Herbstzeitlose "Waterlily" (Colchicum autumnale)
Weitere Namen
Herbstkrokus, Giftkrokus, Herbstlilie, Leichenblume, Mönchskappe, Wiesenlilie, Wiesensafran, Nackte Jungfer
Botanischer Name
»Colchicum« (1) von gr. kolchikon - Zeitlose, (2) nach der am östlichen Mittelmeer gelegenen Landschaft Kolchis, »autumnale« lat. Herbst-
Englischer Name
Meadow Saffron
Familie
Liliengewächse, Liliaceae
Verbreitung
Süd-, West-, und Mitteleuropa, (Waterlily ist eine Züchtung)
Wuchs
ausdauernde Knollenpflanze, Blätter im Frühjahr bis 30cm hoch, Blüte im blattlosen Zustand bis 20 cm hoch, Blattaustrieb und Samenreife im Frühjahr
Standort
sonnig, halbschattig, schattig, feuchter nahrhafter Boden
Blütezeit
(August), September, Oktober, (November), (Dezember)
Blüte
gefüllte zartlila Blüte, etwa 10cm durchmessend
Fruchtreife
Mai, Juni
Frucht
länglich eiförmige Kapsel mit vielen flachen Samen
Vermehrung
durch Tochterknollen
Frosthärte
nach der Blüte ohne oberirdische Pflanzenteile überwinternd, Knolle frosthart
Tierische Besucher
leider nehmen Schnecken keine Rücksicht auf die Giftigkeit der Pflanze und fressen die Blätter im Frühjahr genüsslich ab, was sich negativ auf die nächste Blüte auswirkt
Pflege
möchte möglichst in Ruhe gelassen werden
Verwendbare Teile
zellteilungshemmend, schmerzstillend, stark giftig (schon bei Berührung), keine Selbstmedikation
Inhaltsstoffe
Colchicin und 20 weitere Alkaloide, fettes Öl, Eiweiß, Gerbstoffe
Status
anwesend
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.90, Bobby J. Ward (1999)
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.90, Ulrich Völkel (2010)
- Die Kräuter in meinem Garten S.243, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.265, Deni Bown (1996)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.254, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.139, Heinz Görz (1987)
- Kölbls Kräuterfibel S.140, Konrad Kölbl (1993)
- New Kreüterbuch Cap.CXXXIIII, Leonhart Fuchs (1543)
- Schön aber gefährlich S.75, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen S.150, Detlev Arens (1991)
- Symbolik der Pflanzen S.135, Marianne Beuchert (1996)
- Zauberpflanzen Hexenkräuter S.182, Gertrud Scherf (2002)
- kraut&rüben 9/1994, 9/1998
Geschichte und Geschichten
Die Herbstzeitlose ist anders als andere Pflanzen, dreht sie doch die Vegetationsphasen einfach um. Aus dem Nichts erscheinen im Herbst ihre großen, an Krokusse erinnernden Blüten, die bei den Wildformen von einfacher schlichter Eleganz sind. Auch wenn ich gefüllten Zuchtformen eher skeptisch gegenüber stehe, die gefüllte Herbstzeitlose "Waterlily" ist mir ans Herz gewachsen. Sie hat so eine ungestüme Üppigkeit zu einer Zeit, wo die meisten Blüten sich verabschieden und ich warte jeden Herbst darauf, sie endlich wieder zu sehen. Herbstzeitlose wollen in Ruhe gelassen werden. Wo sie einmal gepflanzt wurden, möchten sie die nächsten Jahrzehnte verbringen ohne dass ihnen jemand zu nahe kommt. Das sollte bei der Handhabung der Pflanze ohnehin beachtet werden, denn kaum ein Gewächs ist in seiner Gesamtheit so giftig. Die Knollen sollten am Besten mit Handschuhen angefasst werden, heißt es immer wieder. Im August kommen sie in die Erde, häufig sind dann schon die Knospen zu sehen und kaum hat man drei Tage nicht nachgeschaut, schon blüht sie. Wenn das Wetter mitspielt halten sich die Blüten mehrere Wochen lang, manchmal bis in den Dezember. Bis zum Frühjahr ist dann nichts mehr zu sehen von der eigenartigen Pflanze. Erst im Mai schiebt sie ihre großen kräftig grünen Blätter aus der Erde, zwischen denen jetzt auch die Samenstände auftauchen. Mag die Herbstzeitlose noch so giftig sein, die Schnecken nehmen darauf keine Rücksicht. Ihr Verdauungssystem macht sich nichts aus Colchicin und so werden die Blätter Opfer der nächtlichen Fressgelage. Das wirkt sich natürlich negativ auf die nächste Blüte aus und sollte nach Möglichkeit unterbunden werden. Bleiben die Pflanzen halbwegs intakt, können sie bis zum Hochsommer Nährstoffe sammeln und sterben dann ab. Wieder ist von der Herbstzeitlosen nichts mehr zu sehen. Bis zum Herbst, da blüht sie wieder...
Die Giftigkeit der Herbstzeitlosen war schon in der Antike bekannt. In Griechenland wurde sie als Ephemeron bezeichnet, als Pflanze, die innerhalb eines Tages zum Tod führt. Die Wirkung des Colchicin setzt erst nach mehreren Stunden ein, wenn es für eine Behandlung bereits zu spät ist. Giftmorde mit Herbstzeitlosen sind aus vielen Epochen bekannt. Heute besteht die größte Gefahr in der Verwechslung der Blätter mit denen des Bärlauch, weshalb Laien bei Wildsammlungen vorsichtig sein sollten.
Medizinisch wird Cochicin bei Gelenkschmerzen durch Gicht oder Rheuma eingesetzt.