stängel negativ phototrop in Mauerspalten

Vermehrung

durch Selbstaussaat nahe der Mutterpflanze, Samen werden teilweise von Ameisen verschleppt

Frosthärte

grün überwinternd, bei starkem Kahlfrost zurückfrierend

Tierische Besucher

Bestäubung durch größere Bienen, die in der Lage sind, die Blüte auf zu drücken

Pflege

keine Pflege nötig

Verwendbare Teile

Blätter als Salatzutat (Geschmack ähnlich wie Kresse), Brei aus den Blättern wirkt wundheilend und entzündungshemmend

Inhaltsstoffe

Vitamin C, Bitterstoffe, Iridoid, Muraliosid

Status

anwesend

Literatur

  • Berliner Pflanzen S. 15, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.130, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Geheimnisse der Pflanzenwelt S.172,258, Gerd K.Müller, Christa Müller (2003)
  • Hagebutte & Co S.140, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Weeds S.142, Richard Mabey (2010)
  • Wildblumen im Hausgarten S.180, John Stevens (1987)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.108, Reinhard Witt (1994)
  • kraut&rüben 2/1996 S.13, 9/2014, 3/2018 S.60

Geschichte und Geschichten

Das Zimbelkraut gehört zu meinen besonderen Lieblingspflanzen. Wo immer ich unterwegs auf sie stoße, hocke ich davor, um sie zu bewundern. Dass ich hocke weist schon darauf hin, dass es sich um eine kleine Pflanze handelt. Sie wächst mit Vorliebe in Spalten von alten Mauern, hält sich mit ihren Wurzeln fest und ernährt sich von dem wenigen, was sich in den Ritzen ansammelt. Unter günstigen Bedingungen kann sie sich dann flächendeckend über die ganze Mauer ausbreiten mit ihren zarten Trieben, an denen die hübschen rundlich gebuchteten Blätter wie an einer Girlande aufgereiht sind. In den Blattachseln zeigen sich den ganzen Sommer über Blüten die an winzige Löwenmäulchen erinnern. Auf der wulstigen Unterlippe tragen sie einen gelben Fleck, der wohl den bestäubenden Insekten den Weg weisen soll. Wenn später die Samen reifen zeigt sich eine besonders nette Eigenschaft dieser Pflanze, die aktiv bemüht ist, ihrem Nachwuchs gute Startbedingungen zu schaffen. Die Mutterpflanze schiebt die sich verlängernden Blütenstängel mit dem Samen in nahe gelegene Mauerritzen, wo die Samen genug Feuchtigkeit finden, um bald auszukeimen.

In England tauchte das Zimbelkraut erst Anfang des 17.Jahrhunderts auf, die Samen sollen sich in der Verpackung einer Marmorstatue aus Italien befunden haben und traten bald ihren Siegeszug über die Insel an, deren Klima den Pflanzen offenbar gut gefiel. Namen wie »Travelling Sailor« oder »Mother-of-Thousands« beziehen sich auf die schnelle Ausbreitung. Aus Dorset stammt der Name »Wall Rabbit«. Wenn die Blüten umgedreht und wie ein Löwenmäulchen gedrückt werden, erinnern sie tatsächlich an einen Kaninchenkopf.