Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
Weitere Namen
Regendachl, Weiberkittel, Frauentrost, Jungfernkraut
Botanischer Name
»Alchemilla« vermutlich nach dem arabischen al-kimiya- Chemie, die Alchemisten schrieben den an den Blättern austretenden Wassertropfen besondere Heilwirkung zu, »vulgaris« lat. gewöhnlich
Englischer Name
Lady's Mantle
Familie
Rosengewächse, Rosaceae
Verbreitung
Europa, Russland
Wuchs
mit der Zeit größer werdende Horste, im Winter oberirdisch absterbende Staude, Blattwerk etwa 20-30cm hoch, auseinanderfallend, Blütenstände bis 50cm hoch
Standort
halbschattig, normaler Gartenboden
Blütezeit
Juni, Juli, bei rechtzeitigem Rückschnitt eventuell Nachblüte im August, September
Blüte
grünlich gelbe in knäuelartigen Rispen stehende winzige Sternblüten, Samen werden ohne Bestäubung ausgebildet
Fruchtreife
September
Frucht
Vermehrung
Teilung älterer Pflanzen, Aussaat im Frühjahr, Selbstaussaat
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
unter dem dichten Blätterdach bleibt es meist feucht, so dass Schnecken den Wurzelbereich als Aufenthaltsort nutzen, allerdings ohne Fraßschäden zu hinterlassen
Pflege
Rückschnitt nach der Winterruhe, Rückschnitt nach der Blüte, um frischen Austrieb zu fördern
Verwendbare Teile
junge Blätter für Salat oder Tee, Blätter und Blüten für Tee gegen Magen- und Darmbeschwerden, menstruationsregulierend, milchfördernd, blutreinigend
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle, Salicylsäure, Harz, Lecithin, Phytosterine, Saponine, Tannine
Status
anwesend, Ableger vorhanden
Literatur
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.74, Ulrich Völkel (2010)
- Die Kräuter in meinem Garten S.185, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.180, Detlev Henschel (2002)
- Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.42, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
- Kräuter S.99, Burkhard Bohne (2010)
- Naturmedizin Heilkräuter S.32, Penelope Ody (2000)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.66, Detlev Arens (1991)
- Von Timmerjahn, Hollerblüh und Bettstroh S.31, Christiane Freuck (2009)
- kraut&rüben, 6/2008
Geschichte und Geschichten
Frauenmantel ist ein Name, der bei dieser Pflanze sofort nachvollziehbar ist. Wie ein weiter in Falten gelegter Umhang wirken die weichen Blätter, die teilweise an kurzen Stielen aufrecht stehen, meist aber flach auf dem Boden aufliegen. Der Wurzelbereich bleibt dadurch feucht und geschützt. Das beim ersten kräftigen Frost absterbende Laub sieht zwar nicht allzu schön aus, sollte aber trotzdem über Winter an der Pflanze verbleiben, auch hier als schützende Abdeckung. Im zeitigen Frühjahr erfolgt der Rückschnitt. Die dünnen Stängel sind auch jetzt noch so zäh, dass sie sich kaum abreißen lassen ohne die Pflanze zu verletzen. Die jungen Blätter sind besonders hübsch, wie ein Fächer zusammen gefaltet schieben sie sich in die Höhe, fühlen sich an als wären sie mit Samt überzogen. An den weich gezähnten Blatträndern bilden sich in den Morgenstunden glitzernde Wasserperlen aus Flüssigkeit, die die Pflanze abgibt. Im Juni erscheinen die Blütenstände, die bis 30cm hoch werden können. Die Blüten selbst sind unscheinbar, winzige grünliche Sternchen, aber da sie zu vielen zusammen stehen, scheinen sie wie ein Schleier über den Blättern zu schweben. Etwa zwei Monate lang sieht das besonders früh morgens sehr schön aus. Da die Stängel aber immer weiter wachsen kippen sie irgendwann (besonders nach heftigen Regenfällen) und liegen dann langsam verbräunend auf den Blättern. Jetzt ist es an der Zeit, die Pflanzen aus zu putzen, Blütenstängel, aber auch alle unschönen Blätter werden bodentief abgeschnitten. Innerhalb von maximal drei Wochen lassen frische Blätter den Bodendecker wieder wie neu aussehen.
Der Frauenmantel benötigt keinen Bestäuber, um Samen auszubilden. Die durch Jungfernzeugung entstehenden Sämlinge sind genetisch nahezu identisch. Werden die Samenstände nicht rechtzeitig abgeschnitten, finden sich bald überall Jungpflanzen.