Hanfhibiskus (Hibiscus cannabinus): Unterschied zwischen den Versionen
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Hanfeibisch, | [[Datei:Hanfhibiskus3.jpg|miniatur|300px|Hanfhibiskus, Wuchs (27.6.)]] | ||
[[Datei:Hanfhibiskus1.jpg|miniatur|450px|Hanfhibiskus, Blüte (28.6.)]] | |||
[[Datei:Hanfhibiskus4.jpg|miniatur|300px|Hanfhibiskus, unreife Samenhülle (5.9.)]] | |||
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Hanfeibisch, Kenaf, Großblütige Stundenblume | |||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Hibiscus« lat. hibiscus wohl aus dem keltischen übernommen, »cannabinus« lat. aus Hanf (Fasern), die Blätter ähneln denen vom Hanf, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher | |||
»Hibiscus« lat. hibiscus wohl aus dem keltischen übernommen, »cannabinus« lat. aus Hanf (Fasern), die Blätter ähneln denen vom Hanf | |||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Kenaf | |||
==== Familie ==== | ==== Familie ==== | ||
Malvengewächse, Malvaceae | Malvengewächse, Malvaceae | ||
====Verbreitung==== | ====Verbreitung==== | ||
Asien, Nordafrika | Asien, Nordafrika | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
in seiner Heimat mehrjährig, hier einjährig, hanfartig gefingerte Blätter, weich behaart, Höhe etwa 1, | in seiner Heimat mehrjährig, hier einjährig, kräftiger Stängel mit rauer, borstiger Behaarung, hanfartig gefingerte, wechselständige Blätter, weich behaart, Seitentriebe in den Blattachseln, endständige Blüten, Höhe etwa 1,5-2m | ||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
sonnig, braucht viel Wärme, nahrhafter Boden | sonnig, braucht viel Wärme, nahrhafter Boden | ||
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Juni, Juli, August, September | Juni, Juli, August, September | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
fünfzählige, typische Malvenblüte, außen gelblich weiß, innen purpur, Staubgefäße leuchtend gelb | fünfzählige, typische Malvenblüte, außen gelblich weiß, innen dunkel purpur, Staubgefäße leuchtend gelb, die Blüten öffnen sich vormittags und schließen sich bereits am Nachmittag wieder | ||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
Juli, August, September | Juli, August, September | ||
====Frucht==== | ====Frucht==== | ||
fünffächerige Kapsel, die bis zur Reife vom halbdurchsichtigen Kelch umschlossen ist, einzelne Kapselfächer mit feinen Haaren an den Außenkanten, 5-6 nierenförmige dunkelbraune Samen pro Fach | |||
====Vermehrung==== | ====Vermehrung==== | ||
durch Aussaat im Frühjahr, | durch Aussaat im Frühjahr, im Haus vorgezogene Pflanzen wachsen nur unwesentlich schneller als die später im Freiland gesäten, bzw. die, die sich selbst ausgesät haben, Keimdauer 4-10 Tage | ||
====Frosthärte==== | ====Frosthärte==== | ||
nicht frosthart, Überwinterung im warmen Zimmer (mindestens 15°C) möglich | nicht frosthart, Überwinterung im warmen Zimmer (mindestens 15°C) möglich, Samen frosthart | ||
====Tierische Besucher==== | ====Tierische Besucher==== | ||
Hummeln und Bienen | Bestäubung durch Hummeln und Bienen, Feuerwanzen sitzen häufig in den offenen Kapseln und holen sich die Samen | ||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
die Pflanze steht recht stabil, eventuell anbinden | die Pflanze steht recht stabil, an windgefährdeten Stellen eventuell anbinden | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
in seiner Heimat wird der Hanfhibiskus vielfältig genutzt, aus den Fasern werden Schnüre, Säcke, aber auch Mulchfolien hergestellt, | in seiner Heimat wird der Hanfhibiskus vielfältig genutzt, aus den Fasern werden Schnüre, Säcke, aber auch Mulchfolien hergestellt, junge Triebe, Blätter und Blüten werden in der Küche verwendet, der Geschmack der Blätter ähnelt dem von Sauerampfer, aus den Samen lässt sich ein hochwertiges Öl pressen, das für technische Zwecke ebenso verwendet wird wie als Speiseöl oder sie werden, zu Mehl vermahlen, als Zusatz für Brot und Kuchen genutzt | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
hochwertige Öle, | |||
====Status==== | ====Status==== | ||
im Sommer anwesend | im Sommer anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* A Contemplation upon Flowers S.189, Bobby J. Ward (1999) | |||
* Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen S.443, Bernd Nowak, Bettina Schulz (2019) | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Diese Pflanze aus der Malvenfamilie stammt aus wärmeren Gegenden, kann deshalb nicht draußen überwintern. Sie kann bei uns als Einjährige behandelt werden, da sie sich leicht aus Samen ziehen lässt und diese im Laufe des Sommers auch in großer Menge reifen. Die Aussaat erfolgt | Diese Pflanze aus der Malvenfamilie stammt aus wärmeren Gegenden, kann deshalb nicht draußen überwintern. Sie kann bei uns als Einjährige behandelt werden, da sie sich leicht aus Samen ziehen lässt und diese im Laufe des Sommers auch in großer Menge reifen. Die Aussaat erfolgt Ende März bis Anfang April am Besten im Haus, damit die Pflanzen zum Sommer hin schon eine gewisse Größe erreicht haben. Sobald kein Frost mehr droht können die kleinen Malven nach draußen, entweder direkt in ein sonniges Beet oder in einem größeren Topf überall dorthin, wo sie gut zu sehen ist. Die Pflanze wächst relativ straff aufrecht, verzweigt sich im oberen Bereich und setzt dort auch ihre Blüten an. Normalerweise ist sie recht standfest, bei starkem Wind sollte sie aber gesichert werden. Die gefingerten Blätter sehen tatsächlich denen vom Hanf sehr ähnlich. Schon die Knospen sind sehr hübsch mit ihrer zarten Aderung, die bis zu zehn Zentimeter großen Blüten sind ein absoluter Blickfang. Sie müssen aus der Nähe betrachtet werden, so wie alle Malvenblüten. Maximal zwei Tage öffnet sich die Einzelblüte, dann schließen sich die Kelchblätter wieder und in ihrem Schutz reifen die Samen. Die papierdünne halb durchsichtige Hülle reißt auf, sobald die Samen reif und trocken sind. Der Wind schüttelt sie heraus, wenn sie nicht vorher geerntet werden. | ||
Die genaue Herkunft der Hanfmalve lässt sich nicht mehr nachvollziehen, sicher ist aber, dass sie bereits seit etwa 6000 Jahren angebaut und genutzt wird. Bei engem Bestand werden die meist unverzweigten Stängel mehr als zwei Meter hoch. Wenn die ersten Blüten erscheinen, werden sie geerntet, geschält und anschließend für mehrere Tage gewässert, um die Fasern frei zu legen. Kenaf-Fasern werden heute vielseitig eingesetzt, so zum Beispiel auch in der Autoindustrie als Ersatz für Kunststoffe. Da die Pflanzen Schadstoffe aus dem Boden anreichern, werden sie auf belasteten Böden zur Dekontaminierung eingesetzt. Die Samen enthalten etwa 20% wertvolles Öl, das für industrielle Zwecke ebenso Verwendung findet wie in der Küche. | |||
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Aktuelle Version vom 29. Januar 2023, 16:22 Uhr
Weitere Namen
Hanfeibisch, Kenaf, Großblütige Stundenblume
Botanischer Name
»Hibiscus« lat. hibiscus wohl aus dem keltischen übernommen, »cannabinus« lat. aus Hanf (Fasern), die Blätter ähneln denen vom Hanf, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Kenaf
Familie
Malvengewächse, Malvaceae
Verbreitung
Asien, Nordafrika
Wuchs
in seiner Heimat mehrjährig, hier einjährig, kräftiger Stängel mit rauer, borstiger Behaarung, hanfartig gefingerte, wechselständige Blätter, weich behaart, Seitentriebe in den Blattachseln, endständige Blüten, Höhe etwa 1,5-2m
Standort
sonnig, braucht viel Wärme, nahrhafter Boden
Blütezeit
Juni, Juli, August, September
Blüte
fünfzählige, typische Malvenblüte, außen gelblich weiß, innen dunkel purpur, Staubgefäße leuchtend gelb, die Blüten öffnen sich vormittags und schließen sich bereits am Nachmittag wieder
Fruchtreife
Juli, August, September
Frucht
fünffächerige Kapsel, die bis zur Reife vom halbdurchsichtigen Kelch umschlossen ist, einzelne Kapselfächer mit feinen Haaren an den Außenkanten, 5-6 nierenförmige dunkelbraune Samen pro Fach
Vermehrung
durch Aussaat im Frühjahr, im Haus vorgezogene Pflanzen wachsen nur unwesentlich schneller als die später im Freiland gesäten, bzw. die, die sich selbst ausgesät haben, Keimdauer 4-10 Tage
Frosthärte
nicht frosthart, Überwinterung im warmen Zimmer (mindestens 15°C) möglich, Samen frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln und Bienen, Feuerwanzen sitzen häufig in den offenen Kapseln und holen sich die Samen
Pflege
die Pflanze steht recht stabil, an windgefährdeten Stellen eventuell anbinden
Verwendbare Teile
in seiner Heimat wird der Hanfhibiskus vielfältig genutzt, aus den Fasern werden Schnüre, Säcke, aber auch Mulchfolien hergestellt, junge Triebe, Blätter und Blüten werden in der Küche verwendet, der Geschmack der Blätter ähnelt dem von Sauerampfer, aus den Samen lässt sich ein hochwertiges Öl pressen, das für technische Zwecke ebenso verwendet wird wie als Speiseöl oder sie werden, zu Mehl vermahlen, als Zusatz für Brot und Kuchen genutzt
Inhaltsstoffe
hochwertige Öle,
Status
im Sommer anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.189, Bobby J. Ward (1999)
- Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen S.443, Bernd Nowak, Bettina Schulz (2019)
Geschichte und Geschichten
Diese Pflanze aus der Malvenfamilie stammt aus wärmeren Gegenden, kann deshalb nicht draußen überwintern. Sie kann bei uns als Einjährige behandelt werden, da sie sich leicht aus Samen ziehen lässt und diese im Laufe des Sommers auch in großer Menge reifen. Die Aussaat erfolgt Ende März bis Anfang April am Besten im Haus, damit die Pflanzen zum Sommer hin schon eine gewisse Größe erreicht haben. Sobald kein Frost mehr droht können die kleinen Malven nach draußen, entweder direkt in ein sonniges Beet oder in einem größeren Topf überall dorthin, wo sie gut zu sehen ist. Die Pflanze wächst relativ straff aufrecht, verzweigt sich im oberen Bereich und setzt dort auch ihre Blüten an. Normalerweise ist sie recht standfest, bei starkem Wind sollte sie aber gesichert werden. Die gefingerten Blätter sehen tatsächlich denen vom Hanf sehr ähnlich. Schon die Knospen sind sehr hübsch mit ihrer zarten Aderung, die bis zu zehn Zentimeter großen Blüten sind ein absoluter Blickfang. Sie müssen aus der Nähe betrachtet werden, so wie alle Malvenblüten. Maximal zwei Tage öffnet sich die Einzelblüte, dann schließen sich die Kelchblätter wieder und in ihrem Schutz reifen die Samen. Die papierdünne halb durchsichtige Hülle reißt auf, sobald die Samen reif und trocken sind. Der Wind schüttelt sie heraus, wenn sie nicht vorher geerntet werden.
Die genaue Herkunft der Hanfmalve lässt sich nicht mehr nachvollziehen, sicher ist aber, dass sie bereits seit etwa 6000 Jahren angebaut und genutzt wird. Bei engem Bestand werden die meist unverzweigten Stängel mehr als zwei Meter hoch. Wenn die ersten Blüten erscheinen, werden sie geerntet, geschält und anschließend für mehrere Tage gewässert, um die Fasern frei zu legen. Kenaf-Fasern werden heute vielseitig eingesetzt, so zum Beispiel auch in der Autoindustrie als Ersatz für Kunststoffe. Da die Pflanzen Schadstoffe aus dem Boden anreichern, werden sie auf belasteten Böden zur Dekontaminierung eingesetzt. Die Samen enthalten etwa 20% wertvolles Öl, das für industrielle Zwecke ebenso Verwendung findet wie in der Küche.