Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Zitronenmelisse, Austrieb (13.4.)
Zitronenmelisse, Blüte (20.7.)
Zitronenmelisse, Blüte (24.7.)

Melisse, Bienenfang, Zahnwehkraut, Riechnessel, Pfaffenkraut, Zitronenkraut, Herzkraut

Botanischer Name

(1)»Melissa« geht zurück auf die griechische Nymphe dieses Namens, die der Sage nach die Menschen lehrte, Honig zu gewinnen und zu verarbeiten, (2) »meliteia« gr. für Zitronenmelisse von »meli« Honig in Bezug auf den Blütenduft der Bienenpflanze, »officinalis« in Apotheken als wirksame Droge erhältlich, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Lemon Balm, Bee Balm

Familie

Lippenblütler, Lamiaceae

Verbreitung

Europa

Wuchs

ausdauernd, horstige Staude, Blätter gegenständig runzelig an vierkantigem Stängel, intensiv zitronig duftend, straff aufrecht wachsend, Blütenstand beblättert bis 40cm hoch

Standort

sonnig, nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli,August

Blüte

achselständige, den halben Stängel umfassende Scheinquirle mit weißen bis zart rosa Blüten, Kelch mit weichen Haaren besetzt, nach Honig duftend

Fruchtreife

August, September

Frucht

bei Reife versteifender Kelch, darin offene Kapsel mit kleinen Samen

Vermehrung

durch Teilung älterer Pflanzen, Aussaat, sät sich gerne selbst aus

Frosthärte

stirbt oberirdisch bei stärkerem Frost ab, Wurzel frosthart, in milden Wintern bleiben einige grundständige Blätter grün, die sind dann stark gerunzelt und derb

Tierische Gäste

Honigbienen, Hummeln, Wildbienen

Pflege

zeitiger Rückschnitt nach der Blüte fördert den Austrieb neuer zarter Blätter und eine baldige Nachblüte, Bienenweide

Verwendbare Teile

frische junge Triebe und Blätter, als Gewürz für Salate, Kräuterbutter und -Quark, als Tee beruhigend, Schlaf fördernd, leber- und galleanregend, magenstärkend, beim Trocknen geht viel Aroma verloren, am besten frisch verwenden

Inhaltsstoffe

Citral, Citronellal, Linalool, Geraniol, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Kalium

Status

anwesend

Literatur

  • Das Kräuterkulinarium S.111, Maiga Werner (2014)
  • Das neue BLV Buch der kräuter S.68, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.390, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen S.145, Wolfgang Seidel (2012)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.225, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Gewürzpflanzen S.81, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.197, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.217, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.57, Ernst-Albert Meyer (1989)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.120, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
  • Kölbls Kräuterfibel S.219, Konrad Kölbl (1993)
  • Köstliche Kräuter S.122, Marion Nickig, Heide Rau (1998)
  • Köstliches aus dem Garten S.261, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.143, Burkhard Bohne (2010)
  • Kräutermärchen S.99, Folke Tegetthoff (1998)
  • Naturmedizin Heilkräuter S. 78, Penelope Ody (2000)
  • Neophyten S.263, Norbert Griebl (2020)
  • New Kreüterbuch Cap.CXC, Leonhart Fuchs (1543)
  • Pflanzen des Mittelmeeraumes S.308, Andreas Bärtels (1997)
  • Spaziergänge in meinem Garten S.163, Anne-Marie Koenig (1998)
  • Wo der Pfeffer wächst S.292, Hansjörg Küster (1987)
  • kraut&rüben 3/2000, 3/2008 S.9, 4/2019 S.45


Geschichte und Geschichten

Klosterfrau Melissengeist. Die geheime Wunderwaffe meiner Großmutter gegen alle Wehwehchen dieser Welt. Als Kind hatte ich keine Vorstellung davon, was sich hinter der klaren Flüssigkeit in der fast sakralen Flasche verbarg. Ein alkoholischer Auszug der Zitronenmelisse, der die heilkräftigen ätherischen Öle einfängt und konserviert. Reich an diesen Ölen ist die Pflanze, die so zart zitronig duftet und eine beruhigende ausgleichende Wirkung hat. Den Winter verbringt sie unter der Erde, wenn er zu lang und kalt ist, erfriert sie. Hat die Wurzel überlebt, so treibt sie im zeitigen Frühjahr ihre herzförmigen gezähnten Blätter, die zunächst noch sehr runzelig aussehen und sich dicht am Boden halten, falls es ja doch nochmal kalt wird. Wenn die Melisse dann Ende Mai, Anfang Juni in die Höhe wächst, nimmt sie ihr ganzes Grün mit. Die bodenständigen Blätter vergehen und die beblätterten Stängel übernehmen die Photosynthese. Oben erscheinen die in Scheinquirlen angeordneten Blüten, meist sind sie weiß, gelegentlich rosa überlaufen. Die Blüten duften intensiv nach Honig, sind bei Bienen und Hummeln sehr begehrt. Bis zur Vollblüte kann die Melisse geerntet werden, danach sind die Blätter sehr schroh. Zitronenmelisse lässt sich schlecht trocknen, da dann viel von ihrem Aroma verloren geht. Sie sollte in der Küche nach Möglichkeit frisch verwendet werden. Die heilende Wirkung lässt sich während des Sommers natürlich auch mit dem frischen Kraut erzielen, sei es als Tee oder als Wundauflage aus zerquetschten Blättern. Ein Stängel Melisse eine halbe Stunde in ein Glas Rotwein gehängt ergibt einen wunderbaren Schlaftrunk... Für den alkoholischen Auszug werden eine Handvoll grob zerkleinerte Blätter in ein Gefäß gegeben und mit Wodka oder Doppelkorn übergossen. Das verschlossene Gefäß sollte dann mindestens zehn Tage stehen bleiben, ehe die Flüssigkeit durch ein Tuch gegossen und in Flaschen aufbewahrt wird.

Nach der Blüte kann die Melisse ebenerdig abgeschnitten werden, sie treibt dann schnell neues Grün nach. Bleiben einige Stängel stehen, so versamt sich die Pflanze in der näheren Umgebung. Das sollte ihr zugestanden werden, da dann der Nachschub gewährleistet ist, Zitronenmelisse ist nicht besonders langlebig. Und sollte der Frost die Mutterpflanze dahin gerafft haben, sind schnell ihre Kinder zur Stelle. Beim ersten Unkrautjäten im Frühjahr sollte dann aber bedacht werden, dass die Jungpflanzen Ähnlichkeit mit dem Austrieb der Großen Brennnessel haben, also vorsichtshalber erstmal schnuppern...

Kulinarisches

Melissen-Brotaufstrich

Zutaten

  • eine Handvoll junge Melissenblätter
  • 100 g Frischkäse oder milder Feta
  • 1 El Zitronensaft
  • 50 ml Sonnenblumenöl
  • Salz

Zubereitung

  • Die Melissenblätter mit dem Wiegemesser fein zerkleinern
  • Alle Zutaten gut miteinander vermischen und in ein Schraubglas füllen
  • Der Aufstrich ist im Kühlschrank etwa eine Woche haltbar