Lampionblume (Physalis alkekengi): Unterschied zwischen den Versionen
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Judenkirsche, Laternenblume, Blasenkirsche | Judenkirsche, Laternenblume, Blasenkirsche | ||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Physalis« gr. physa - Blase, »alkekengi« heißt im Arabischen Judenkirsche | »Physalis« gr. physa - Blase, »alkekengi« heißt im Arabischen Judenkirsche, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher | ||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Alkakengy | Alkakengy | ||
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Europa, Asien | Europa, Asien | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
ausdauernd, unterirdisch kriechende Grundachse, Blätter herz- bis eiförmig, Blütenstand bis 80cm hoch | ausdauernd, unterirdisch kriechende helle Grundachse, die im Jahr mehrere Meter zurücklegen und sich über größere Areale ausbreiten kann, Blätter herz- bis zugespitzt eiförmig, weich, Blütenstand bis 80cm hoch, leuchtend gelbe Herbstfärbung | ||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
halbschattig, nahrhafter, kalkhaltiger Boden | halbschattig, nahrhafter, kalkhaltiger Boden | ||
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Juni, Juli | Juni, Juli | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
flacher, fünfzipfeliger weißlicher Trichter mit grüner Zeichnung, meist einzeln in den Blattachseln, bleibt meist unter den Blättern verborgen | flacher, fünfzipfeliger weißlicher Trichter mit grüner Zeichnung, meist einzeln in den Blattachseln, bleibt meist unter den Blättern verborgen, Kelch fünfzipfelig, weich behaart | ||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
September, Oktober | September, Oktober | ||
====Frucht==== | ====Frucht==== | ||
etwa kirschgroße orange Beere von auffälligem | etwa kirschgroße orange Beere von auffälligem orangem papierartigem Kelch umhüllt, im Spätherbst bleibt häufig nur das filigrane netzartige Gerüst übrig | ||
====Vermehrung==== | ====Vermehrung==== | ||
durch Teilung des Rhizoms | durch Teilung des Rhizoms | ||
====Frosthärte==== | ====Frosthärte==== | ||
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart | oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart, die Stängel mit den Fruchthüllen bleiben über Winter stehen | ||
====Tierische Besucher==== | ====Tierische Besucher==== | ||
Bestäubung durch langrüsselige Bienen, Hummeln und Falter | Bestäubung durch langrüsselige Bienen, Hummeln und Falter, Eichelhäher holen sich im Winter die orangen Beeren aus den zerfallenden Lampions | ||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
Rückschnitt im Frühjahr | Rückschnitt im Frühjahr | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
reife Früchte, wirken harntreibend, unsicher ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen, der offenbar stark schwankt und von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirkt, Magenschmerzen und Übelkeit können auftreten, in Branntwein angesetzte Früchte ergeben ein in der Volksmedizin gebräuchliches Mittel gegen Blasen- und Nierensteine, sowie Rheuma und Gicht, die dekorativen Lampions halten sich lange in Trockensträußen, können aber auch einzeln über die Lämpchen einer Lichterkette gestülpt für herbstlich warmes Licht sorgen | reife Früchte, die von manchen Exemplaren sind süßlich-bitter, bei anderen überwiegt deutlich die bittere Komponente, wirken harntreibend, unsicher ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen, der offenbar stark schwankt und von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirkt, Magenschmerzen und Übelkeit können auftreten, in Branntwein angesetzte Früchte ergeben ein in der Volksmedizin gebräuchliches Mittel gegen Blasen- und Nierensteine, sowie Rheuma und Gicht, die dekorativen Lampions halten sich lange in Trockensträußen, können aber auch einzeln über die Lämpchen einer Lichterkette gestülpt für herbstlich warmes Licht sorgen | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Vitamine, Mineralstoffe, Bitterstoffe, Physalin, Steroide, Karotin, Gerbstoffe | Vitamine, Mineralstoffe, Bitterstoffe, Physalin, Steroide, Karotin, Gerbstoffe, in den Samen fettes Öl | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
anwesend | anwesend, Jungpflanzen vorhanden | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Bärlauch und Judenkirsche S.124, Gerhild Buirmann-Dähne (1990) | * Bärlauch und Judenkirsche S.124, Gerhild Buirmann-Dähne (1990) | ||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.230, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) | |||
* Die Kräuter in meinem Garten S.279, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | * Die Kräuter in meinem Garten S.279, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.326, Deni Bown (1996) | * Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.326, Deni Bown (1996) | ||
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* Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.158, Heinz Görz (1987) | * Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.158, Heinz Görz (1987) | ||
* Hagebutte & Co S.204, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003) | * Hagebutte & Co S.204, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003) | ||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.192, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.159, Konrad Kölbl (1993) | * Kölbls Kräuterfibel S.159, Konrad Kölbl (1993) | ||
* Spaziergänge in meinem Garten S.37, Anne-Marie Koenig (1998) | |||
* Vom Geschmack der Lilienblüten S.201, S.257, Jürgen Dahl (1995) | * Vom Geschmack der Lilienblüten S.201, S.257, Jürgen Dahl (1995) | ||
* kraut&rüben 11/1999, 11/2005 | * kraut&rüben 11/1999 S.9, 11/2005 | ||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Die Lampionblume kommt in freier Natur auf kalkhaltigen, eher warmen Böden vor, Weinberge sind ihr sehr angenehm. Dort kann sie mit ihren unterirdischen Ausläufern größere Bereiche bewachsen und jedes Frühjahr an neuen Orten zum Vorschein kommen. Während der Vegetationszeit ist die Pflanze recht unauffällig, die weiße sternförmige Blüte wird oft übersehen. Sie verbirgt sich unter den Blattknoten, ist mit anderthalb Zentimetern auch nicht sehr groß. | Die Lampionblume kommt in freier Natur auf kalkhaltigen, eher warmen Böden vor, Weinberge sind ihr sehr angenehm. Dort kann sie mit ihren unterirdischen Ausläufern größere Bereiche bewachsen und jedes Frühjahr an neuen Orten zum Vorschein kommen. Während der Vegetationszeit ist die Pflanze recht unauffällig, die weiße sternförmige Blüte wird oft übersehen. Sie verbirgt sich unter den Blattknoten, ist mit anderthalb Zentimetern auch nicht sehr groß. | ||
Weithin sichtbar werden die blasenartigen Fruchthüllen, die meist zu mehreren übereinander an einem Stängel hängen und sich im Herbst kräftig orange färben.Sie beinhalten die ebenso orange einzelne Beere, in deren weichem Fruchtfleisch sich viele kleine Kerne verbergen und deren Geschmack von süßsäuerlich bis zu sehr bitter reichen kann. | Weithin sichtbar werden die blasenartigen Fruchthüllen, die meist zu mehreren übereinander an einem Stängel hängen und sich im Herbst kräftig orange färben.Sie beinhalten die ebenso orange einzelne Beere, in deren weichem Fruchtfleisch sich viele kleine Kerne verbergen und deren Geschmack von süßsäuerlich bis zu sehr bitter reichen kann. Die Pflanze ist eng verwandt mit den Physalis, deren Früchte als Obst verkauft werden (Andenbeere, Kapstachelbeere, Ananaskirsche). Sie alle gehören in die Familie der Nachtschattengewächse und sind nur bedingt ein Genuss. Manch einer reagiert mit Magenschmerzen auf die Beeren, sollte sich dann in Zurückhaltung üben. Im Spätherbst zerfällt die orange Hülle und hinterlässt ein filigranes Kunstwerk aus feinen Adern. Da die Beeren im Innern jetzt sichtbar sind, kommen Vögel wie der Eichelhäher vorbei, um sie zu ernten. | ||
Den Namen Judenkirsche oder auch Judenhütlein hat die Pflanze ihrer Fruchthülle zu verdanken, die der Kopfbedeckung ähnelt, die von jüdischen Frauen im Mittelalter getragen wurde. | Den Namen Judenkirsche oder auch Judenhütlein hat die Pflanze ihrer Fruchthülle zu verdanken, die der Kopfbedeckung ähnelt, die von jüdischen Frauen im Mittelalter getragen wurde. |
Aktuelle Version vom 21. Januar 2024, 17:52 Uhr
Weitere Namen
Judenkirsche, Laternenblume, Blasenkirsche
Botanischer Name
»Physalis« gr. physa - Blase, »alkekengi« heißt im Arabischen Judenkirsche, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Alkakengy
Familie
Nachtschattengewächse, Solanaceae
Verbreitung
Europa, Asien
Wuchs
ausdauernd, unterirdisch kriechende helle Grundachse, die im Jahr mehrere Meter zurücklegen und sich über größere Areale ausbreiten kann, Blätter herz- bis zugespitzt eiförmig, weich, Blütenstand bis 80cm hoch, leuchtend gelbe Herbstfärbung
Standort
halbschattig, nahrhafter, kalkhaltiger Boden
Blütezeit
Juni, Juli
Blüte
flacher, fünfzipfeliger weißlicher Trichter mit grüner Zeichnung, meist einzeln in den Blattachseln, bleibt meist unter den Blättern verborgen, Kelch fünfzipfelig, weich behaart
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
etwa kirschgroße orange Beere von auffälligem orangem papierartigem Kelch umhüllt, im Spätherbst bleibt häufig nur das filigrane netzartige Gerüst übrig
Vermehrung
durch Teilung des Rhizoms
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart, die Stängel mit den Fruchthüllen bleiben über Winter stehen
Tierische Besucher
Bestäubung durch langrüsselige Bienen, Hummeln und Falter, Eichelhäher holen sich im Winter die orangen Beeren aus den zerfallenden Lampions
Pflege
Rückschnitt im Frühjahr
Verwendbare Teile
reife Früchte, die von manchen Exemplaren sind süßlich-bitter, bei anderen überwiegt deutlich die bittere Komponente, wirken harntreibend, unsicher ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen, der offenbar stark schwankt und von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirkt, Magenschmerzen und Übelkeit können auftreten, in Branntwein angesetzte Früchte ergeben ein in der Volksmedizin gebräuchliches Mittel gegen Blasen- und Nierensteine, sowie Rheuma und Gicht, die dekorativen Lampions halten sich lange in Trockensträußen, können aber auch einzeln über die Lämpchen einer Lichterkette gestülpt für herbstlich warmes Licht sorgen
Inhaltsstoffe
Vitamine, Mineralstoffe, Bitterstoffe, Physalin, Steroide, Karotin, Gerbstoffe, in den Samen fettes Öl
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Bärlauch und Judenkirsche S.124, Gerhild Buirmann-Dähne (1990)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.230, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Die Kräuter in meinem Garten S.279, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.326, Deni Bown (1996)
- Gartenlust S.144, Johannes Roth (1992)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.560, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.158, Heinz Görz (1987)
- Hagebutte & Co S.204, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.192, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kölbls Kräuterfibel S.159, Konrad Kölbl (1993)
- Spaziergänge in meinem Garten S.37, Anne-Marie Koenig (1998)
- Vom Geschmack der Lilienblüten S.201, S.257, Jürgen Dahl (1995)
- kraut&rüben 11/1999 S.9, 11/2005
Geschichte und Geschichten
Die Lampionblume kommt in freier Natur auf kalkhaltigen, eher warmen Böden vor, Weinberge sind ihr sehr angenehm. Dort kann sie mit ihren unterirdischen Ausläufern größere Bereiche bewachsen und jedes Frühjahr an neuen Orten zum Vorschein kommen. Während der Vegetationszeit ist die Pflanze recht unauffällig, die weiße sternförmige Blüte wird oft übersehen. Sie verbirgt sich unter den Blattknoten, ist mit anderthalb Zentimetern auch nicht sehr groß. Weithin sichtbar werden die blasenartigen Fruchthüllen, die meist zu mehreren übereinander an einem Stängel hängen und sich im Herbst kräftig orange färben.Sie beinhalten die ebenso orange einzelne Beere, in deren weichem Fruchtfleisch sich viele kleine Kerne verbergen und deren Geschmack von süßsäuerlich bis zu sehr bitter reichen kann. Die Pflanze ist eng verwandt mit den Physalis, deren Früchte als Obst verkauft werden (Andenbeere, Kapstachelbeere, Ananaskirsche). Sie alle gehören in die Familie der Nachtschattengewächse und sind nur bedingt ein Genuss. Manch einer reagiert mit Magenschmerzen auf die Beeren, sollte sich dann in Zurückhaltung üben. Im Spätherbst zerfällt die orange Hülle und hinterlässt ein filigranes Kunstwerk aus feinen Adern. Da die Beeren im Innern jetzt sichtbar sind, kommen Vögel wie der Eichelhäher vorbei, um sie zu ernten.
Den Namen Judenkirsche oder auch Judenhütlein hat die Pflanze ihrer Fruchthülle zu verdanken, die der Kopfbedeckung ähnelt, die von jüdischen Frauen im Mittelalter getragen wurde.