Vogelmiere (Stellaria media): Unterschied zwischen den Versionen
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Hühnerdarm, Sternmiere | Hühnerdarm, Sternmiere | ||
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»Stellaria« lat. stellaris - sternförmig, »media« lat. medius - der mittlere | »Stellaria« lat. stellaris - sternförmig, »media« lat. medius - der mittlere, Erstbeschreibung durch Dominique Villars (1745- 1814) französischer Botaniker | ||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Chickweed, Chickenwort, Craches, Winterweed | |||
==== Familie ==== | ==== Familie ==== | ||
Nelkengewächse, Caryophyllaceae | Nelkengewächse, Caryophyllaceae | ||
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fast weltweit | fast weltweit | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
einjährig, weit ausgreifendes Wurzelsystem, sehr elastische weißliche Triebe mit rundlich herzförmigen kreuzgegenständigen Blättern, je nach Nährstoffangebot wenige Quadratzentimeter oder einen halben Quadratmeter bedeckend, Sommerpflanzen leben etwa 5 Monate, Winterpflanzen bis zu einem Jahr | |||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
bevorzugt feuchten nährstoffreichen Boden, wächst aber auch mageren trockenen Stellen | sonnig bis halbschattig, bevorzugt feuchten nährstoffreichen Boden, wächst aber auch mageren trockenen Stellen, in Höhenlagen bis 2250m | ||
====Blütezeit==== | ====Blütezeit==== | ||
fast ganzjährig, nur unterbrochen von Dauerfrostperioden | fast ganzjährig, nur unterbrochen von Dauerfrostperioden | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
winzige weiße Nelkenblüte, 5 Kronblätter, die so tief gespalten sind, dass es aussieht, als wären es 10, rötliche Staubgefäße | winzige weiße Nelkenblüte, 5 Hüllblätter, 5 Kronblätter, die so tief gespalten sind, dass es aussieht, als wären es 10, dreiteilige Narbe, rötliche Staubgefäße, die zwittrigen Blüten bestäuben sich meist selbst | ||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
fast ganzjährig | fast ganzjährig | ||
====Frucht==== | ====Frucht==== | ||
kaum Millimeter große rötlich braune Samen, bis zu 20000 pro Jahr und Pflanze, Keimfähigkeit mindestens 60 Jahre | kleine Streukapsel, kaum Millimeter große rötlich braune Samen, bis zu 20000 pro Jahr und Pflanze, Keimfähigkeit mindestens 60 Jahre | ||
====Vermehrung==== | ====Vermehrung==== | ||
durch Selbstaussaat | durch Selbstaussaat, Verbreitung durch Ameisen, aber auch durch Gartengeräte oder Schuhe | ||
====Frosthärte==== | ====Frosthärte==== | ||
grün überwinternd, nur bei anhaltendem Dauerfrost zurück frierend | grün überwinternd, nur bei anhaltendem Dauerfrost zurück frierend | ||
====Tierische Besucher==== | ====Tierische Besucher==== | ||
Bestäubung durch kleine Fliegen und Käfer, | |||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
nicht nötig... | nicht nötig... | ||
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Stängel, Blätter und Blüten roh im Salat, als Spinat, in Suppen, Tee aus frischem Kraut bei Halsentzündungen, Husten und Asthma | Stängel, Blätter und Blüten roh im Salat, als Spinat, in Suppen, Tee aus frischem Kraut bei Halsentzündungen, Husten und Asthma | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Vitamine A, B und C, Saponine, Selen, Kieselsäure, Gamma-Linolensäure | Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Zink, Vitamine A, B und C, Saponine, Selen, Kieselsäure, Gamma-Linolensäure | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
anwesend | anwesend | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Die Kräuter in meinem Garten S.581, | * Die Kräuter in meinem Garten S.581, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999) | ||
* Die 'Unkräuter' in meinem Garten S.219, Wolf-Dieter Storl (2018) | * Die 'Unkräuter' in meinem Garten S.219, Wolf-Dieter Storl (2018) | ||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.245, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013) | * Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.245, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013) | ||
* Essbare Samen S.116, Anke Höller, Doris Grappendorf (2019) | |||
* Pflanzenfamilien S.159, Ross Bayton, Simon Maughan (2018) | |||
* The Book of Weeds S.98, Ken Thompson (2009) | |||
* Wildkräuter sehen und erkennen S.11, Roger Phillips (1990) | * Wildkräuter sehen und erkennen S.11, Roger Phillips (1990) | ||
* kraut&rüben 1/2021 S.53 | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Was für eine Erfolgsgeschichte! Schon seit der Steinzeit begleitet uns dieses kleine Pflänzchen, freut sich über den offenen Ackerboden, den wir ihm immer wieder zur Verfügung stellen, über gut gedüngte aufgeräumte Beete und über Komposthaufen. Zwei Wochen nicht hingeguckt und schon ist alles überzogen von kräftig grünen herzförmigen Blättchen an elastischen Trieben, die rundum bis zu einem halben Meter weit in die Welt hinaus wachsen. Unter der Pflanze befindet sich ein ausgreifendes Wurzelsystem, das den Boden festhält und sich auch mit einigem Erfolg der Hand widersetzt, die sie ausreißen möchte. Da eine Vogelmiere nie allein auftaucht, lässt sich häufig schwer feststellen, wo denn nun ihr Ursprung liegt, aus den vielen Samen die sie in mehreren Generationen pro Jahr hervorbringt, entspringen dichte Teppiche. Die Sommerpflanzen haben mit etwa fünf Monaten kein allzu langes Leben, die später gekeimten überstehen den Winter meist grün und können bis zu einem Jahr alt werden. Hauptblütezeit ist der Sommer, die winzigen Sternblüten öffnen sich am Vormittag und schließen sich am Abend, aber nur bei trockener Witterung. An Regentagen bleiben sie geschlossen. Das schadet der Vermehrungsfreude nicht, da sich die zwittrigen Blüten einfach selbst bestäuben. Am Abend und bei grauem Himmel gehen auch die Blätter in Schlafstellung, klappen sich leicht nach unten und hoffen auf bessere Zeiten. Für die meisten Menschen ist die Vogelmiere ein lästiges Unkraut, das die Ordnung im Garten stört. Dabei macht sie genau das, was die Natur vorsieht, sie sorgt dafür, dass die Erde nicht offen daliegt und von Wind und Regen ausgelaugt wird. Selbst im Winter bleibt sie grün, wächst sogar unter einer geschlossenen Schneedecke weiter und an halbwegs geschützten Stellen bildet sie auch in der dunklen Jahreszeit Blüten und Samen. Vogelmiere ist bei vielen Tieren als Futter beliebt und auch wir Menschen können von ihrem Gehalt an gesundheitsfördernden Stoffen profitieren. Einfach im Vorbeigehen ein paar Triebe knabbern oder Salat, Kräuterbutter und -quark damit veredeln, auch eine feine Suppe mit dem pürierten Kraut ist denkbar. Bei rauem Hals empfiehlt sich eine Tasse Vogelmierentee und bei blauen Flecken oder Hautentzündungen wurde früher ein Umschlag aus dem gekochten noch warmen Kraut aufgelegt. Ausrotten werden wir die Pflanze ganz sicher nicht, selbst unter Anwendung harter Unkrautvernichter bildet sie dank ihres kurzen Generationswechsels schnell Resistenzen und zeigt uns, dass es mehr Sinn macht, mit der Natur zu arbeiten als gegen sie. | |||
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Aktuelle Version vom 14. Januar 2024, 07:28 Uhr
Weitere Namen
Hühnerdarm, Sternmiere
Botanischer Name
»Stellaria« lat. stellaris - sternförmig, »media« lat. medius - der mittlere, Erstbeschreibung durch Dominique Villars (1745- 1814) französischer Botaniker
Englischer Name
Chickweed, Chickenwort, Craches, Winterweed
Familie
Nelkengewächse, Caryophyllaceae
Verbreitung
fast weltweit
Wuchs
einjährig, weit ausgreifendes Wurzelsystem, sehr elastische weißliche Triebe mit rundlich herzförmigen kreuzgegenständigen Blättern, je nach Nährstoffangebot wenige Quadratzentimeter oder einen halben Quadratmeter bedeckend, Sommerpflanzen leben etwa 5 Monate, Winterpflanzen bis zu einem Jahr
Standort
sonnig bis halbschattig, bevorzugt feuchten nährstoffreichen Boden, wächst aber auch mageren trockenen Stellen, in Höhenlagen bis 2250m
Blütezeit
fast ganzjährig, nur unterbrochen von Dauerfrostperioden
Blüte
winzige weiße Nelkenblüte, 5 Hüllblätter, 5 Kronblätter, die so tief gespalten sind, dass es aussieht, als wären es 10, dreiteilige Narbe, rötliche Staubgefäße, die zwittrigen Blüten bestäuben sich meist selbst
Fruchtreife
fast ganzjährig
Frucht
kleine Streukapsel, kaum Millimeter große rötlich braune Samen, bis zu 20000 pro Jahr und Pflanze, Keimfähigkeit mindestens 60 Jahre
Vermehrung
durch Selbstaussaat, Verbreitung durch Ameisen, aber auch durch Gartengeräte oder Schuhe
Frosthärte
grün überwinternd, nur bei anhaltendem Dauerfrost zurück frierend
Tierische Besucher
Bestäubung durch kleine Fliegen und Käfer,
Pflege
nicht nötig...
Verwendbare Teile
Stängel, Blätter und Blüten roh im Salat, als Spinat, in Suppen, Tee aus frischem Kraut bei Halsentzündungen, Husten und Asthma
Inhaltsstoffe
Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Zink, Vitamine A, B und C, Saponine, Selen, Kieselsäure, Gamma-Linolensäure
Status
anwesend
Literatur
- Die Kräuter in meinem Garten S.581, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
- Die 'Unkräuter' in meinem Garten S.219, Wolf-Dieter Storl (2018)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.245, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
- Essbare Samen S.116, Anke Höller, Doris Grappendorf (2019)
- Pflanzenfamilien S.159, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
- The Book of Weeds S.98, Ken Thompson (2009)
- Wildkräuter sehen und erkennen S.11, Roger Phillips (1990)
- kraut&rüben 1/2021 S.53
Geschichte und Geschichten
Was für eine Erfolgsgeschichte! Schon seit der Steinzeit begleitet uns dieses kleine Pflänzchen, freut sich über den offenen Ackerboden, den wir ihm immer wieder zur Verfügung stellen, über gut gedüngte aufgeräumte Beete und über Komposthaufen. Zwei Wochen nicht hingeguckt und schon ist alles überzogen von kräftig grünen herzförmigen Blättchen an elastischen Trieben, die rundum bis zu einem halben Meter weit in die Welt hinaus wachsen. Unter der Pflanze befindet sich ein ausgreifendes Wurzelsystem, das den Boden festhält und sich auch mit einigem Erfolg der Hand widersetzt, die sie ausreißen möchte. Da eine Vogelmiere nie allein auftaucht, lässt sich häufig schwer feststellen, wo denn nun ihr Ursprung liegt, aus den vielen Samen die sie in mehreren Generationen pro Jahr hervorbringt, entspringen dichte Teppiche. Die Sommerpflanzen haben mit etwa fünf Monaten kein allzu langes Leben, die später gekeimten überstehen den Winter meist grün und können bis zu einem Jahr alt werden. Hauptblütezeit ist der Sommer, die winzigen Sternblüten öffnen sich am Vormittag und schließen sich am Abend, aber nur bei trockener Witterung. An Regentagen bleiben sie geschlossen. Das schadet der Vermehrungsfreude nicht, da sich die zwittrigen Blüten einfach selbst bestäuben. Am Abend und bei grauem Himmel gehen auch die Blätter in Schlafstellung, klappen sich leicht nach unten und hoffen auf bessere Zeiten. Für die meisten Menschen ist die Vogelmiere ein lästiges Unkraut, das die Ordnung im Garten stört. Dabei macht sie genau das, was die Natur vorsieht, sie sorgt dafür, dass die Erde nicht offen daliegt und von Wind und Regen ausgelaugt wird. Selbst im Winter bleibt sie grün, wächst sogar unter einer geschlossenen Schneedecke weiter und an halbwegs geschützten Stellen bildet sie auch in der dunklen Jahreszeit Blüten und Samen. Vogelmiere ist bei vielen Tieren als Futter beliebt und auch wir Menschen können von ihrem Gehalt an gesundheitsfördernden Stoffen profitieren. Einfach im Vorbeigehen ein paar Triebe knabbern oder Salat, Kräuterbutter und -quark damit veredeln, auch eine feine Suppe mit dem pürierten Kraut ist denkbar. Bei rauem Hals empfiehlt sich eine Tasse Vogelmierentee und bei blauen Flecken oder Hautentzündungen wurde früher ein Umschlag aus dem gekochten noch warmen Kraut aufgelegt. Ausrotten werden wir die Pflanze ganz sicher nicht, selbst unter Anwendung harter Unkrautvernichter bildet sie dank ihres kurzen Generationswechsels schnell Resistenzen und zeigt uns, dass es mehr Sinn macht, mit der Natur zu arbeiten als gegen sie.