Osterluzei (Aristolochia clematitis): Unterschied zwischen den Versionen
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»Aristolochia« von lat. aristos - sehr gut, das Beste und locheios - zum Gebären gehörend, »clematitis« von gr.klematitis - an Bäumen empor rankend (die Gewöhnliche Osterluzei ist keine Rankpflanze, der Name leitet sich von anderen, rankenden, Mitgliedern der Familie her), Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher | |||
=====Verbreitung===== | =====Verbreitung===== | ||
ursprünglich im Mittelmeergebiet heimisch, hat sich die Osterluzei in ganz Mitteleuropa an warmen Standorten etablieren können, besonders in Weinbaugegenden, durch Flurbereinigungsmaßnahmen ist sie soweit zurück gedrängt worden, dass sie deutschlandweit auf der Vorwarnstufe der bedrohten Arten steht, stellenweise schon nahezu ausgerottet ist | |||
=====Wuchs===== | =====Wuchs===== | ||
ausdauernd, dicht unter der Erde verlaufendes Rhizom, über das sich die Pflanze großflächig ausbreiten kann, meist unverzweigte aufrechte Triebe bis etwa 50cm Höhe, wechselständige herzförmige Laubblätter mit leicht wachsartiger Oberfläche, eher hell grün, Blüten in den Blattachseln | ausdauernd, dicht unter der Erde verlaufendes Rhizom mit eng verflochtenen gelblichen Wurzeln, über das sich die Pflanze großflächig ausbreiten kann, meist unverzweigte aufrechte Triebe bis etwa 50cm Höhe, wechselständige herzförmige Laubblätter mit leicht wachsartiger Oberfläche, eher hell grün, Blüten in den Blattachseln | ||
=====Standort===== | =====Standort===== | ||
sonnig bis halbschattig, mäßig nahrhafter Boden, bildet im Laufe der Zeit über die Rhizome größere Bestände | |||
=====Blütezeit===== | =====Blütezeit===== | ||
Mai, Juni | Mai, Juni | ||
=====Blüte===== | =====Blüte===== | ||
quirlartig in den Blattachseln angeordnete kleine hell gelbe Kesselfallen-Blüten, der obere Rand der Blüte bildet eine tropfenförmige Öffnung, die in einen schmalen Schlauch führt, am unteren Ende befindet ein kugeliger Kessel, der mit Reusenhaaren ausgestattet ist, die Blüten sind vorweiblich | |||
=====Fruchtreife===== | =====Fruchtreife===== | ||
=====Frucht===== | =====Frucht===== | ||
länglich zwiebelförmige Kapsel mit vielen Samen, etwa 1-2cm groß, anfangs hellgrün, später dunkel abreifend, an Längsnähten aufreißend, Samen werden durch den Wind verbreitet | länglich zwiebelförmige Kapsel mit vielen Samen, etwa 1-2cm groß, anfangs hellgrün, später dunkel abreifend, an Längsnähten aufreißend, Samen werden durch den Wind verbreitet, die Art der Bestäubung ist offenbar nur mäßig erfolgreich, Früchte werden nur selten ausgebildet | ||
=====Vermehrung===== | =====Vermehrung===== | ||
durch Teilung des Rhizoms (auch kleine Stücke wachsen gut an), Aussaat, Selbstaussaat | durch Teilung des Rhizoms (auch kleine Stücke wachsen gut an), Aussaat, Selbstaussaat | ||
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im Herbst oberirdisch absterbend, Rhizom frosthart | im Herbst oberirdisch absterbend, Rhizom frosthart | ||
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der Austrieb ist bei Schnecken beliebt, die Bestäubung wird von kleinen Insekten übernommen, die in die Kesselfallen hineinkriechen | der Austrieb ist bei Schnecken beliebt, die Bestäubung wird von kleinen Insekten (hauptsächlich Fliegen) übernommen, die in die Kesselfallen hineinkriechen | ||
=====Pflege===== | =====Pflege===== | ||
kaum Pflege nötig, schneckensicherer Standort ist empfehlenswert | |||
=====Verwendbare Teile===== | =====Verwendbare Teile===== | ||
Teile der Pflanze wurden früher zur Geburtserleichterung und zum Austreiben der Nachgeburt eingesetzt, was auf Grund der giftigen Inhaltsstoffe nicht mehr praktiziert wird | Teile der Pflanze wurden früher zur Geburtserleichterung und zum Austreiben der Nachgeburt eingesetzt, was auf Grund der giftigen Inhaltsstoffe nicht mehr praktiziert wird | ||
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anwesend | anwesend | ||
=====Literatur===== | =====Literatur===== | ||
* Die Blüte S.287, Dieter Heß (1990) | |||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.143, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | |||
=====Geschichte und Geschichten===== | =====Geschichte und Geschichten===== | ||
Die Gewöhnliche Osterluzei ist keine besonders auffällige Pflanze. Sie wächst bodennah, treibt im zeitigen Frühjahr aus und verschwindet im Herbst wieder unter der Erde. Die herzförmigen Laubblätter sind von einer dünnen wachsartigen Schicht überzogen, die das helle Grün ein wenig grau wirken lässt. Die Blätter erscheinen zusammengeklappt, breiten ihre beiden Hälften aus, wenn sie groß genug sind. Das Besondere sind die im Mai erscheinenden in den Blattachseln quirlartig angeordneten hell gelben Blüten von eigenartiger Form. Auf einem kurzen Stängel sitzt ein kugeliger Kessel aus dem ein dünner Schlauch herauswächst, der oben zunächst durch eine Naht verschlossen ist. Wenn sie aufreißt entsteht eine tropfenförmige Öffnung mit leicht zurückgeschlagenem Rand. Kleine Insekten, in erster Linie Fliegen, kriechen in die Öffnung hinein, gelangen durch den Schlauch in den Kessel und sind gefangen. Kessel und Schlauch sind mit Reusenhaaren ausgestattet, das Insekt kann nicht entkommen. Je mehr es sich bewegt, umso wahrscheinlicher wird eine Bestäubung der Blüte und erst wenn die erfolgt ist und die Pollenbehälter sich öffnen, welken die Reusenhaare. Mit Pollen beladen sucht sich die Fliege ihren Weg ins Freie. Besonders erfolgreich scheint diese Art der Bestäubung nicht zu sein, da nur wenige Früchte ausgebildet werden, aber die einzelnen Samenkapseln enthalten viele kleine Samen, die vom Wind verbreitet werden und offenbar ausreichen, um der Art ein Fortkommen zu sichern. Deutlich effektiver ist die Ausbreitung durch das dicht unter der Erdoberfläche verlaufende Rhizom. Unter günstigen Bedingungen kann so eine größere Fläche besiedelt werden. | |||
[[Category:Mehrjährige]] |
Aktuelle Version vom 2. April 2024, 05:40 Uhr
Weitere Namen
Pfeifenblume
Botanischer Name
»Aristolochia« von lat. aristos - sehr gut, das Beste und locheios - zum Gebären gehörend, »clematitis« von gr.klematitis - an Bäumen empor rankend (die Gewöhnliche Osterluzei ist keine Rankpflanze, der Name leitet sich von anderen, rankenden, Mitgliedern der Familie her), Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Verbreitung
ursprünglich im Mittelmeergebiet heimisch, hat sich die Osterluzei in ganz Mitteleuropa an warmen Standorten etablieren können, besonders in Weinbaugegenden, durch Flurbereinigungsmaßnahmen ist sie soweit zurück gedrängt worden, dass sie deutschlandweit auf der Vorwarnstufe der bedrohten Arten steht, stellenweise schon nahezu ausgerottet ist
Wuchs
ausdauernd, dicht unter der Erde verlaufendes Rhizom mit eng verflochtenen gelblichen Wurzeln, über das sich die Pflanze großflächig ausbreiten kann, meist unverzweigte aufrechte Triebe bis etwa 50cm Höhe, wechselständige herzförmige Laubblätter mit leicht wachsartiger Oberfläche, eher hell grün, Blüten in den Blattachseln
Standort
sonnig bis halbschattig, mäßig nahrhafter Boden, bildet im Laufe der Zeit über die Rhizome größere Bestände
Blütezeit
Mai, Juni
Blüte
quirlartig in den Blattachseln angeordnete kleine hell gelbe Kesselfallen-Blüten, der obere Rand der Blüte bildet eine tropfenförmige Öffnung, die in einen schmalen Schlauch führt, am unteren Ende befindet ein kugeliger Kessel, der mit Reusenhaaren ausgestattet ist, die Blüten sind vorweiblich
Fruchtreife
Frucht
länglich zwiebelförmige Kapsel mit vielen Samen, etwa 1-2cm groß, anfangs hellgrün, später dunkel abreifend, an Längsnähten aufreißend, Samen werden durch den Wind verbreitet, die Art der Bestäubung ist offenbar nur mäßig erfolgreich, Früchte werden nur selten ausgebildet
Vermehrung
durch Teilung des Rhizoms (auch kleine Stücke wachsen gut an), Aussaat, Selbstaussaat
Frosthärte
im Herbst oberirdisch absterbend, Rhizom frosthart
Tierische Besucher
der Austrieb ist bei Schnecken beliebt, die Bestäubung wird von kleinen Insekten (hauptsächlich Fliegen) übernommen, die in die Kesselfallen hineinkriechen
Pflege
kaum Pflege nötig, schneckensicherer Standort ist empfehlenswert
Verwendbare Teile
Teile der Pflanze wurden früher zur Geburtserleichterung und zum Austreiben der Nachgeburt eingesetzt, was auf Grund der giftigen Inhaltsstoffe nicht mehr praktiziert wird
Inhaltsstoffe
Aristolochia-Säure in allen Pflanzenteilen, ätherische Öle, Clematinin, Gerbstoffe
Status
anwesend
Literatur
- Die Blüte S.287, Dieter Heß (1990)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.143, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
Geschichte und Geschichten
Die Gewöhnliche Osterluzei ist keine besonders auffällige Pflanze. Sie wächst bodennah, treibt im zeitigen Frühjahr aus und verschwindet im Herbst wieder unter der Erde. Die herzförmigen Laubblätter sind von einer dünnen wachsartigen Schicht überzogen, die das helle Grün ein wenig grau wirken lässt. Die Blätter erscheinen zusammengeklappt, breiten ihre beiden Hälften aus, wenn sie groß genug sind. Das Besondere sind die im Mai erscheinenden in den Blattachseln quirlartig angeordneten hell gelben Blüten von eigenartiger Form. Auf einem kurzen Stängel sitzt ein kugeliger Kessel aus dem ein dünner Schlauch herauswächst, der oben zunächst durch eine Naht verschlossen ist. Wenn sie aufreißt entsteht eine tropfenförmige Öffnung mit leicht zurückgeschlagenem Rand. Kleine Insekten, in erster Linie Fliegen, kriechen in die Öffnung hinein, gelangen durch den Schlauch in den Kessel und sind gefangen. Kessel und Schlauch sind mit Reusenhaaren ausgestattet, das Insekt kann nicht entkommen. Je mehr es sich bewegt, umso wahrscheinlicher wird eine Bestäubung der Blüte und erst wenn die erfolgt ist und die Pollenbehälter sich öffnen, welken die Reusenhaare. Mit Pollen beladen sucht sich die Fliege ihren Weg ins Freie. Besonders erfolgreich scheint diese Art der Bestäubung nicht zu sein, da nur wenige Früchte ausgebildet werden, aber die einzelnen Samenkapseln enthalten viele kleine Samen, die vom Wind verbreitet werden und offenbar ausreichen, um der Art ein Fortkommen zu sichern. Deutlich effektiver ist die Ausbreitung durch das dicht unter der Erdoberfläche verlaufende Rhizom. Unter günstigen Bedingungen kann so eine größere Fläche besiedelt werden.