Wunderblume (Mirabilis jalapa)
Weitere Namen
Vier-Uhr-Blume
Botanischer Name
»Mirabilis« lat. wunderbar, seltsam, »jalapa« Benennung nach der Ähnlichkeit des Rhizoms mit der Jalapa-Wurzel (einem Windengewächs mit drastisch abführender Wirkung), Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Marvel of Peru, Four-o-Clock's
Familie
Wunderblumengewächse, Nyctaginaceae
Verbreitung
Mittelamerika (wahrscheinlich Mexiko, andere Quellen sprechen von Peru), um 1525 kamen erste Pflanzen nach Europa
Wuchs
ausdauernd, knolliges, unregelmäßiges Speicherorgan mit relativ wenigen Wurzeln, aus verdickten Knoten entspringende länglich herzförmige glattrandige kreuzgegenständige Blätter, Seitentriebe aus jeweils nur einer der Blattachseln, Wuchs zunächst aufrecht, später sparrig auseinander fallend, endständige Blütenstände, bis 1,2m hoch
Standort
sonnig, durchlässiger nahrhafter Boden, der nicht austrocknen sollte, entweder ausgepflanzt oder im Kübel zu halten
Blütezeit
(Juni), Juli, August, (September)
Blüte
fünf trichterförmig verwachsene Kronblätter, die sich im Laufe des Nachmittags öffnen und nachts blühen in weiß, rosa, gelb, lila, Farbmischungen an einer Pflanze möglich, die Blüten sind jeweils nur eine Nacht geöffnet, während des Hochsommers wachsen aber ständig Blüten nach
Fruchtreife
August, September, Oktober
Frucht
jeweils ein erst grüner, später dunkelbraun abreifender Same in den offenen Kelchblättern sitzend, die Form erinnert an eine Handgranate, sobald er reif ist, fällt er bei leichter Berührung aus
Vermehrung
durch Aussaat im Frühjahr, nach milden Wintern keimen im Garten Samen, die im Vorjahr ausgefallen sind
Frosthärte
Pflanze stirbt bei den ersten Frösten ab, Wurzelknolle frostfrei überwintern, Samen überstehen die meisten Winter, besonders wenn sie unter die Erde gelangt sind
Tierische Besucher
Bestäubung durch lang rüsselige Hummeln und Schmetterlinge, in ihrer Heimat wird die Pflanze durch Kolibris bestäubt, Schnecken meiden die Pflanze
Pflege
entweder als Kübelpflanze halten oder die Wurzel im Mai auspflanzen, eventuell Blütenstand hochbinden, wenn die Wurzeln im zeitigen Frühjahr anfangen auszutreiben, können sie an frostfreien Tagen schon draußen stehen, sie wachsen dann kompakter, müssen aber wenn Frost droht wieder ins Haus
Verwendbare Teile
Giftpflanze, Wurzel mit abführender Wirkung, die Blüten werden zum Färben eingesetzt
Inhaltsstoffe
Arabinose, Beta-Amyrin, Beta -Sitosterol, Eiweiße, Fette, Harze, Galactose, Trigonellin
Status
anwesend, Saatgut bzw. Ableger vorhanden
Literatur
- Duftpflanzen S.34, Bernd Dittrich (1988)
- Die Geschichte der Botanik vom 16.Jahrhundert bis 1860 S.441, Julius Sachs (1875)
- Mein Garten S.533, Vita Sackville-West (1951-1958)
- Pflanzen des Mittelmeerraumes S.226, Andreas Bärtels (1997)
- Taschenlexikon der Mittelmeerflora S.219, Ruprecht und Irene Düll (2007)
- ...und grün des Lebens goldner Baum S.174, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
- kraut&rüben 7/2007 S.17
Geschichte und Geschichten
Wunderblumen sind eigenartige Gewächse, die ihrem Namen alle Ehre machen. Neben einfarbigen Blüten in weiß, rosa, gelb und violett gibt es Pflanzen, bei denen jede Blüte anders aussieht. Meist sind zwei Farben vertreten und die Blüten variieren von einfarbig über gestreift und gefleckt, alles an einem einzigen Blütenstand. Wunderblumen sollten so gesetzt werden, dass sie abends bewundert werden können. Im Hochsommer öffnen sich unzählige Blüten im Laufe des späten Nachmittags, blühen dann die ganze Naht hindurch bis zum Morgen. Sobald es hell wird schließen sich die Blüten und fallen bald ab, während im offenen Kelch die Entwicklung der Samen beginnt. Die haben eine etwas eigenwillige Form, sehen aus wie kleine Handgranaten. Sie sind zunächst grün, dann braun ausreifend, bleiben noch einige Zeit im halb geöffneten Blütenkelch sitzen, fallen dann irgendwann heraus. Weit kommen sie nicht, sind zu schwer um größere Strecken zurück zu legen, aber wenn der Winter nicht zu hart ist, treiben sie im nächsten Frühjahr mit zwei großen Keimblättern aus. Im ersten Jahr ist die Pflanze noch nicht allzu groß, wird aber blühen. Die Wurzel gleicht jetzt noch einer kleinen Rübe. Sie lässt sich wie die Knolle der Dahlie frostfrei und trocken überwintern. Mit zunehmendem Alter wird aus der Rübe ein mehr als faustgroßes Speicherorgan, je größer es wird, umso üppiger sind Wuchs und Blüte.
Pflanzen, die aus Saatgut gezogen sind, das ich in Spanien am Wegrand eingesammelt habe, beginnen etwas später zu blühen, blühen dann aber deutlich länger als die aus hier gekauften Samen.
Laut Darwin lässt sich die Blüte von Mirabilis jalapa mit dem Pollen von Mirabilis longiflora bestäuben, um keimfähige Samen zu erhalten, umgekehrt aber nicht.