Weinraute (Ruta graveolens): Unterschied zwischen den Versionen
(17 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
==== Weitere Namen ==== | ==== Weitere Namen ==== | ||
[[Datei:Weinraute1.jpg|miniatur| | [[Datei:Weinraute1.jpg|miniatur|300px|Weinraute, Austrieb (22.4.)]] | ||
[[Datei:Weinraute2.jpg|miniatur|450px|Weinraute, Blüte (9.6.)]] | |||
[[Datei:Weinraute4.jpg|miniatur|450px|Weinraute, fünfzählige Hauptblüte (21.6.)]] | |||
[[Datei:Weinraute3.jpg|miniatur|450px|Weinraute, unreife Samenkapsel der Hauptblüte (15.8.)]] | |||
[[Datei:Weinraute6.jpg|miniatur|450px|Weinraute, Samen]] | |||
Augenraute, Edelraute, Gartenraute, Gnadenkraut, Weinkraut, Totenkraut | Augenraute, Edelraute, Gartenraute, Gnadenkraut, Weinkraut, Totenkraut | ||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Ruta« Raute, »graveolens« lat. übel riechend | »Ruta« Raute, »graveolens« lat. übel riechend, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher | ||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Garden Rue, Common Rue | Garden Rue, Common Rue | ||
==== Familie ==== | ==== Familie ==== | ||
Rautengewächse, Rutaceae | Rautengewächse, Rutaceae | ||
====Verbreitung==== | ====Verbreitung==== | ||
Zeile 22: | Zeile 25: | ||
August, September | August, September | ||
====Frucht==== | ====Frucht==== | ||
aus der mittig sitzenden Hauptblüte entwickelt sich eine fünf- bis sechsteilige Kapsel, die der übrigen Blüten sind vierteilig, sie enthalten helle, nierenförmige Samen | |||
====Vermehrung==== | ====Vermehrung==== | ||
durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst, Selbstaussaat | durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst, Selbstaussaat | ||
Zeile 34: | Zeile 37: | ||
frische Blätter sparsam als Gewürz, Tee zur Blutreinigung, bei Schwindel, Krämpfen, Herzrasen, Kopfschmerz, aromatischer Zusatz zu italienischem Grappa | frische Blätter sparsam als Gewürz, Tee zur Blutreinigung, bei Schwindel, Krämpfen, Herzrasen, Kopfschmerz, aromatischer Zusatz zu italienischem Grappa | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Furanocumarine, Gerbstoffe, Alkaloide, Rutin | Furanocumarine, Gerbstoffe, Alkaloide, Flavonglykosid Rutin, Bitterstoffe, Methylketone, ätherische Öle | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
anwesend | anwesend | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Das Kräuterkulinarium S.148, Maiga Werner (2014) | * Das Kräuterkulinarium S.148, Maiga Werner (2014) | ||
* Das neue BLV Buch der Kräuter S.111, Richard Mabey (Hrsg.) (1989) | * Das neue BLV Buch der Kräuter S.111, Richard Mabey (Hrsg.) (1989) | ||
* Der Stinkgarten S.66, Jürgen Dahl (1997) | |||
* Die Weisheit der Natur S.36, Werner Telesko (2001) | * Die Weisheit der Natur S.36, Werner Telesko (2001) | ||
* Die Kräuter in meinem Garten S.597, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | * Die Kräuter in meinem Garten S.597, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.345, Deni Bown (1996) | |||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.569, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013) | |||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.627, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | * Giftpflanzen Pflanzengifte S.627, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | ||
* Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.220, Heinz Görz (1987) | |||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.116, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.245, Konrad Kölbl (1993) | |||
* Köstliche Kräuter S.115, Marion Nickig, Heide Rau (1998) | |||
* Köstliches aus dem Garten S.181, Marion Nickig, Heide Rau (2005) | * Köstliches aus dem Garten S.181, Marion Nickig, Heide Rau (2005) | ||
* Kräuter S.173, Burkhard Bohne (2010) | * Kräuter S.173, Burkhard Bohne (2010) | ||
* Kräuterzauber S.72, Dido Nitz (2012) | * Kräuterzauber S.72, Dido Nitz (2012) | ||
* Neophyten S.412, Norbert Griebl (2020) | |||
* New Kreüterbuch Cap.CCXXXVI, Leonhart Fuchs (1543) | |||
* Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.73, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008) | * Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.73, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008) | ||
* Pflanzen des Mittelmeerraumes S.314, Andreas Bärtels (1997) | |||
* Pflanzenfamilien S.153, Ross Bayton, Simon Maughan (2018) | |||
* Von Anis bis Zimt S.60, Günter und Erna Linde (1996) | * Von Anis bis Zimt S.60, Günter und Erna Linde (1996) | ||
* Wildpflanzen auf unserem Tisch S.46, Dagmar Lánská (1990) | |||
* Wo der Pfeffer wächst S.275, Hansjörg Küster (1987) | * Wo der Pfeffer wächst S.275, Hansjörg Küster (1987) | ||
* Zauberpflanzen Hexenkräuter S.86, Gertrud Scherf (2002) | * Zauberpflanzen Hexenkräuter S.86, Gertrud Scherf (2002) | ||
Zeile 55: | Zeile 70: | ||
Der Name "Wein"- Raute entstand erst im Mittelalter, hängt wohl mit dem weinähnlichen Geruch der Planze zusammen. | Der Name "Wein"- Raute entstand erst im Mittelalter, hängt wohl mit dem weinähnlichen Geruch der Planze zusammen. | ||
Die Weinraute ist immer wieder als Abtreibungsmittel verwendet worden, so dass im Jardin des Plantes in Paris das Beet zeitweise mit einem eisernen Zaun geschützt werden musste, um es vor Plünderungen zu bewahren. Schon die Berührung der Pflanze mit der Kleidung könne einen Abort auslösen, hieß es. Nach Hieronymus Bock sollten Kloster- und Ordensleute von der Pflanze essen, um ihr Keuschheitsgelübde besser einhalten zu können. | Die Weinraute ist immer wieder als Abtreibungsmittel verwendet worden, so dass im Jardin des Plantes in Paris das Beet zeitweise mit einem eisernen Zaun geschützt werden musste, um es vor Plünderungen zu bewahren. Schon die Berührung der Pflanze mit der Kleidung könne einen Abort auslösen, hieß es. Nach Hieronymus Bock sollten Kloster- und Ordensleute von der Pflanze essen, um ihr Keuschheitsgelübde besser einhalten zu können. Adelbert von Chamisso schreibt: »Die Raute ist als Arznei nervenstärkend und erhitzend; man wendet sie gewöhnlich bei hysterischen Frauen an und bei nervösen Zuständen, die von großer Empfindlichkeit herrühren; sie stumpft diese Reizbarkeit ab.« | ||
Die Blätter der Weinraute dienten als Vorbild für das Kreuz auf französischen Spielkarten. | Die Blätter der Weinraute dienten als Vorbild für das Kreuz auf französischen Spielkarten. | ||
[[Category:Mehrjährige]] | [[Category:Mehrjährige]] | ||
[[Category:Duftpflanzen]] | [[Category:Duftpflanzen]] |
Aktuelle Version vom 25. Oktober 2023, 18:18 Uhr
Weitere Namen
Augenraute, Edelraute, Gartenraute, Gnadenkraut, Weinkraut, Totenkraut
Botanischer Name
»Ruta« Raute, »graveolens« lat. übel riechend, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Garden Rue, Common Rue
Familie
Rautengewächse, Rutaceae
Verbreitung
Südeuropa
Wuchs
ausdauernd, im unteren Bereich verholzend, buschig, hell graugrüne zwei- bis dreifach gefiederte kleine Blätter,Blütenstand bis 80cm hoch, Pflanze wirkt phototoxisch, bei Sonneneinstrahlung nach Berührung können Brandblasen entstehen
Standort
sonnig, mäßig nahrhafter Boden
Blütezeit
Juni, Juli, (August)
Blüte
verzweigter doldenähnlicher endständiger Blütenstand, fünfzählige gelbe Blüten an der Spitze des Blütenstandes, seitlich meist vierzählige Blüten, Fremdbestäubung wird durch Vormännlichkeit gesichert
Fruchtreife
August, September
Frucht
aus der mittig sitzenden Hauptblüte entwickelt sich eine fünf- bis sechsteilige Kapsel, die der übrigen Blüten sind vierteilig, sie enthalten helle, nierenförmige Samen
Vermehrung
durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst, Selbstaussaat
Frosthärte
Laub abwerfend, frosthart
Tierische Gäste
Bestäubung hauptsächlich durch Bienen und Schwebfliegen, Raupenfutterpflanze des Schwalbenschwanzes
Pflege
Rückschnitt im Frühjahr, vorsichtiger Umgang mit der Pflanze ist angeraten, da sie phototoxisch wirkt, bei Sonneneinstrahlung nach Berührung können sich Brandblasen bilden
Verwendbare Teile
frische Blätter sparsam als Gewürz, Tee zur Blutreinigung, bei Schwindel, Krämpfen, Herzrasen, Kopfschmerz, aromatischer Zusatz zu italienischem Grappa
Inhaltsstoffe
Furanocumarine, Gerbstoffe, Alkaloide, Flavonglykosid Rutin, Bitterstoffe, Methylketone, ätherische Öle
Status
anwesend
Literatur
- Das Kräuterkulinarium S.148, Maiga Werner (2014)
- Das neue BLV Buch der Kräuter S.111, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
- Der Stinkgarten S.66, Jürgen Dahl (1997)
- Die Weisheit der Natur S.36, Werner Telesko (2001)
- Die Kräuter in meinem Garten S.597, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.345, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.569, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.627, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.220, Heinz Görz (1987)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.116, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kölbls Kräuterfibel S.245, Konrad Kölbl (1993)
- Köstliche Kräuter S.115, Marion Nickig, Heide Rau (1998)
- Köstliches aus dem Garten S.181, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
- Kräuter S.173, Burkhard Bohne (2010)
- Kräuterzauber S.72, Dido Nitz (2012)
- Neophyten S.412, Norbert Griebl (2020)
- New Kreüterbuch Cap.CCXXXVI, Leonhart Fuchs (1543)
- Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.73, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
- Pflanzen des Mittelmeerraumes S.314, Andreas Bärtels (1997)
- Pflanzenfamilien S.153, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
- Von Anis bis Zimt S.60, Günter und Erna Linde (1996)
- Wildpflanzen auf unserem Tisch S.46, Dagmar Lánská (1990)
- Wo der Pfeffer wächst S.275, Hansjörg Küster (1987)
- Zauberpflanzen Hexenkräuter S.86, Gertrud Scherf (2002)
Geschichte und Geschichten
Bereits bei den alten Römern war die Weinraute ein viel genutztes Gewürz, im Apicius-Kochbuch wird sie 101 Mal erwähnt. Sie wurde in den Gärten Roms kultiviert, da sie gut schnittverträglich ist, hatte aber mit ihrem intensiven Geruch auch die Aufgabe Hunde und Katzen sowie böse Geister fern zu halten.
Der Name "Wein"- Raute entstand erst im Mittelalter, hängt wohl mit dem weinähnlichen Geruch der Planze zusammen. Die Weinraute ist immer wieder als Abtreibungsmittel verwendet worden, so dass im Jardin des Plantes in Paris das Beet zeitweise mit einem eisernen Zaun geschützt werden musste, um es vor Plünderungen zu bewahren. Schon die Berührung der Pflanze mit der Kleidung könne einen Abort auslösen, hieß es. Nach Hieronymus Bock sollten Kloster- und Ordensleute von der Pflanze essen, um ihr Keuschheitsgelübde besser einhalten zu können. Adelbert von Chamisso schreibt: »Die Raute ist als Arznei nervenstärkend und erhitzend; man wendet sie gewöhnlich bei hysterischen Frauen an und bei nervösen Zuständen, die von großer Empfindlichkeit herrühren; sie stumpft diese Reizbarkeit ab.«
Die Blätter der Weinraute dienten als Vorbild für das Kreuz auf französischen Spielkarten.