Roter Fingerhut (Digitalis purpurea): Unterschied zwischen den Versionen
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Bereits aus dem 5. Jahrhundert stammen gesicherte Hinweise, dass der Fingerhut in Irland als Heilpflanze genutzt wurde. Im Mittelalter verschwand die Pflanze vorübergehend aus der Heilkunde, | Bereits aus dem 5. Jahrhundert stammen gesicherte Hinweise, dass der Fingerhut in Irland als Heilpflanze genutzt wurde. Im Mittelalter verschwand die Pflanze vorübergehend aus der Heilkunde. So schreibt Leonhart Fuchs in seinem Kreüterbuch: "Ist in summa ein schön lustig kraut anzusehen, habs derhalben nit künden übergeen, unangesehen das es noch in keinem brauch ist bey den ärtzeten, so vil und mir bewüßt." Erst im 18. Jahrhundert tauchte der Fingerhut wieder auf, als sein hoher Gehalt an herzwirksamen Glycosiden entdeckt wurde. | ||
Natürliche Standorte des Fingerhutes sind Waldränder und Lichtungen. Entstehen größere Brachen durch Holzeinschlag oder Windbruch, so füllen sich diese erstaunlich schnell, als hätten die Samen nur darauf gewartet, ans Licht zu kommen. Im ersten Jahr ist der Boden überzogen von den weichen Blättern der jungen Rosetten, die teilweise zu stattlicher Größe heran wachsen. Sie überwintern im Allgemeinen grün, die äußeren Blätter frieren zurück. Im zweiten Jahr entwickelt sich der Blütenstand, unter günstigen Bedingungen wird er bis zu zwei Meter hoch. Einseitwendig sitzen die Blüten an dem Stängel, der häufig etwas in sich gedreht ist, und am unteren Ende einen Durchmesser von gut vier Zentimetern haben kann. Die Blütezeit zieht sich von Anfang Juni bis in den September, wo im unteren Bereich die Samen schon ausreifen, während sich oben immer noch Blüten öffnen, die allerdings, bei sinkendem Sonnenstand, kleiner und blasser in der Farbe werden. Die rundlichen Samenkapseln haben an der Oberseite eine Naht, an der sie irgendwann aufplatzen. Sie sind angefüllt mit kleinen hellbraunen Samen, die herausgeschleudert werden, wenn der Wind kräftig genug weht oder Tiere im Vorbeilaufen an der Pflanze rütteln. Die Samen überdauern im Boden, bis die Umstände zum Keimen günstig sind. Wenn auf der Brache die Gräser langsam die Überhand gewinnen und junge Bäume nachwachsen, verschwindet die Farbenpracht wieder. | Natürliche Standorte des Fingerhutes sind Waldränder und Lichtungen. Entstehen größere Brachen durch Holzeinschlag oder Windbruch, so füllen sich diese erstaunlich schnell, als hätten die Samen nur darauf gewartet, ans Licht zu kommen. Im ersten Jahr ist der Boden überzogen von den weichen Blättern der jungen Rosetten, die teilweise zu stattlicher Größe heran wachsen. Sie überwintern im Allgemeinen grün, die äußeren Blätter frieren zurück. Im zweiten Jahr entwickelt sich der Blütenstand, unter günstigen Bedingungen wird er bis zu zwei Meter hoch. Einseitwendig sitzen die Blüten an dem Stängel, der häufig etwas in sich gedreht ist, und am unteren Ende einen Durchmesser von gut vier Zentimetern haben kann. Die Blütezeit zieht sich von Anfang Juni bis in den September, wo im unteren Bereich die Samen schon ausreifen, während sich oben immer noch Blüten öffnen, die allerdings, bei sinkendem Sonnenstand, kleiner und blasser in der Farbe werden. Die rundlichen Samenkapseln haben an der Oberseite eine Naht, an der sie irgendwann aufplatzen. Sie sind angefüllt mit kleinen hellbraunen Samen, die herausgeschleudert werden, wenn der Wind kräftig genug weht oder Tiere im Vorbeilaufen an der Pflanze rütteln. Die Samen überdauern im Boden, bis die Umstände zum Keimen günstig sind. Wenn auf der Brache die Gräser langsam die Überhand gewinnen und junge Bäume nachwachsen, verschwindet die Farbenpracht wieder. | ||
Version vom 9. Mai 2017, 16:49 Uhr
Weitere Namen
Fingerkraut, Fuchskraut, Liebfrauenhandschuh, Waldglöckchen
Botanischer Name
»Digitalis« mlat. digitale - Fingerhut als Werkzeug des Schneiders, »purpurea« purpurrot
Englischer Name
Foxglove
Familie
Rachenblütler, Scrophulariaceae
Verbreitung
West- und Mitteleuropa
Wuchs
zweijährig bis kurzlebige Staude, weich behaarte längliche Rosettenblätter bis 20cm hoch, Blütenstand einseitwendig bis 180cm hoch
Standort
sonnig bis halbschattig, nahrhafter, leicht saurer Boden
Blütezeit
Juni, Juli, August, (September)
Blüte
einseitwendige Traube mit bis zu 200 4-5cm langen bauchigen Glocken in rosa (selten weißen) Farbtönen, Unterlippe in die Röhre hineinführend mit kreisförmigen Mustern markiert, 5 zu einer Röhre verwachsene Kronblätter, vormännlich
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
aufrecht stehende Spaltkapsel, Samen sehr klein, hellbraun, werden durch Wind und Tiere verbreitet
Vermehrung
durch Aussaat, häufig Selbstaussaat
Frosthärte
Rosette grün überwinternd
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln die beim Eindringen in die Blüte oberseits mit Pollen bepudert werden
Pflege
kaum Pflege nötig, nach dem Entfernen des Blütenstandes vor der Samenreife blüht die Pflanze meist auch im dritten Jahr
Verwendbare Teile
Blätter herzwirksam, keine Selbstmedikation, da sehr giftig
Inhaltsstoffe
Glycoside (Digitoxin, Digoxin, Gitoxin), Saponine
Status
anwesend
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.147, Bobby J. Ward (1999)
- Blattrosetten S.39, Raimund Fischer (1997)
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.70, Ulrich Völkel (2010)
- Die Kräuter in meinem Garten S.179, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.273, Deni Bown (1996)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.307, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.112, Heinz Görz (1987)
- Hagebutte & Co. S. 120, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Kräuter S.204, Burkhard Bohne (2010)
- New Kreüterbuch Cap.CCCXLV, Leonhart Fuchs (1543)
- Schön aber gefährlich S.86, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.110, Detlev Arens (1991)
- The Morville Year S.74, Katherine Swift (2011)
- Tod und Flora S.59, Helmut Eisendle (2009)
- Was die Kräuterhexen sagen S.24, Maureen und Bridget Boland (1983)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.137, Reinhard Witt (1994)
- Zwiebel, Safran, Fingerhut S.64, Bill Laws (2012)
- kraut&rüben 4/2004
Geschichte und Geschichten
Bereits aus dem 5. Jahrhundert stammen gesicherte Hinweise, dass der Fingerhut in Irland als Heilpflanze genutzt wurde. Im Mittelalter verschwand die Pflanze vorübergehend aus der Heilkunde. So schreibt Leonhart Fuchs in seinem Kreüterbuch: "Ist in summa ein schön lustig kraut anzusehen, habs derhalben nit künden übergeen, unangesehen das es noch in keinem brauch ist bey den ärtzeten, so vil und mir bewüßt." Erst im 18. Jahrhundert tauchte der Fingerhut wieder auf, als sein hoher Gehalt an herzwirksamen Glycosiden entdeckt wurde. Natürliche Standorte des Fingerhutes sind Waldränder und Lichtungen. Entstehen größere Brachen durch Holzeinschlag oder Windbruch, so füllen sich diese erstaunlich schnell, als hätten die Samen nur darauf gewartet, ans Licht zu kommen. Im ersten Jahr ist der Boden überzogen von den weichen Blättern der jungen Rosetten, die teilweise zu stattlicher Größe heran wachsen. Sie überwintern im Allgemeinen grün, die äußeren Blätter frieren zurück. Im zweiten Jahr entwickelt sich der Blütenstand, unter günstigen Bedingungen wird er bis zu zwei Meter hoch. Einseitwendig sitzen die Blüten an dem Stängel, der häufig etwas in sich gedreht ist, und am unteren Ende einen Durchmesser von gut vier Zentimetern haben kann. Die Blütezeit zieht sich von Anfang Juni bis in den September, wo im unteren Bereich die Samen schon ausreifen, während sich oben immer noch Blüten öffnen, die allerdings, bei sinkendem Sonnenstand, kleiner und blasser in der Farbe werden. Die rundlichen Samenkapseln haben an der Oberseite eine Naht, an der sie irgendwann aufplatzen. Sie sind angefüllt mit kleinen hellbraunen Samen, die herausgeschleudert werden, wenn der Wind kräftig genug weht oder Tiere im Vorbeilaufen an der Pflanze rütteln. Die Samen überdauern im Boden, bis die Umstände zum Keimen günstig sind. Wenn auf der Brache die Gräser langsam die Überhand gewinnen und junge Bäume nachwachsen, verschwindet die Farbenpracht wieder.